Hannover. Viele Senioren in Niedersachsen müssen weiter auf ihren Impftermin warten. Es fehlt an Impfstoff. Die Kritik an Ministerin Reimann wird lauter.

Die Terminvergabe für die Corona-Impfungen bleibt auch in den kommenden Wochen zäh. Pro Woche werden wegen des knappen Impfstoffs nur einige Tausend Termine zu vergeben sein, sagte die Vize-Chefin des niedersächsischen Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder, am Freitag. So erwarte das Land in der kommenden Woche die Lieferung von rund 29.000 Impfdosen von Biontech/Pfizer. Diese würden zum Teil aber noch für die Impfung der Heimbewohner gebraucht.

Am Montag nehmen die ersten der 50 Impfzentren in Niedersachsen die Arbeit auf. So sollen in Hannover, Wallenhorst, Lingen, Papenburg und Georgsmarienhütte die ersten Spritzen gesetzt werden. Auf dem Messegelände in Hannover können anfangs 450 Menschen am Tag geimpft werden. Sobald mehr Impfstoff da ist, sollen dort bis zu 1000 Impfungen am Tag möglich sein.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Corona: Rund 13.000 Impftermine in Niedersachsen vergeben

Frauen und Männer in Niedersachsen, die 80 Jahre und älter sind, können seit Donnerstagmorgen per Telefon oder im Internet einen Impftermin anfragen. Allerdings waren die meisten freien Termine schnell vergriffen. Angesichts unzähliger Anrufe und Zugriffe erschwerten technische Probleme das Prozedere zusätzlich.

Insgesamt wurden am Donnerstag rund 13.000 Impftermine vergeben. 2700 weitere Termine waren laut Krisenstab am Freitagmorgen noch verfügbar. Gut 6000 Menschen standen auf der Warteliste.

Gesundheitsministerin Reimann hat Verständnis Anlaufschwierigkeiten

Allein am ersten Tag gab es den Angaben zufolge mehr als acht Millionen Anrufversuche bei der Impf-Hotline und im Schnitt 1,4 Millionen Zugriffe pro Stunde auf das Online-Portal. „Es ist erfreulich, dass so viele Menschen interessiert daran sind, sich impfen zu lassen“, sagte Schröder. Die Impfung eines möglichen großen Anteils der Bevölkerung sei eine Voraussetzung für die Überwindung der Corona-Pandemie.

Gesundheitsministerin Carola Reimann hatte bereits am Donnerstag im Landtag um Verständnis für die Anlaufschwierigkeiten gebeten. Die SPD-Politikerin sagte zu, dass dennoch jeder Impfberechtigte, der geimpft werden will, „in den nächsten Wochen“ auch einen Termin erhalten werde - „die meisten nur nicht innerhalb der nächsten Tage“.

Harte Kritik von Goslars Oberbürgermeister

Harsche Kritik am Krisenmanagement der Ministerin kam von Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk. Der CDU-Politiker forderte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) auf seiner Homepage auf, „nun endlich die personellen Konsequenzen für diese Schlechtleistungen im vergangenen Pandemiejahr“ zu ziehen und einen Wechsel an der Spitze des Gesundheitsministeriums vorzunehmen. „Was aus dem Sozialministerium heraus seit nun einem Jahr zusammengeschustert wird, reicht in anderen Bundesländern mindestens für eine Versetzung; möglicherweise in den einstweiligen Ruhestand“, schrieb Junk.

Lesen Sie auch:

Der Oberbürgermeister warnte auch vor einem Impftourismus. Nicht alle Senioren, die einen Termin bekommen haben, hätten sich das nächstgelegene Impfzentrum aussuchen können. „Das Ergebnis ist, dass jetzt eine rege Reisetätigkeit der Hochbetagten in Niedersachsen stattfindet, um an den Impfstoff zu kommen“, schrieb Junk.

Rund 176.000 Corona-Impfungen verabreicht

Neben dem langsamen Impfstart und der schleppenden Terminvergabe hatte auch eine Infobrief-Kampagne der Landesregierung Kritik hervorgerufen. In mehreren Fällen hatten auch Menschen das Schreiben erhalten, die seit vielen Jahren tot sind.

Insgesamt sind in Niedersachsen bisher rund 176.000 Corona-Impfungen verabreicht worden, darunter knapp 33.000 Zweitimpfungen.