Berlin. Gewittertierchen treten bei schwülem Wetter auf. Hartnäckig hält sich der Mythos, sie könnten ein Gewitter vorhersagen. Stimmt das?

Ein schwül-warmer Sommertag, drückende Hitze, die Luft scheint förmlich zu stehen. Zumindest wer im weißen T-Shirt Fahrrad fährt, dürfte die kleinen schwarzen Insekten kennen: Gewittertierchen oder Gewitterwürmchen.

Die Fluginsekten treten vermehrt bei schwülem Wetter auf und scheinen ein Gewitter anzukündigen. Deshalb ja auch der Name – oder?

Gewittertierchen: Insgesamt gibt es 5500 verschiedene Arten

Die Insekten sind unter verschiedenen Namen bekannt, erklärt der Biologe Manfred Ulitzka, der zu Gewittertierchen forscht. Die wissenschaftliche Bezeichnung der ein bis drei Millimeter großen Tierchen ist Thysanoptera, umgangssprachlich würden sie aber Thripse, Fransenflügler, Gewittertierchen oder Gewitterfliegen genannt, so Ulitzka.

Laut Umweltbundesamt gibt es weltweit 5500 verschiedene Arten, in Deutschland sind es immerhin 210 unterschiedliche. Gleichzeitig gibt es Entwarnung: Für den Menschen sind die Tiere ungefährlich. Es passiere demnach jedoch, dass sie Personen ins Auge fliegen, so könne es zu einer Bindehautreizung kommen.

Gewittertierchen: Ungebetene Gäste im Garten

Auch wenn sie weder stechen noch beißen, werden sie von vielen Menschen als störend empfunden: Die kleinen Gewitterwürmchen machen es sich gerne auf heller Kleidung gemütlich oder befallen beliebte Gartenpflanzen, wie beispielsweise Rosen.

Einige Arten hinterlassen silbrig glänzende Stellen auf den Blättern der Pflanzen, erklärt Experte Ulitzka. Laut Umweltbundesamt können die Insekten auch die Entwicklung von Gemüse behindern und Knospen verkümmern lassen.

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Thripsen seien keine guten Flieger, räumt der Biologe mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf. Sie nutzen die durch die sommerliche Thermik ausgelösten Aufwinde, um sich in der Luft zu halten.

„Die auslösenden Faktoren zum Schwärmen an sich sind dabei Temperaturen von mindestens 20 Grad Celsius, beständiges Wetter und ein Taupunkt zwischen 5 und 15 Grad Celsius. Natürlich kann an solchen Tagen auch eine gewisse Gewitterwahrscheinlichkeit herrschen und dadurch das Phänomen des Massenauftretens der Tiere an Gewitter gekoppelt erscheinen", so der Experte.

Sagen Gewittertierchen ein Gewitter voraus?

Das gefühlt vermehrte Auftreten der Tierchen vor Gewittern habe aber auch einen physikalischen Hintergrund. Die Feldstärke verändere sich vor einem Unwetter. Die elektrische Feldschwankung wiederum beeinflusse das Flugverhalten der Tiere, fährt Ulitzka fort.

Der Experte erklärt weiter: Durch die veränderte Feldschwankung lassen sich die Thripsen in untere Luftschichten absinken und landen auf Objekten, auch auf Pflanzen oder Menschen.

Als Hellseher für Gewitter können Gewittertierchen daher nicht verstanden werden. Ihre Flugbahn ändert sich demnach erst, wenn das Gewitter schon in vollem Gange ist. (dja)

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