Berlin. Aktive Unterwasservulkane können für Menschen und Meerestiere gefährlich werden. Forschende suchen deshalb nach Hinweisen und Lösungen.

Vulkane gehören zu den erstaunlichsten Naturphänomene auf der Erde. An Land gibt es weltweit rund 1900, doch unter Wasser sollen es sogar Millionen sein. Dort finden auch viel häufiger vulkanische Aktivitäten statt als an Land. Nur bleiben sie oft unentdeckt, weil die Unterwasservulkane tief im Meer lokalisiert sind. Ungefährlich sind sie deshalb aber nicht.

Aufgrund des schwierigen Zugangs wurde der Vulkanismus unter Wasser bislang nur wenig erforscht. Doch in Süditalien bei den Liparischen Inseln haben Forschende nun mehrere aktive Unterwasservulkane untersucht. Hintergrund ist die fortbestehende Gefahr für die Meerestiere sowie die Menschen. Sie hoffen, durch ihre Beobachtungen einen Weg zu finden, um Vulkanausbrüche besser vorhersagen zu können.

Unterwasservulkane: Bei den Liparischen Inseln in Süditalien befinden sich aktive Vulkane unter Wasser.
Unterwasservulkane: Bei den Liparischen Inseln in Süditalien befinden sich aktive Vulkane unter Wasser. © picture alliance / blickwinkel/McPHOTO/M. Gann

Unterwasservulkane in Italien: Forschende untersuchen vulkanische Gase

Ein Team bestehend aus dem Biologen Laurent Ballesta, Francesco Italiano, einem der führenden Vulkanologen Italiens, sowie seinen Kollegen und Roberto Rinaldi, einem berühmten Unterwasserfotografen und Filmemacher, hat den Vulkanismus an der italienischen Südküste genauer untersucht und dokumentiert. Der Fokus lag dabei auf den sogenannten hydrothermalen Schloten. Dabei handelt es sich um Geysire, die sich an den Seiten des Vulkans herausbilden. "Aus ihnen quellen und blubbern Vorhänge aus Blasen mineralreicher heißer Gase", heißt es in einem Bericht des National Geographic.

Das Team ankert zunächst vor Panarea, der kleinsten der Liparischen Inseln. Die vulkanische Aktivität auf der Insel selbst gilt als ruhend, doch unter der Wasseroberfläche "steigen Wolken aus Kohlendioxid- und Schwefelwasserstoffbläschen" empor, heißt es weiter in dem Bericht. Ballesta sagt, dass es sich anfühlt, "als schwimme man durch kopfüber stehenden Regen".

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Vulkanische Gase: Darum sind sie so gefährlich

Die Forschenden tauchen ab und entdecken, dass die säurehaltigen Blasen das Überleben von vielen Lebewesen unmöglich machen. Weder Korallen noch andere hartschalige Organismen sind in der Unterwasserlandschaft zu finden. Ein Röhrenwurm hat sich in der Nähe der Blasen angesiedelt, doch seine kalkige Röhre löst sich bereits auf, berichtet Ballesta. "Andernorts zeigen die Seegraswiesen der Posidonia, auch Neptungras genannt, weißliche, verätzte Blätter", erklärt er weiter.

Auch die Taucher spüren die Auswirkungen der Säuren. "Als wir nach einigen Stunden in der ätzenden Umgebung wieder auftauchen, sind unsere Lippen und Wangen aufgesprungen, die verchromten Ventile an unseren Tauchanzügen oxidiert", heißt es in dem Bericht. In dieser Region an der Südküste Italiens können laut den Forschenden nur anaerobe Lebewesen, die keinen Sauerstoff benötigen, unter Wasser überleben.

Vulkanaktivität unter Wasser: Forschende untersuchen säurehaltige Gase aus Unterwasservulkanen in Süditalien.
Vulkanaktivität unter Wasser: Forschende untersuchen säurehaltige Gase aus Unterwasservulkanen in Süditalien. © picture alliance / Zoonar

Vulkanausbruch unter Wasser: So gefährlich kann es an Land werden

Unterwasservulkane können sich auch auf das Leben an Land auswirken. Die Stärke der Auswirkungen hängt dabei von der Nähe des Vulkans zur Wasseroberfläche ab:

Ausbrüche in großer MeerestiefeIn diesem Fall "wirkt das Gewicht des darüber liegenden Wassers wie eine Druckkappe", erklärt David Pyle, Vulkanologe und Professor für Geowissenschaften an der Universität von Oxford gegenüber der "Deutschen Welle" (DW).
Ausbrüche in ein paar Kilometern MeerestiefeGelangt Magma in zwei Kilometern Tiefe ins Meer, kommt es mit kaltem Wasser in Berührung und kühlt schnell ab. Das Wasser erhitzt sich dabei stark, aber verdampft nicht.
Ausbrüche in flachem WasserIst das Wasser flach genug, erhitzt das geschmolzene Vulkangestein das umliegende Wasser so stark, dass es verdampft. Dabei entstehen gefährliche Dampfexplosionen, weil sich in kurzer Zeit "ein kleines Wasservolumen in ein riesiges Dampfvolumen verwandelt", erklärt Pyle weiter gegenüber DW.

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    Bei einem Vulkanausbruch entstehen Druck- und Schwerkraftwellen, die Wogen auslösen können. Im schlimmsten Fall können dabei meterhohe Tsunamis entstehen, die das Leben an Land gefährden. Auslöser dafür sind unter anderem:

    • vulkanische Erdbeben
    • Glutlawinen
    • Unterwasserexplosionen

    Bei Vulkanausbrüchen in geringer Meerestiefe kann es zudem passieren, dass Asche und Gase in die Luft geschleudert werden. In der Nähe von Menschen stellt die verschmutzte Luft eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit dar. Zudem kann dadurch der "Zugang zur Strom- und Wasserversorgung" beeinträchtigt werden, erklärt Pyle.