Jever. Der Tourismusverband Niedersachsen hat eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Verbreitung des Corona-Virus gefordert. Das legitimiere die Verbote.

Angesichts der von Bund und Ländern beschlossenen Corona-Maßnahmen warnt der Tourismusverband Niedersachsen vor schwerwiegenden Folgen. „Jetzt könnte es für viele Betriebe zu einem wirtschaftlichen Kollaps kommen und für die Tourismusbranche insgesamt zu großen Schäden“, sagte Verbandschef Sven Ambrosy am Donnerstag in Jever. Der Tourismus sei ein bedeutender Wirtschaftsbereich im Land.

Einschränkungen ja, aber so hart?

Nach dem Lockdown im Frühjahr habe man gehofft, die Umsatz-Verluste im Laufe des Jahres wieder aufzuholen. Dem Beschluss aus der Bund-Länder-Konferenz zufolge sollen ab Montag Übernachtungsangebote nur noch für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt werden.

Einschränkungen seien nötig, sagte Ambrosy. Aber die Maßnahmen beträfen auch Gebiete, in denen die Zahl der Neuinfektionen unter den kritischen Werten liege. Zudem sei bis heute wissenschaftlich nicht erwiesen, dass das innerdeutsche touristische Reisen zur Verbreitung des Virus beitrage. Die Sommerferien in Deutschland hätten nach heutiger Erkenntnis nicht zur Erhöhung des Infektionsgeschehens beigetragen.

Tourismusverband fordert wissenschaftliche Datenerhebung

„Damit die Diskussion über Verbote für das Gastgewerbe nicht immer wieder von vorne geführt wird, fordern wir, dass jetzt wissenschaftlich geprüft wird, ob innerdeutsche Reiseaktivitäten überhaupt epidemiologische Auswirkungen auf die Verbreitung des Corona-Virus haben“, sagte Ambrosy.

Zwar heißt es vom Robert Koch-Institut (RKI), dass derzeit viele Fälle auf private Treffen und Gruppenveranstaltungen zurückgehen. Das gilt aber nur für die Fälle, bei denen der Ursprung der Ansteckung bekannt ist. Derzeit lässt sich jedoch für den überwiegenden Teil gar nicht nachvollziehen, wo die Infektion passiert ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch gesagt, die Entwicklung sei inzwischen an einem Punkt, bei dem man bei 75 Prozent der Infektionen nicht mehr wisse, woher sie kämen.

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