Lebenstedt. Salzgitters Wasserstoffcampus wird erneut finanziell gefördert vom Land. Wofür die Ideen-Schmiede 1,6 Millionen Euro erhält, erfahren Sie hier.

Der Aufbruch des Industriestandortes Salzgitter in eine umweltschonende Zukunft schreitet unaufhaltsam voran. Das Land hat die Arbeit des Wasserstoffcampus am Mittwoch mit weiteren 1,6 Millionen Euro aus dem Strukturhilfeprogramm für Salzgitter gefördert. Niedersachsen unterstützt damit bereits das fünfte Projekt aus der Innovationswerkstatt mehrerer Verbundpartner, mit denen die Stadt zusammenarbeitet. Es geht diesmal darum, Dieselloks mit Wasserstoff anzutreiben.

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Die Ziele der Strukturhilfe

Die Weichen wurden schon 2019 gestellt. Damals versprach Niedersachsen der hoch verschuldeten Stadt eine 50 Millionen Euro fassende Strukturhilfe. Mit ihr sollte die Kommune Bildung und soziale Integration vorantreiben, aber auch Wohnquartiersentwicklung sowie den Aufbau eines Kompetenz- und Gründerzentrums für Wasserstofftechnologie, den Wasserstoffcampus. Bei letzterem kooperieren als Projektpartner der Stadt die Salzgitter AG, MAN, Bosch, Alstom, die WEVG, das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik in Braunschweig sowie das Projektbüro Südostniedersachsen.

Bisherige Pilotprojekte

Bisherige Pilotprojekte waren unter anderem „Fabriktransformation“, also die Integration von Wasserstofftechnologien in Betriebsabläufe, und „Stahltanks“, die spezifische Oberflächen erhalten, um den Austritt von Wasserstoff zu vermindern. Nun gehe es um einen weiteren Schritt auf dem Weg Richtung Wasserstoffwirtschaft, wie Ulrike Witt, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung, spürbar begeistert am Mittwoch im Ratssaal erklärte. Im Beisein von 17 Vertretern der Stadt und ihrer Partner überreichte sie vier Förderbescheide. Sie gab damit den finanziellen Startschuss für die Entwicklung eines Prototyps auf der Schiene. Er soll mit Wasserstoff statt mit Diesel angetrieben werden und so ohne jegliche Emission fahren können.

Die neue Idee heißt H2-ICE-LOC

Für das Pilotprojekt H2-ICE-LOC das bis Oktober 2024 abgeschlossen und mit der Zulassung des umgerüsteten Fahrzeugs für das Netz der Salzgitter AG enden soll, erhalten vier regionale Partner Fördermittel. In gleicher Höhe beteiligen sich die Unternehmen auch selbst am Projekt. So gehen an den Entwickler, den Alstom-Konzern, rund 286.000 Euro, die Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter GmbH als Eigentümer und Nutzer der Rangierlok 170.000 Euro, die Technische Universität Braunschweig für die wissenschaftliche Begleitung 145.000 Euro, die WTZ Roßlau für die Umrüstung 960.000 Euro. Der Rat hatte Ende Juni 2022 die Förderung, aber auch Eigenmittel über 16.000 Euro beschlossen.

Weitere Arbeitsplätze erwartet

Dass die Forschungsergebnisse des Pilotprojekts auch auf andere Motoren und weitere Schienenfahrzeuge übertragen werden können, hoffte am Mittwoch Raphael Hofstädter von der Alstom Deutschland GmbH („Ich bin extrem stolz“). Sie hat die Federführung bei H2-ICE-LOC übernommen. Es gibt derzeit bundesweit 1000 Loks, weltweit sind es 4000. Sollten die Wasserstoff-Loks auf dem Markt erfolgreich sein, könnten für die jährliche Umrüstung von je zehn gängigen Modellen bis zu 80 Vollzeit-Mitarbeiter erforderlich sein. „Das sichert bestehende und schafft vermutlich weitere Arbeitsplätze am Standort Salzgitter“, ahnt die Stadt.

Und Professor Peter Eilts von der TU Braunschweig betonte, Ziel sei es, beim Wasserstoff-Antrieb dieselbe Leistung zu erreichen wie beim Dieselmotor. „Wir fahren mit Vollgas in die grüne Zukunft“, ahnte Enrico Rothe von der WTZ.