Vechelde. Im Kita-Gemeindeelternrat bekräftigen Eltern und Verwaltung, das Betreuungsproblem gemeinsam anzugehen. Dazu ist eine Kampagne geplant.

Die Betreuung in den (kommunalen) Kindertagesstätten (Kitas) in der Gemeinde Vechelde – sie ist und bleibt schwierig und für alle Beteiligten nervenaufreibend. Denn nach wie vor fallen nicht zuletzt aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels Betreuungszeiten für die Mädchen und Jungen aus. In der Sitzung des Kita-Gemeindeelternrats, zu der außer Vecheldes Bürgermeister Tobias Grünert auch etliche Eltern gekommen sind, ist aber viel von einer „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ die Rede und vom Bemühen, bei der Lösung der Probleme an einem Strang zu ziehen – und das alles nach Wochen und Monaten, in denen (einige) Eltern massiv Kritik an der Rathausverwaltung geübt haben.

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Bestes Beispiel für die so etwas wie Aufbruchstimmung: Vehement machen sich die Eltern Sabina Hoffmann und Anke Homuth in der Bevölkerung für eine Werbekampagne – um nicht zu sagen: Imagekampagne – stark nach dem Motto „Vechelde ist eine schöne, eine attraktive Gemeinde, in der die Menschen gerne leben und arbeiten“. Mit dieser positiven Grundhaltung, das ist die große Hoffnung der Initiatorinnen, könnte es gelingen, die Mitarbeitenden in den Kitas zu halten und neue zu gewinnen. Die in der Vergangenheit geäußerte (negative) Kritik – so ist dabei die Grundhaltung, die auch Grünert teilt – trage nicht gerade dazu bei, dass sich Fachkräfte auf dem engen Arbeitsmarkt für Kitas in der Gemeinde Vechelde entschieden, sie habe gar eine abschreckende Wirkung.

Kita-Betreuung – Werbekampagne mit positiver Einstellung

„Vechelde ist großartig“ – „Wir freuen uns auf Deine Bewerbung“: Das ist der Tenor dieser Kampagne, bei der Kinder Plakate malen und Kurzvideos mit positiver Einstellung gedreht werden. Sabina Hoffmann hofft darauf, dass sich möglichst viele Eltern/Kindern daran beteiligen, dass Plakate aufgestellt werden nicht nur in der Gemeinde Vechelde, sondern auch im Umland (etwa in Braunschweig). Wenn Kinder solche Werbeplakate malten, verbänden sie das in der Regel von ganz alleine mit einer ungetrübten/ansteckenden Grundstimmung, die auch bei Fachkräften gut ankomme, sind die Organisatorinnen überzeugt. Über die einschlägigen Whatsapp-Gruppen und den Gemeindeelternrat (GER) sind Kontaktaufnahmen möglich, das (weitere) Vernetzen der Eltern – gegebenenfalls auch mit anderen Gruppen wie den Berufsschulen – ist das große Ziel.

Wichtige Termine in der Kita-Debatte

Mit dem Kita-Maßnahmenpaket befasst sich der Vechelder Finanz- und Wirschaftsausschuss am Montag, 27. Mai, ab 17 Uhr, im Dornberg-Carree (Mehrzweckraum) in Vechelde; am Montag, 10. Juni. entscheidet der Gemeinderat ab 19 Uhr in der Mensa im Vechelder Schulzentrum (beide Sitzungen sind öffentlich). Am Mittwoch, 29. Mai, stellt sich die Gemeindeverwaltung (Grünert) den Fragen der Kita-Eltern (ab 19 Uhr, ebenfalls in der Mensa).

Für diese Kampagne wünscht sich Sabina Hoffmann allerdings finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde: „Wir Eltern sind gerne bereit, bei der Lösung des Betreuungsproblems mitzuhelfen“, verdeutlicht sie. Doch für Ausgaben etwa für Plakate solle es von der Kommune doch Gelder geben – ein Wunsch, der bei Grünert offenbar auf offene Ohren gestoßen ist. Unabhängig von dieser Eltern-Initiative, die vor allem auf Gefühle/Emotionen setzt, wünschen sich einige Mütter eine intensivere Werbekampagne der Gemeinde: In den sozialen Medien müsse mehr getan werden, auch könne die Kommune in Schulen bei Schülern werben. Allerdings plant die Gemeinde bereits ein Marketing- und Personalgewinnungskonzept – ausgearbeitet von einem Fachunternehmen – und lässt sich das alleine in diesem Jahr 30.000 Euro kosten.

Kita-Betreuung – kommen Schließzeiten in den Sommerferien?

Denn wie groß mittlerweile der Druck geworden ist, zeigt sich auch an der Feststellung einer Mutter, sie könne aufgrund der fehlenden Betreuung für ihr Kind ihren Job nicht mehr ausüben. GER-Mitglied Daniel Arnke stellt aber immerhin mit Blick auf die Rathausverwaltung und die Gemeindepolitik eine große Einigkeit fest, das Kita-Problem lösen oder zumindest verkleinern zu wollen. Ein ganzes Paket an Maßnahmen ist auf den Weg gebracht, und der Bildungs- und Jugendpflege-Ausschuss des Gemeinderats hat einige Schritte ins Gespräch gebracht:

– über generelle Schließzeiten für alle (kommunalen) Kitas in der Gemeinde in den Sommerferien beraten (eventuelle Einführung im Kita-Jahr 2025/2026): Schließzeiten sollen für Kita-Mitarbeiter ein Anreiz/Lockmittel sein.

– über eine 48-Stunden-Symptomfreiheit für Kita-Kinder und Atteste beraten (eventuelle Einführung im Kita-Jahr 2025/2026).

– Rotationsverfahren bei der Inanspruchnahme der Kita-Betreuung (eventuelle Einführung 2026).

Maßnahmenpaket der Vechelder Gemeindeverwaltung zu den Kitas

Zur Verbesserung der Betreuung in den kommunalen Kindertagesstätten (Kitas) schlägt Bürgermeister Tobias Grünert dieses Paket vor – der Gemeinderat hat das im März beschlossen:

– Einrichtung von ständigen stellvertretenden Kitaleitungen mit entsprechender Eingruppierung und Freistellungszeiten.

– Entlastung der pädagogischen Kräfte und der Leitungskräfte im Bereich der Verwaltungstätigkeiten durch zusätzliche Büro-/ Verwaltungskräfte in den Kitas.

– zusätzliche Fachkraftstellen zur Stabilisierung und Unterstützung der Betreuung in Einrichtungen.

– Erhöhung des Umfangs der hauswirtschaftlichen Unterstützung, vorrangig in den größeren Kitas.

– Prüfung der Einführung einer Schließzeit in den Sommerferien für ein bis zwei Wochen.

– Auswertung des Bedarfs und der tatsächlichen Inanspruchnahme von Früh- und Spätdienst (ab 7 Uhr beziehungsweise ab 16 Uhr).

– Prüfung der Erhöhung von Verfügungszeiten je Gruppe sowie individuell je pädagogischer Kraft.

– Prüfung einer „Wiederzulassungstabelle“ bei Krankheitssymptomen, um Ansteckungen in der Kita zu verhindern/zu reduzieren.

– Ausweitung und Verstetigung der Qualifizierungsangebote für pädagogische Fach- und Leitungskräfte, insbesondere Führungscoachings für Leitungskräfte und Kommunikations-/Resilienztraining.

– Einrichtung und Freischaltung der Kita-App; übergangsweise Einrichtung eines Benachrichtigungssystems über die Homepage der Gemeinde.

– Prüfung des Einsatzes von mobilen Endgeräten im Kita-Alltag zur Erleichterung von Dokumentation und Präsentation.

– Ausbau der kitainternen Netzwerke und der technischen Ausstattung.

– Erweiterung der Angebote im Bereich der „Gesundheitsförderung“ für alle Mitarbeitenden der Gemeinde Vechelde.

– Ausarbeitung und Umsetzung eines Marketing-/Recruitingkonzeptes zur Gewinnung von weiteren Fachkräften.

In der Planung ist zudem eine rückwirkende Erstattung der Kita-Gebühren für die Kinder, die aufgrund der Personalnot an bestimmten Tagen nicht betreut werden konnten. GER-Vorsitzender Ricardo Pratas Santa Barbara berichtet von Eltern, die meinten, eine solche Rückerstattung müsse ohne Antrag erfolgen. Doch Grünert bittet um Verständnis, denn die Gemeindeverwaltung habe die Ausfälle bei der Betreuung zunächst in jedem Einzelfall zu prüfen – erst dann könne es das Geld für die Eltern geben. Dies könne nur auf Antrag erfolgen, wobei „wir als Verwaltung so schnell wie möglich erstatten wollen“. Mit der geplanten Digitalisierung auch in den Kitas werde das Feststellen der Ausfallzeiten „auf Knopfdruck“ erfolgen können, doch sie sei aufgrund überlasteter IT-Dienstleister noch nicht (komplett) erfolgt.

Kita-Betreuung – „Mitarbeitende nicht attackieren“

Eindringlich appelliert Arnke an die Eltern, die Nerven zu behalten, mit Kita-Mitarbeitenden respektvoll umzugehen und nicht zu attackieren – auch nicht mit Worten. Er selbst sei Zeuge gewesen, wie ein Vater in einer Kita „explodiert“ sei, bei solchen Aktionen gebe es „viel negative Energie“. Grünert beteuert erneut, die Gemeinde komme den Bewerbern im Kita-Bereich entgegen, sie stelle flexibel Voll- und Teilzeitkräfte ein – damit wendet sich der Verwaltungschef abermals gegen anderslautende Aussagen aus der Elternschaft. Bonuszahlungen seien aber den Kommunen in Niedersachsen grundsätzlich untersagt. Als sich Grünert verabschiedet, gibt es Applaus von Eltern.

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