Hannover. Die konkrete Umsetzung der Öffnungen steht in der Kritik. Außerdem lehnen viele Händler die Öffnungspläne der Niedersächsischen Regierung ab.

Die Tourismusregionen in Niedersachsen haben die für den 10. Mai geplante Öffnung für Reisende begrüßt, gleichzeitig aber die konkrete Umsetzung kritisiert. Insbesondere die Testvorgaben und die Beschränkung auf Besucher aus dem eigenen Bundesland stießen auf Unverständnis. Die Öffnungsperspektive sei ein „Licht am Horizont“, sagte die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt, am Donnerstag. Zu den täglichen Corona-Tests, die Gäste von Hotels, Jugendherbergen und Campingplätzen vorlegen sollen, gebe es aber noch viele offene Fragen.

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Landrat kann Vorgehen nicht erklären

Ähnlich äußerte sich der Göttinger Landrat Bernhard Reuter (SPD). So könne er beispielsweise niemandem erklären, warum ein Gast aus einer Region in Hessen mit Inzidenz-Werten unter 50 nicht kommen dürfe - einer aus Salzgitter, wo der Wert weit über 100 liege, hingegen schon.

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Tägliche Tests im ländlichen Raum schwierig

Die täglichen Tests wiederum seien vielleicht für Großstädte kein Problem, aber: „Im ländlichen Raum wird das sehr schwierig werden.“Landesweit hängten Hotels und Restaurants am Donnerstag unter dem Motto „Wir zeigen Flagge“ weiße Bettlaken und Tischdecken aus den Fenstern, um auf ihre Misere im monatelangen Lockdown aufmerksam zu machen. Vor dem Landtag in Hannover übergab ein Aktionsbündnis der Branche seine Forderungen an Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).

Viele Händler lehnen Öffnungspläne der Regierung ab

Außerdem stößt die Öffnungsperspektive für den Einzelhandel in Niedersachsen auf wenig Gegenliebe bei den Betroffenen. „Eine Vielzahl an Betrieben sind bei uns kurz nach der Bekanntgabe der Pläne der Landesregierung telefonisch und in E-Mails Sturm gelaufen“, sagte die Präsidentin des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen (HNB), Mechthild Möllenkamp.

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Nach Vorstellung der Landesregierung soll in Landkreisen und Großstädten mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 der komplette Einzelhandel öffnen dürfen, und zwar ohne Terminvereinbarung vorab - allerdings nur für negativ Getestete und Geimpfte.

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Umfrage bei mehr als 2000 Händlern

Nach Bekanntwerden dieses Vorhabens starteten die IHK Niedersachsen und der Handelsverband Niedersachsen-Bremen eine Umfrage, an der sich mehr als 2000 Händlerinnen und Händler beteiligten. Das Ergebnis belegt für die Verbände eine klare Ablehnung: 78 Prozent der Einzelhändler sprechen sich demnach für eine Beibehaltung von „Click and Meet“ ohne Vorlage eines qualifizierten Testergebnisses aus.

Kunden könnten abgeschreckt werden

Die große Mehrheit der Unternehmerinnen und Unternehmer befürchte, dass Kunden abgeschreckt werden, hieß es von der IHK Niedersachsen. „Dabei spielt es keine Rolle, welche Größe das Einzelhandelsunternehmen hat und ob es in Innenstadt- oder Randlage liegt – die Sorgen sind identisch“, sagte IHKN-Präsident Uwe Goebel fest.

Umsätze würden wegen Tests einbrechen

Die Erfahrungen mit Tests hätten andernorts leider gezeigt, dass Kundenfrequenzen und Umsätze einbrechen, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung am Donnerstag. Die Landesregierung sei gut beraten, die bisher geplante Testpflicht für die Kunden des Einzelhandels zu überdenken.

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