Hannover. Der Vorverkauf des 9-Euro-Tickets hat am Montag begonnen. In Niedersachsen zeichnet sich ein großes Interesse ab – nicht nur für den ersten Monat.

Etliche Pendler, Urlauber und Bahnkunden in Niedersachsen haben sich bereits vor dem offiziellen Start des 9-Euro-Tickets Anfang Juni mit dem Flatrate-Fahrschein eingedeckt. Mehrere Nahverkehrsunternehmen sprachen zum Beginn des Vorverkaufs am Montag von einer starken Nachfrage, auch wenn genauere Daten aus dem Online-, Automaten- und Schaltergeschäft oft erst noch erhoben werden müssen. Es deutet sich aber an, dass das subventionierte Ticket auf großes Interesse stößt, nachdem Bund und Länder ihren Streit über die Finanzierung Ende vergangener Woche vorerst entschärfen konnten.

Beim Verkehrsverbund GVH der Region Hannover hieß es am Nachmittag, es gebe bisher keine detaillierten Zahlen. Als Tendenz lasse sich allerdings schon absehen: „Viele Leute möchten das 9-Euro-Ticket haben, am Kundenzentrum hatten wir heute Morgen lange Schlangen.“

In der Früh habe man mehrere hundert Käufe registriert. „Auch an Automaten und über die Online-Kanäle stellen wir eine hohe Aktivität fest. Man hat das Gefühl, das läuft wie geschnitten Brot.“ Das Ticket sei – entgegen den Vermutungen mancher Kunden – nicht limitiert, Dauerkarten-Inhaber müssten sich zudem um nichts weiter kümmern.

Deutsche Bahn: Allein am Montagmorgen etwa 50.000 Tickets in Niedersachsen verkauft

Ein ähnlicher Zwischenstand war am Montagnachmittag von der Deutschen Bahn zu hören. „Auch in Niedersachsen ist der Verkauf der günstigen Monatskarten sehr gut angelaufen“, hieß es für die Region. In ganz Deutschland sei man allein am Morgen etwa 50.000 9-Euro-Tickets los geworden. Der Konzern kündigte für das erwartete höhere Aufkommen im Sommer bundesweit mehr als 50 ergänzende Regionalzüge an, die gut 250 zusätzliche Fahrten machen sollen. Das erweiterte Angebot dürfte indes von technischen und personellen Kapazitäten begrenzt sein.

Speziell „entlang touristischer Strecken“ sollen mehr Beschäftigte zum Einsatz kommen – in Niedersachsen werden das, auch bei anderen Anbietern, voraussichtlich besonders die Routen in Richtung Nordsee sein. Bahnmanager Jörg Sandvoß schränkte ein: „Auch ein Maximum an verfügbaren Zügen markiert letztlich eine Grenze. Vor allem die Mitnahme von Fahrrädern kann nicht immer garantiert werden, zumal viele Ausflüge spontan und wetterabhängig entschieden werden.“

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Bei den Privatbahnen Metronom, Enno und Erixx gab es bis zum Nachmittag noch keine konkreten Verkaufsdaten. „Wir spüren aber, dass die Nachfrage hoch ist“, sagte eine Sprecherin. „Und es kommen viele Anfragen von Kunden rein.“ An den eigenen Automaten werde der Verkauf des 9-Euro-Tickets wohl erst zum 1. Juni beginnen – man überlege derzeit aber bereits, ob sich das möglicherweise vorziehen ließe.

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Der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) nannte am Montag einen ersten Zwischenstand von etwa 9.000 digital vorverkauften Fahrscheinen – wenn man nur den Vertrieb über die App berücksichtigt. „Das ist für den Start schon eine beachtliche Größenordnung“, hieß es. Während des vorigen Wochenendes hätten sich viele Kunden vorab informiert.

9-Euro-Tickets: Schon Vorbestellungen für Juni, Juli und August

Manche Verbraucherinnen und Verbraucher hätten schon separate Tickets für Juni, Juli und August im Wert von 27 Euro bestellt, so der VBN. Diese drei Monate sind der Gesamtzeitraum, in dem der subventionierte Fahrschein in Regional- und S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Nahverkehrsbussen Gültigkeit hat. Die freie Wahl von vier Wochen – etwa von Mitte Juli bis Mitte August – ist dabei aber nicht möglich.

Die Tickets sind zudem auf die 2. Klasse beschränkt und gelten nicht in Bahnen oder Bussen des Fernverkehrs. Kinder über 6 brauchen in der Regel Extra-Fahrkarten und können nicht kostenlos mitgenommen werden.

Der Bund will mit dem 9-Euro-Ticket Pendler angesichts der hohen Energiepreise Verbraucher entlasten, den klimaschonenden öffentlichen Nahverkehr stärken und so mehr Menschen zumindest zu einem testweisen Umstieg vom Auto bewegen. Es gibt jedoch Kritik, dass parallel das Autofahren etwa durch Spritpreis-Entlastungen ebenso gefördert wird.