Hannover. Am Sonntag gab es 121 neue bestätigte Infektionen. Im Landkreis Vechta ist es zu einem größeren Ausbruch in einem Alten- und Pflegeheim gekommen.

Im Landkreis Vechta hat die Zahl der Corona-Infektionen nach dem Ausbruch des Virus in einem Pflegeheim einen wichtigen Grenzwert überschritten. Dem niedersächsischen Gesundheitsministerium zufolge gab es in dem Kreis in der vergangenen Woche pro 100.000 Einwohner rund 56 neue Fälle. Als Kriterium für eine mögliche Ausweitung der Corona-Schutzmaßnahmen gelten 50 Fälle.

Vechta sieht noch von Einschränkungen des öffentlichen Lebens ab

Der Landkreis hatte am Freitag mitgeteilt, dass sich in dem Alten- und Pflegeheim Haus St. Hedwig 31 Bewohner sowie 19 Mitarbeiter angesteckt hätten. Weil sich der Ausbruch klar verorten lasse, sehe man von Einschränkungen des öffentlichen Lebens aber noch ab.

Ein für den 4. Oktober geplanter verkaufsoffener Sonntag in Vechta war ohnehin schon vorher abgesagt worden - auch wegen der vielen Infektionen im benachbarten Landkreis Cloppenburg. Dort lag die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche bei 45,7, wie das Land am Sonntag mitteilte.

Infektionszahlen steigen in ganz Niedersachsen an

Der Landkreis Vechta hatte seinen Neuinfektionswert am Samstagabend selbst mit 53,15 angegeben. Aktuell seien dort 105 Menschen infiziert, hieß es. Die Angaben von Land und Kreis variieren wegen unterschiedlicher Meldezeiten.

Vechta und Cloppenburg haben zwar die höchsten Werte, Ausnahmen sind sie aber nicht: Landesweit nehmen die Corona-Fälle in Niedersachsen wieder zu. Am Sonntag gab es 121 neue bestätigte Infektionen, die Gesamtzahl der Fälle erreichte damit 21 059. Die Zahl der Genesenen stieg schwächer um lediglich 84 auf 17 793. Seit Beginn der Pandemie sind 690 mit dem Virus infizierte Menschen im Land gestorben.

Landesregierung plant neue Einschränkungen

In der Gemeinde Lemwerder (Landkreis Wesermarsch) entschied das Gesundheitsamt am Wochenende nach mehreren bestätigten Infektionen, alle Schulen, Kindergärten und Kitas zu schließen. Zuvor seien am Freitag eine Kita-Erzieherin und ein Sechstklässler positiv auf Corona getestet worden, tags darauf seien weitere Fälle hinzugekommen. Mittlerweile gebe es zehn bestätigte Infektionen, die in Zusammenhang mit dem Gymnasium und der Kita stünden, sagte Blohm. Die Schließung der Einrichtungen sei daher „alternativlos“.

Die Landesregierung plant vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen neue Einschränkungen. Die bisherige Corona-Verordnung läuft am 8. Oktober aus, das neue Regelwerk soll am Mittwoch vorgestellt werden. Unter anderem sollen private Treffen in den eigenen vier Wänden auf 25 Teilnehmer begrenzt werden - unabhängig von der Zahl der Corona-Fälle in der jeweiligen Region. Die Obergrenze für Feiern in der Gastronomie soll dafür auf 100 Teilnehmer steigen.

In mehreren Heimen haben Staatsanwaltschafteten ermittelt – bis dato ohne Ergebnis

Pflegeheime waren, wie jetzt in Vechta, auch zu Beginn der Pandemie in Niedersachsen besonders betroffen - ein halbes Jahr später stehen erste Ermittlungsverfahren dazu nun vor dem Ende. In Wildeshausen im Kreis Oldenburg stellt die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen nach der Infektion zahlreicher Bewohner eines Altenheims voraussichtlich bald ein. Auch in den Ermittlungen zu einem Corona-Ausbruch in einem Altenheim in Bramsche bei Osnabrück hält die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung für unwahrscheinlich.

Die Ermittlungen zum Corona-Ausbruch in einem Heim für Menschen mit Demenz-Erkrankungen in Wolfsburg werden dagegen nach Angaben der Staatsanwaltschaft wohl nicht vor November abgeschlossen. Dort starben mehr als 40 Menschen mit einer Infektion. Ermittelt wird gegen den Vorstand der Diakonie Wolfsburg zu der Frage, ob sich Verantwortliche fahrlässige Tötung zu Schulden kommen lassen haben.

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