Hannover. Die Ärztekammer erwartet zudem, dass im Herbst neben Abstands- und Hygieneregeln auch die Maskenpflicht in vielen Bereichen zurückkehren wird.

Niedersachsens Ärztekammer hat die Rückkehr zu kostenlosen Corona-Bürgertests gefordert – und erwartet im Herbst neue Einschränkungen. „Jeder, der sich testen lassen möchte, sollte das auch weiterhin kostenlos tun können“, sagte Kammerpräsidentin Martina Wenker der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag). Das Ende der kostenlosen Tests sei ein großer Fehler: „Das führt zu einer ausgeprägten Verwirrung. Im Moment weiß doch keiner mehr, wer sich wann kostenlos testen darf und wer dafür zahlen muss“, kritisierte Wenker. Sie sehe den Bund in der Pflicht.

Die Medizinerin betonte, die Tests blieben wichtig, „weil wir uns ansonsten in einen gefährlichen Datenblindflug begeben und im Herbst nicht einmal mehr Kenntnis über die Infektionszahlen haben“. Sie forderte: „Wir müssen ganz schnell zurück zu den kostenlosen Bürgertests.“

Rund 40 Millionen Corona-Tests im ersten Halbjahr

Die Zahl der in Niedersachsen durchgeführten Corona-Tests ist zurückgegangen, doch die Positivrate gestiegen. Im Juni wurden etwa 3,5 Millionen Tests genommen und somit rund 500.000 weniger als noch im Mai, wie das Gesundheitsministerium in Hannover auf dpa-Anfrage mitteilte. Im Februar waren es sogar noch etwa 8,5 Millionen Tests. In diesem Jahr wurden demnach bislang rund 40 Millionen Tests genommen – etwa 1,85 Millionen davon waren positiv. Selbsttests, die etwa in Drogeriemärkten erhältlich sind, zählen in diese Zahlen nicht mit ein.

Die Positivrate der genommenen Tests stieg hingegen an. In der vergangenen Woche waren laut Ministerium knapp 10,4 Prozent der mehr als 320.000 Tests positiv – so hoch war diese Rate demnach zuvor in keiner Woche in diesem Jahr. In der Woche zuvor waren es 9,4 Prozent positive Tests. Diese Rate schwankte allerdings durchaus – in einer Woche im April waren bereits rund 8 Prozent der Tests positiv, in einer Woche im Mai hingegen nur 4,5 Prozent. Anfang des Jahres waren es noch weniger als 1 Prozent pro Woche.

Vierte Impfung momentan nicht für Jüngere empfohlen

Für den Herbst geht Wenker davon aus, „dass neben Abstands- und Hygieneregeln auch die Maskenpflicht in vielen Bereichen zurückkehren wird“. Mund-Nasen-Bedeckungen seien ein „gutes Instrument“, sich und andere vor Ansteckungen zu schützen: „Ich rate sogar eindringlich dazu, auch jetzt schon dort freiwillig Maske zu tragen, wo es momentan keine Pflicht ist – beim Einkaufen etwa und halt überall dort, wo Menschen sich begegnen“, sagte sie der Zeitung.

Zurückhaltend äußerte sich die Kammerpräsidentin zu der Frage einer vierten Corona-Schutzimpfung. Die Ständige Impfkommission empfehle die vierte Dosis momentan nur Menschen ab 70 Jahren oder mit Vorerkrankungen. „Ich rate jüngeren und gesunden Menschen eher davon ab, sich jetzt zum vierten Mal impfen zu lassen. Ganz einfach deshalb, weil wir auch in den nächsten Jahren sicher noch wiederholt gegen Corona geimpft werden müssen“, erklärte sie. Daher sei es gerechtfertigt, „wenn immungesunde Menschen mit erfolgter Dreifachimpfung zunächst die weitere Impfstoffentwicklung abwarten“.

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