Hannover. In der Region Hannover soll ein 56-Jähriger im Streit einen anderen Mann auf die Gleise geschubst haben. Vor Gericht erklärt er seine Beweggründe.

Ein 56 Jahre alter Mann soll im Streit einen anderen Mann am Bahnhof in Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover auf die Gleise geschubst haben – kurz vor der Einfahrt eines Zuges.

Zum Prozessauftakt am Landgericht Hannover wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung sagte der mutmaßliche Täter am Dienstag, er habe impulsiv gehandelt und sei wütend gewesen, habe den 34-Jährigen aber nicht töten wollen: „Ich habe das nicht gewollt.“ Er sei von zwei Menschen, darunter dem Opfer, angepöbelt worden, dann habe er den Mann geschubst. Nach Angaben des Gerichts leidet der 56-Jährige an einer psychischen Erkrankung.

Mutmaßlicher Täter gilt als Gefahr für die Allgemeinheit

Laut Anklage soll der 56-Jährige im Zustand der Schuldunfähigkeit am 26. Februar versucht haben, einen Menschen zu töten und zu verletzen. Am Gleis soll er demnach den 34-Jährigen gefragt haben, warum er ihn auslache, dann habe er ihn ins Gleisbett geschubst und damit in Kauf genommen, dass er getötet werde. Er soll auch versucht haben, sein Opfer daran zu hindern, aus dem Gleisbett herauszuklettern. Der Mann sei gefährlich für die Allgemeinheit (Az.: 93 Ks 10/21). Nach Angaben des Gerichts käme im Falle eines Urteils die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus in Betracht.

Das Opfer des Mannes erlitt eine Halswirbelfraktur, eine Platzwunde am Kopf und Hautabschürfungen. Der 34-Jährige sagte vor Gericht, er sei zusammen mit seiner Freundin an dem Tag unterwegs nach Bremen gewesen, die beiden hätten gescherzt und gelacht. Dann sei der 56-Jährige auf ihn zugekommen, handgreiflich geworden und habe ihn geschubst, als er an der Gleiskante stand. Er sei auf die Schienen gefallen, drei Frauen hätten ihm herausgeholfen, und nur wenige Sekunden später sei ein Zug durchgefahren: „Das war sehr knapp.“

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Gericht plant fünf weitere Verhandlungstage

Die 25 Jahre alte Lebensgefährtin des Opfers sagte, der 56-Jährige habe aufgebracht und „wie unter Drogen“ gewirkt, er habe vor sich hin gesprochen. Nach Angaben des 34-Jährigen soll der mutmaßliche Täter ihm etwas von „Leiden und Sterben“ zugerufen haben.

Der Angeklagte verdrehte während der Aussagen immer wieder die Augen und versuchte, Einspruch zu erheben: „Alles Lüge.“ Richter Stefan Joseph mahnte ihn mehrfach zur Ruhe, baute ihm auch Brücken: Er glaube, man habe eine gute Ebene für ein Gespräch gefunden. Der 56-Jährige erwiderte: „Ich glaube nicht.“ Außerdem forderte er den Richter auf: „Ich möchte gerne arbeiten, also bitte kommen Sie zum Schluss mit dieser Farce.“ Fünf Fortsetzungstermine sind geplant.