Braunschweig. Die Region Braunschweig-Wolfsburg ist wie ganz Deutschland vom Streik betroffen. Wie viel Verständnis ist noch da? Das sagen unsere Follower.

Es ist der vierte und bislang längste Arbeitskampf im aktuellen Tarifstreit: Erneut hat die Lokführergewerkschaft GDL zum Streik im Bahnverkehr aufgerufen. Seit Mittwochfrüh fährt die Deutsche Bahn im Personenverkehr – auch in der Region Braunschweig-Wolfsburg – nur noch nach Notfahrplan.

Die Situation scheint festgefahren. Die GDL um Kopf Claus Weselsky und die Deutsche Bahn finden seit Monaten nicht zueinander – weder bei der Wochenarbeitszeit noch bei der Lohnerhöhung samt Laufzeit.

Wir haben auf Instagram gefragt: Wie viel Verständnis für den Streik haben unsere Followerinnen und Follower noch? Neben Galgenhumor wie „Die Züge fahren sowieso nicht ...“ halten sich die Lager ungefähr die Waage.

Wieder Bahnstreik – so ist das Meinungsbild auf unserem Instagram-Kanal

Die GDL-kritischen Kommentare, die „gar kein Verständnis“, so ein User, haben, verweisen auf darauf, dass der insgesamt vierte Streik „langsam übertrieben“ sei. „Die GDL lehnt alles ab und geht nicht an den Verhandlungstisch!“, schreibt eine Userin. Sie verstehe, dass dies ein harter Job sei, „aber man muss auch kompromissbereit sein. Das geht alles auf Kosten der Bürger“. Eine Leserin aus Königslutter, die unserer Redaktion einen Leserbrief schrieb, merkt an: „Welches Unternehmen kann sich bei Kürzung der Arbeitszeit einen vollen Lohnausgleich leisten? Die Bahn hat gute Vorschläge gemacht, aber die Gewerkschaft will immer mehr.“

Ein weiterer Kommentator auf Instagram schreibt, dass seine Tochter in ein Krankenhaus weiter weg müsse: „Ich habe kein Auto, wir warten seit sechs Monaten auf diesen Termin und müssen ihn leider verschieben. 200 Kilometer mit dem Taxi ist nicht drin.“ Passend dazu ein weiterer Kommentar: „Und dann wundern, wieso so viele doch zum Auto greifen.“

Ein weiterer User bezeichnet die jetzige Situation als dumm. „Japan ist in Streiksachen ein gutes Vorbild.“ Gemeint ist damit eine Art des Streikes, die nicht die Fahrgäste, sondern das Unternehmen treffen würde. In Japan oder auch Australien hatten vor einiger Zeit Busfahrer zumindest teilweise gestreikt: Sie fuhren, verkauften aber keine Tickets.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Einige andere Kommentare auf unserem Instagram-Kanal halten dagegen. „Streiks müssen eben wehtun, sonst bringen sie nichts“, schreibt ein User. Eine andere Nutzerin schlägt in dieselbe Kerbe: „Volle Solidarität mit den Streikenden, auch wenn ich als Pendlerin von den Auswirkungen hart getroffen werde! Streiks müssen wehtun und bei der kritischen Infrastruktur merken wir halt alle was davon. Bei der Bahn verdient das Management Millionen, zieht Profit aus einem heruntergewirtschafteten Unternehmen, und wer leidet drunter? Personal und Fahrgäste!“

Auch interessant

Boni abschaffen und die Arbeitenden fair bezahlen – solche und ähnliche Kommentare tauchen häufiger auf. Ein Leserbrief-Schreiber aus Weddel kommentiert in unserer Zeitung: „Nun schreien alle wieder rum – Gewerkschaft, DB, Wirtschaft und Kunden der Bahn. Bis 1994 waren die DB-Mitarbeiter:innen mehrheitlich verbeamtet (ca. 117.000). Dann wurde die Bahn privatisiert. Erst durch die Privatisierung sind Streiks möglich geworden. Das Ergebnis bekommen heute alle Bahnkunden und auch die Wirtschaft zu spüren. Die AG mit all ihren Sparten fährt seit vielen Jahren Verluste ein und trotzdem werden in den Chefetagen ‚Boni‘ verteilt. Wie geht so etwas?“

Auch Swantje Schendel, Grünen-Landtagsabgeordnete aus Braunschweig, hat unsere „Frage der Woche“ kommentiert. „Die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche ist völlig legitim, Schichtdienst ist körperlich so belastend. Die Bahn sollte hier einwilligen“, schreibt sie.

„Der Bahnvorstand ist doch derjenige, der nicht verhandeln will“, meint hingegen ein anderer Nutzer. Er kritisiert die Bahn, das Angebot für eine verringerte Wochenarbeitszeit an die Personalstärke zu knüpfen, „also wie gut der Vorstand selbst seinen Job bei der Mitarbeitenden-Entwicklung macht“. Und weiter: „Also wenn die GDL einen Vorschlag beziehungsweise Anforderungen stellt, der Bahnvorstand auf diese aber kaum eingeht und alles abblockt, und die GDL dann zum Streik aufruft, ist die GDL nicht kompromissbereit? Das sehe ich sehr anders.“