Lingen. Das Aus des Atomkraftwerks in Lingen war auf Mitte April verschoben worden. Minister Christian Meyer betonte nun, dass es dabei bleiben soll.

Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) hat das Aus für das Atomkraftwerk in Lingen von Mitte April an bekräftigt. Auch mit Blick auf den nächsten Winter sei kein Atomstrom mehr für die Versorgungssicherheit in Deutschland notwendig, sagte Meyer am Montag bei einem Besuch des RWE-Kraftwerkstandorts im emsländischen Lingen.

„Man sollte jetzt bei dem Atomausstieg bleiben, den man vereinbart hat“, sagte er zur Diskussion um eine weitere Verlängerung der Laufzeiten für die Reaktoren. Das eigentliche Aus für die Atomkraft in Deutschland zum 31. Dezember 2022 war im Herbst durch ein Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf den 15. April verschoben worden.

In Lingen stellte der Energiekonzern RWE ein Megabatteriesystem für die Speicherung von erneuerbarer Energie vor. Zusammen mit einem Standort im nordrhein-westfälischen Werne halte RWE mit dem System eine Speicherkapazität von 117 Megawatt vor, das innerhalb einer Sekunde die gespeicherte Energie eine Stunde lang abgeben kann, sagte Roger Miesen, Vorstandsvorsitzender der RWE Generation. Der Batteriespeicher bildet mit seinen zwei Standorten ein gemeinsames System mit RWE-Wasserkraftwerken entlang der Mosel. Der gespeicherte Strom soll zur Netzstabilisierung dienen. Das Investitionsvolumen für die Megabatterie beträgt rund 50 Millionen Euro. Die Megabatterie hat dem Unternehmen zufolge bereits Strom ins Netz eingespeist und befinde sich im Probebetrieb.

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Meyer würdigte die Investition von RWE in erneuerbare Energien, sie seien ein wichtiger Schritt für die Energiewende. Das Land Niedersachsen fördere in Lingen den Aufbau von zwei Elektrolyseuren zur Wasserstofferzeugung. Zum einen handelt es sich laut Energieministerium um eine sogenannte PEM-Elektrolyse mit 4 Megawatt Leistung und eine alkalische Elektrolyse mit einer Leistung von 10 Megawatt. Die Gesamtkosten des Vorhabens belaufen sich auf über 28 Millionen Euro, wovon Niedersachsen 8 Millionen Euro übernehme. Dies sei der Startpunkt für den nachfolgend beabsichtigten Ausbau einer Wasserstoffelektrolyse mit einer Leistung von 300 Megawatt, der bis 2026 am Standort des Gaskraftwerks in Lingen erfolgen soll.

„Ohne den ambitionierten Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft werden wir den nachhaltigen Umbau unserer Energieversorgung nicht schaffen“, sagte Meyer. Lingen solle dafür einer der wichtigsten Standorte sein. Hier solle künftig Wasserstoff in großem Stil erzeugt werden, der für die Industrie bestimmt sei.

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Auch das Pipelinenetz für Wasserstoff soll laut Meyer ausgebaut werden. So ist zwischen Lingen und Gelsenkirchen eine 130 Kilometer lange Wasserstofftransportinfrastruktur geplant. Das beantragte Fördervolumen allein für das Teilprojekt einer Wasserstofferzeugungsanlage der RWE mit dem Titel „Get H2 Nukleus“ beträgt gut 500 Millionen Euro, der Landesanteil solle rund 150 Millionen Euro betragen.

Mit dem Aufbau weiterer Elektrolyseure bei der Raffinerie in Lingen und der Ausspeicherungsanlage von Wasserstoff aus organischem Trägeröl werde weiterer Wasserstoff in Lingen produziert. „Damit wird das Emsland künftig eine der wesentlichen Quellen für grünen Wasserstoff in Europa“, sagte Meyer.