Wolfsburg. Mit seiner Idee der Impftouren ist der 71-Jährige für den Zuversichts-Preis beim Gemeinsam-Preis 2022 nominiert.

„Ich habe ein Helfersyndrom“, gesteht Detlef Semerau. Weil der 71-Jährige, der vor zehn Jahren selbst einen Schlaganfall erlitten und die Folgen davon überwunden hat, weiß, wie wichtig ehrenamtlicher Einsatz ist, hat Semerau im April 2018 den Verein „HELFI 55 plus/minus“ gegründet. Ziel: Hilfe für ältere und körperlich eingeschränkte Menschen. Teilnehmen kann jeder, eine Mitgliedschaft ist nicht erforderlich.

So engagiert sich Detlef Semerau ehrenamtlich...

Bingo-Abende, Knobel-Nachmittage, Computer- und Smartphone-Workshops, Kur-Reisen nach Tschechien – bei den „Helfis“ ist immer was los: Offene Treffen finden jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat ab 16 Uhr im Vereinsheim des Wolfsburger Kleingärtnervereins „Am Schäferbusch“ in der Reislinger Straße 109 statt. Ausflüge werden mit dem von Werbepartnern finanzierten Vereinsbulli, an dessen Steuer Semerau sitzt, unternommen. Derzeit engagieren sich die Mitglieder im Bereich der Hilfe für geflüchtete Ukrainer – haben beispielsweise schon mit Kindern den Tierpark Essehof besucht. „Die Menschen können mich zu jeder Tags- und Nachtzeit anrufen und ich mache möglich, was möglich ist. Es ist mir eine Freude zu helfen. Ich bin da ein total Verrückter“, sagt der Rentner. Für zwei Senioreneinrichtungen fahren er und seine Mitstreiter einkaufen und unternehmen mit den Bewohnern Rollator gerechte Ausflüge.

Das konnte bereits erreicht werden...

Mit Beginn der Corona-Pandemie kam ein neues Projekt dazu: Anfang 2021 hat Semerau so genannte Impf-Touren organisiert. Er hat nicht nur unter der zentralen Impf-Hotline der Niedersächsischen Landesregierung ganze Gruppen-Impf-Termine gebucht, sondern die Impfwilligen auch abgeholt und wieder zurück nach Hause gefahren. Alles kostenlos. Partner haben die Spritkosten finanziert.

In eineinhalb Monaten hat er insgesamt 6500 Kilometer absolviert, hat 150 Personen aus dem gesamten Wolfsburger Einzugsgebiet hin- und hergefahren. „Die Älteren waren so dankbar. Ich habe sie im Rollstuhl bis vor die Tür geschoben, dann auf sie gewartet und ihnen gesagt, dass sie keine Angst zu haben brauchen“, blickt der Ehrenamtler zurück. Für Viele sei er nach eigenen Einschätzungen „ein Lichtblick in der Isolation“ gewesen: „Die Älteren haben den ganzen Tag vor dem Fernseher gesessen, keinen Nachbarn gesehen und mit keinem Menschen gesprochen.“ Seine Mission: Denen helfen zu leben, die auf Hilfe angewiesen sind.

Das war der bisher bewegendste Moment...

Semerau war einer von 2000 geladenen Gästen aus Politik und Gesellschaft beim Festakt im Kuppelsaal Hannover aus Anlass von 75 Jahren Niedersachsen. „Da hatte ich Gänsehaut“, erinnert er sich. Überhaupt sei es die Wertschätzung, die er von anderen für das Engagement erfährt, die ihn antreibt. „Es ist schon ein tolles Gefühl bei der „Plattenkiste“ von NDR 1 Niedersachsen zu sitzen, oder von einem Fernsehteam des Senders SAT 1 begleitet oder vom ADAC interviewt zu werden“, gibt Semerau unumwunden zu.

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