Braunschweig. Die Region rund um Braunschweig und Wolfsburg sucht einen Namen. Zwei Experten haben eine klare Meinung. Stimmen Sie jetzt ab!

Sie sind zwei alte Hasen. Martin Bretschneider ist Inhaber von Niedersachsens größter Werbeagentur, Gingco aus Braunschweig. Martin K. Burghartz hat als Agenturchef einer PR-Agentur Unternehmen aus der Bauindustrie, den DGB und andere beraten, hat Parlamentarische Abende in Berlin organisiert und stellt einmal im Quartal den sogenannten Steinberg-Dialog in Goslar auf die Beine. Der Werbefachmann und der PR-Experte haben die Namensdebatte der vergangenen Wochen in unserer Zeitung verfolgt, schalten sich ein.

Was ist die Vorgeschichte?

Mehr als 650 Leserinnen und Leser haben sich mittlerweile beteiligt. Anlass war der Vorstoß von VW-Personalvorstand Gunnar Kilian. Er platzierte einen neuen Namen: „Battery Valley“ in Anlehnung ans Silicon Valley in Kalifornien. Kilian meint das Dreieck zwischen den VW-Standorten Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter und den Ausbau der E-Mobilität.

Braucht es einen Namen?

PR-Mensch Burghartz sagt dazu: „Mit Battery Valley kann niemand etwas anfangen.“ Doch auch er ist überzeugt davon, dass diese Region mit den Städten Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter sowie den Landkreisen Gifhorn, Peine, Helmstedt, Wolfenbüttel und Goslar einen Namen braucht. So wie Bretschneider. Immer wieder gab es Versuche einer Namensfindung. Burghartz sagt: „Seit vielen Jahren sucht unsere Region Identität in einem gemeinsamen Namen, der die Basis ist für eine überregionale Bekanntheit und ein Marketing, aber letztlich auch für ein einendes Wir-Gefühl: Das Kind braucht einen Namen. Bis heute ist uns das nicht gelungen, und das ist fatal, weil sich viele Chancen nicht ergeben, wenn man anonym ist.“

Und gerade in diesen schwierigen Zeiten sei es schädlich, so Burghartz, dass diese Region in Hannover und Berlin eine schwache Lobby habe. Das gelte aber auch für die Suche nach Fach- und Führungskräften. Werbefachmann Bretschneider sagt, diese Region habe ein gutes Produkt: gut bezahlte Arbeitsplätze, den Harz, die Heide und somit viel Natur, ein gutes Freizeitangebot, viel Kultur, mit Eintracht Braunschweig, dem VfL Wolfsburg und anderen auch Spitzensport.

Er zieht den Vergleich zum Supermarkt: „Im Regal muss ein Produkt aber auffallen. Unbekannte und fremde Produkte landen nicht im Einkaufwagen.“ Übertragen heiße das: Obwohl die Mieten und Kaufpreise in unserer Region günstiger seien als in Hamburg, München oder Berlin, es hier Kitaplätze gebe, würde sich ein Facharbeiter vielleicht erst gar nicht für unsere Region interessieren – weil er sie nicht kennt. Eine definierte Marke sei deshalb so wichtig.

Welchen Namen schlagen die beiden vor?

Burghartz und Bretschneider glauben, nun den gordischen Knoten durchschlagen zu können. Burghartz gibt die erste Devise aus: Demnach brauche ein guter Name fünf bis maximal sieben Silben. Zweitens sei ganz einfach Fakt, so Burghartz: Braunschweig und Wolfsburg sind die bekanntesten Städte der Region und müssen daher Zugpferde und Namensgeber sein, weil man diesen zentralen Bekanntheitswert nutzen müsse. Er sagt: „Der Name Region Braunschweig-Wolfsburg ist daher alternativlos.“

Was spricht für den Namen?

Der Name ist schlicht und schnörkellos. Bretschneider erfand einst schon den Slogan „Wir sind Eintracht“ für Eintracht Braunschweig. Das ist ähnlich schnörkellos. Bretschneider argumentiert: „Durch den Namen Region Braunschweig-Wolfsburg werden wir lokalisierbar.“ Das sei unabdingbar. Denn der Name sei zuallererst für Externe gedacht. „Der Zusatz Region muss sein, wir sind eben eine Region, keine Metropole wie Berlin oder München. Und: Region ist international.“ Bretschneider sagt: Braunschweig und Wolfsburg sind die beiden Antipoden in dieser Region: Die größte, historisch und kulturell wichtigste Stadt und die zweitgrößte Stadt, die zugleich Heimat von VW und vom VfL Wolfsburg ist, einem Verein, der international spielt.“

Ist der Name nicht zu nüchtern? Bretschneider verneint das. Und: „Volkswagen klingt auch nüchtern – und ist erfolgreich.“ Der Name Region Braunschweig-Wolfsburg sei vielmehr kompakt und auf den Punkt gebracht.

Einen Kunstnamen, einen Fantasienamen, wie zum Beispiel Battery Valley, lehnen beide ab. Vielmehr würde der Name Region Braunschweig-Wolfsburg auch auf Vorhandenes aufbauen: auf den Flughafen Braunschweig-Wolfsburg, auf die Volksbank Braunschweig Wolfsburg, kurz BraWo. Und zum Beispiel auch auf einige Landesämter, die den Zusatz Regionaldirektion Braunschweig-Wolfsburg im Namen tragen.

Was ist mit anderen, bereits vorgeschlagenen Namen?

Unsere Leser brachten viele Namen ins Spiel, die sich auf Harz und Heide beziehen, auch auf die Flüsse Aller und Oker. Burghartz sagt dazu: „Wir sind die Wirtschaftsregion Nummer 1 in Niedersachsen und darüber hinaus. Da können wir nicht nur mit dem Harz oder der Heide kommen.“ Bretschneider sagt zur Aller und zur Oker: „Das sagt außerhalb unserer Region doch schon kaum einem noch etwas. Aller und Oker sind schließlich nicht der Rhein oder der Main.“

Der Name Braunschweiger Land stößt beim Braunschweiger Burghartz auf Gegenliebe, wie er sagt. „Wir müssen aber an die Außenwirkung denken, da gehört Wolfsburg unbedingt mit dazu.“ Und Ostfalen, das auch immer wieder genannt wurde? Das halten beide für aus der Zeit gefallen. Bretschneider: „Da weiß doch kein Mensch mehr, wo das liegt.“

Und was ist mit den anderen Kommunen in der Region?

„Eitelkeiten gibt es immer“, sagt Bretschneider. Zum Wohle aller müssten Kommunen wie Gifhorn oder Goslar diese aber hinten anstellen. Außerdem könne es Untertitel geben, Bretschneider nennt sie Claims, Burghart Sublines. Bei Salzgitter könne man die Batterie-Technik oder den Wasserstoff-Campus in den Vordergrund rücken.

Die beiden ahnen schon, dass ihr Vorschlag nicht nur auf Gegenliebe stoßen wird. Burghartz sagt: „Natürlich wird der Vorschlag wieder Kritik bei Entscheidungsträgern von gestern wecken, die ihre alten Ego-Hahnenkämpfe wie schon seit 40 Jahren weiter führen, selber aber in ihrer Amtszeit keinen Vorschlag zustande gebracht haben.“ Das Thema sei jetzt reifer. Burghartz und Bretschneider setzen auf eine „neue Generation, die bereit ist, ganzheitlich für Niedersachsens größte Wirtschaftsregion einen Namen zu finden“. Bretschneider: „Den brauchen wir.“ Man darf gespannt auf die Reaktionen sein.

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