Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. In dieser Folge geht es um das Fahrrad und sein Potenzial im Kampf um mehr Nachhaltigkeit.

„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad“ – ein schönes wie wahres Zitat. In Zeiten des Klimawandels umso mehr. Jeder Kilometer, der auf zwei statt vier Rädern zurückgelegt wird, ist ein guter Kilometer für die Umwelt. Ein Fahrrad produziert kein CO2, keinen Feinstaub und ist im Gegenzug auch noch gut für die Gesundheit des Strampelnden. Eine Studie hat gezeigt: Durch regelmäßiges Radfahren soll sich die Lebenserwartung um drei bis 14 Monate erhöhen.

Doch diese „Ode ans Rad“ soll nicht verschleiern, dass das Fahrrad das Auto nicht immer ersetzen kann. Wer aus dem Baumarkt drei Säcke Gartenerde holt, nimmt das Auto. Wer jeden Tag 20 Kilometer oder mehr zur Arbeit pendeln muss (und kein passendes ÖPNV-Angebot hat) auch. Und wer zwei, drei oder vier Kinder zum Fußballtraining oder zu einem Geburtstag fahren muss sowieso. Auch das Fahrrad ist kein Alheilmittel im Kampf gegen den Klimawandel. Aber es kann ein wichtiger Baustein in der Verkehrswende sein.

Dazu wird schon einiges getan: extra Fahrradspuren in den Städten, Parkgaragen für Zweiräder, Ladesäulen für E-Bikes und so weiter. Dennoch: Es gibt noch reichlich Luft nach oben. Fehlende Radwege; oder wellige und mit Schlaglöchern gesäumte Strecken, die so schmal sind, dass Überholmanöver zum Abenteuer werden und ein geselliges Nebeneinanderfahren gar nicht möglich ist – und dann verengen hereinragende Brennnesseln und Co. den Weg auch noch weiter; Ampelschaltungen, die für unfreiwillige minutenlange Pausen sorgen; und dann auch noch das Selbstbewusstsein einiger Autofahrer à la „Diese Straße gehört mir“ und „Platz da, ich komme“.

Südtirol als Paradies für Radfahrer

Vielleicht ist das auch Jammern auf hohem Niveau. Vielleicht wirkt der Familienurlaub in Südtirol auch noch nach. Super asphaltierte und breite Fahrradwege, meist abseits von der Straße für die Autos; immer wieder Gastronomie und Spielplätze für die Kinder direkt an der Strecke; und das Wegenetz bestens ausgeschildert, so dass auch weitere Touren von Ort zu Ort kein Problem waren. Wer gerne mit dem Rad unterwegs ist, dem sei Südtirol wärmstens ans Herz gelegt.

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Doch zurück ins Fahrrad-Entwicklungsland Deutschland. Wo übrigens statistisch 11,8 Prozent der Wege mit dem Drahtesel zurückgelegt werden – immerhin. Damit liegen wir vor Ländern wie Belgien (9,5), der Slowakei (8) oder Österreich (7). Aber hinter Ungarn (22), Schweden (16,5) oder Dänemark (16). Spitzenreiter sind – Überraschung – die Niederlande mit stolzen 27 Prozent. Daran sollten wir uns orientieren und, getreu dem Eingangszitat, öfter mal das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.

Der Satz wird übrigens ausgerechnet Adam Opel zugeschrieben. Denn der von ihm gegründete Automobilhersteller produzierte zunächst tatsächlich Fahrräder.

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