Berlin. Das Entführungsdrama um die Block-Kinder beherrscht die Schlagzeilen. Wie die Familie um Patriarch Eugen Block zu ihrem Vermögen kam.

Seit der Silvesternacht stehen Christina Block und ihre Familie verstärkt im Blickpunkt der Öffentlichkeit . Der Grund: Acht Männer sollen ihren Ex-Partner Stephan Hensel in Dänemark zusammengeschlagen und zwei der gemeinsamen vier Kinder in Autos gezogen und nach Deutschland gebracht haben. Die Kinder sind mittlerweile bei ihrer Mutter in Deutschland. Doch viele Fragen bleiben offen.

Der Vorfall in Dänemark ist die vorerst letzte Eskalation in einem anhaltenden Sorgerechtsstreit, der sich seit Jahren in zwei Ländern abspielt. Hensel, von dem Christina Block seit 2018 geschieden ist, hatte die beiden gemeinsamen Kinder Klara und Theodor im August 2021 nach einem Besuch im dänischen Gravenstein nicht mehr herausgegeben.

Seither gibt es immer wieder neue Nachrichten über den öffentlich ausgetragenen Sorgerechtsstreit. Das liegt auch daran, dass Christina Block einer der bekanntesten Unternehmerfamilien Deutschlands entstammt. Wer die Familie Block ist und welcher bekannten Restaurantkette sie ihren Reichtum zu verdanken hat, erklären wir hier.

Christina Block und ihr Vater Eugen Block gehörten zu einer der bekanntesten Unternehmerfamilien Deutschlands.
Christina Block und ihr Vater Eugen Block gehörten zu einer der bekanntesten Unternehmerfamilien Deutschlands. © Roland Magunia/Funke Foto Service | Roland Magunia

Familie Block: Von der ersten „Block House“-Filiale zu einem beachtlichen Vermögen

Die Erfolgsgeschichte der Hamburger Geschäftsfamilie Block beginnt mit Eugen Theodor Block und seiner Schwester Marlies Head. Die beiden bauten ab 1968 ein Steakhaus-Imperium auf: Damals eröffnete die erste „Block House“-Filiale im Hamburger Stadtteil Winterhude. Eugen Block, geboren 1940 bei Oldenburg, hatte zuvor in London, New York und Paris in der Gastronomie gearbeitet und wollte das Steak damals nach Deutschland bringen.

Und es klappte: Mittlerweile gibt es Filialen an 55 europäischen Standorten, davon 45 in Deutschland. Doch die Blocks entwickelten ihr Geschäft weiter und eroberten weitere Zweige. Eine Auswahl: Die Burger-Kette Jim Block eröffnete 1973 und verkauft heute an zwölf Standorten. Über die Marke Block House vertreiben die Blocks Produkte wie Dressing oder Fleischgewürze im Einzel- sowie Großhandel. Und in Hamburg besitzt sie sowohl das Brauhaus Blockbräu als auch das Fünf-Sterne-Hotel Grand Elysée.

Die Block-Gruppe wuchs über die Jahrzehnte zu einer der wichtigsten deutschen Unternehmensgruppen im Gastronomiebereich an. Offiziellen Angaben zufolge gehörten Mitte 2022 18 Unternehmen und mehr als 2300 Mitarbeitende zum Konzern. Der Umsatz laut CEO Stephan von Bülow: 410 Millionen Euro im Jahr 2019 und 308 Millionen Euro im ersten Corona-Jahr 2020. Eugen Blocks Privatvermögen wurde im Ranking des „Manager Magazins“ 2019 auf 400 Millionen Euro geschätzt.

Eugen Block gründete das Imperium einst mit seiner Schwester.
Eugen Block gründete das Imperium einst mit seiner Schwester. © A.Laible | Andreas Laible

Eugen Block und seine drei Kinder: So führen sie das Unternehmen heute

Eugen Block ist nicht nur Familienoberhaupt und Vater von Christina Block und ihren beiden Brüdern Dirk und Philipp. Der 83-Jährige gilt als penibler Chef mit Hang zur Kontrolle: In einem „Zeit“-Porträt heißt es, Eugen Block kaufe Mitarbeitenden auch schon mal eine neue Brille, wenn ihm die andere nicht gefalle. Zudem setze er sich dafür ein, dass sie sich gesund ernährten. „Ich bin da Missionar“, habe Block, der bei der Bundestagswahl 2013 die AfD gewählt haben will, damals gesagt.

Das Wohl seiner Mitarbeitenden soll Block so wichtig sein, dass er Führungskräfte schnell austauscht, wenn er sie für nicht gut genug hält. Davon bleibt selbst sein eigener Sohn Dirk nicht verschont: Sein Vater entzog ihm das operative Geschäft, nachdem er in der Block-Gruppe kurzzeitig als Geschäftsführer tätig war. Anschließend entschied Eugen Block, dass die Leitung künftig nur noch bei familienexternen Personen liegen dürfe.

Eugen Block, Christina Block und deren Partner Gerhard Delling bei einer Veranstaltung.
Eugen Block, Christina Block und deren Partner Gerhard Delling bei einer Veranstaltung. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Eugen Block, seine drei Kinder und seine 2023 verstorbene Frau Christa Block wurden schließlich Gesellschafter im Beirat des Unternehmens. Die Kinder erhielten 2011 zunächst jeweils acht Prozent der Anteile. „Ich habe das auch gemacht, um den Familienfrieden zu wahren“, sagt Block damals der „Zeit“. Er selbst kündigte jahrzehntelang immer wieder seinen Rücktritt an, schaffte den Absprung aber nie ganz.

Tatsächlich hatte es lange nicht so ausgesehen, als würden Eugen Blocks Kinder ihm in das Familienunternehmen folgen: Dirk führt Franchise-Unternehmen der Pizzakette L‘Osteria, Philipp wurde erst Kindergärtner und stieg anschließend ebenfalls in den Fleischhandel ein, Christina gründete 2001 die Bistrokette Prima Pane. Heute ist sie vielen allerdings eher wegen ihres Privatlebens ein Begriff.

Christina Block: Wer sie ist und was sie im Block-Imperium macht

Christina Block wurde 1973 in Hamburg als erstes Kind von Eugen und Christa Block geboren. Sie machte nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Bayerischen Hof in München, arbeitete in Paris, Atlanta oder Peking. Heute steuert sie als Gesellschafterin die Unternehmensgruppe ihres Vaters, zu dem sie eine sehr enge Bindung haben soll.

Doch wie Eugen Block ist auch seine Tochter mehrgleisig unterwegs: Christina Block ist stellvertretende Vorsitzende des Hamburger Tourismusverbands und seit 2016 Repräsentantin des Familienhotels Grand Elysée im Hamburger Nobelviertel Rothenbaum. 2020 unterstützte sie bei der Hamburger Bürgerschaftswahl den CDU-Spitzenkandidaten Marcus Weinberg als dessen Wirtschaftsexpertin.

Die Geschäfte laufen gut für Christina Block, ihr Vater schwärmt in Interviews von ihren Unternehmerqualitäten und ihrem Ehrgeiz. Aber Eugen Block erklärt auch: Der Sorgerechtsstreit um Christinas Kinder bereite ihm viel „Herzleid“. Denn so golden der Lebenslauf seiner Tochter auch glänzt – ihr Privatleben wirft einen dunklen Schatten auf ihre Erfolge.

Seit Jahren läuft zwischen Christina Block und ihrem Ex-Mann Stephan Hensel ein Streit um die vier gemeinsamen Kinder. Das einstige Ehepaar hatte sich 1999 kennengelernt, Hensel war kurzzeitig im Block-Unternehmenskosmos tätig. Dann machte er sich selbstständig, 2018 erfolgte die Scheidung. Seither lebt Hensel in Dänemark. 2021 wird Blocks Beziehung zum Sportmoderator Gerhard Delling öffentlich.

Christina Block und Ex-Ehemann Stephan Hensel im Jahr 2009. Das Paar ließ sich 2018 scheiden.
Christina Block und Ex-Ehemann Stephan Hensel im Jahr 2009. Das Paar ließ sich 2018 scheiden. © Juergen Joost | Juergen Joost

Block-Fall: Ein Sorgerechtsstreit und kein Ende in Sicht

Im selben Jahr entfaltet sich auch das öffentliche Drama in der einstigen Familie. An einem Wochenende im August 2021 behält Hensel die beiden jüngsten Kinder nach einem Besuch bei sich. Die älteste Tochter soll sich freiwillig dafür entschieden haben, beim Vater zu bleiben. Die Zweitälteste wohnt in Deutschland bei ihrer Mutter.

Was die Kinder wirklich wollen und wer in dem Fall die Wahrheit sagt, lässt sich kaum überprüfen: Hensel zufolge weigerten sich die beiden jüngeren, zu Christina Block zurückzukehren. Er wirft seiner Ex häusliche Gewalt vor, die zieht vor Gericht und erklärt die Situation unter anderem im „Hamburger Abendblatt“, das wie unsere Redaktion zur FUNKE Mediengruppe gehört. „Ich wollte dieses ganze Drama nicht öffentlich machen, um meine Kinder zu schützen“, sagt Christina Block dort in einem Exklusivinterview.

Das deutsche Gericht gibt Block Recht, sie hat als Mutter das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht – trotz des geteilten Sorgerechts. Doch ihr Ex weigert sich, dem Herausgabebeschluss des Hamburger Oberlandesgerichts Folge zu leisten und die Kinder zurück zur Mutter zu geben. Dabei hat Hensel juristische Unterstützung: Dänemark hat eine EU-Rechtsverordnung abgelehnt, nach der es gerichtliche Entscheidungen zum Sorgerecht aus anderen EU-Ländern anerkennen müsste.

Zusammen mit der mutmaßlichen Entführung der Kinder in der Silvesternacht, dem Haftbefehl gegen Christina Block und dieser dänischen Besonderheit scheint eines klar zu sein: Der Sorgerechtsstreit um die Block-Kinder ist noch nicht vorbei.