Oldenburg. Die Pandemie hat das Gastgewerbe hart getroffen. Jugendherbergen in Niedersachsen leiden besonders unter dem Ausfall der Klassenfahrten.

Die von der Corona-Krise gebeutelten Jugendherbergen im Nordwesten setzen auf steigende Gästezahlen 2021. Die Buchungsnachfrage für das kommende Jahr sei gut - über alle Gästegruppen hinweg, sagte Thorsten Richter, Geschäftsführer von Die JugendHerbergen gemeinnützige GmbH, der Deutschen Presse-Agentur. „Besonders Schulen buchen wieder Klassenfahrten. Auch bei Familien und Gruppen verzeichnen wir eine leicht positive Tendenz für 2021.“

Fehlende Klassenfahrten drücken den Umsatz niedersächsischer Jugendherbergen

Im laufenden Jahr rechnen die 53 Herbergen in Niedersachsen aber damit, dass zwei Drittel ihres Umsatzes wegbrechen. Das liege vor allem an fehlenden Klassenfahrten. Das Land Niedersachsen werde den Jugendherbergen 29,8 Millionen Euro zur Verfügung stellen, kündigte Sozialministerin Carola Reimann (SPD) am Freitag an. Das Geld komme aus dem zweiten Nachtragshaushalt, das Bewilligungsverfahren werde „in Kürze“ abgeschlossen.

„Für außerschulische Begegnungen sind Jugendherbergen ein wichtiger Ort für soziales Lernen“, sagte Reimann bei einem Besuch der neuen Jugendherberge in Oldenburg. „Deswegen ist es ein erklärtes Ziel der Landesregierung, den Einrichtungen und Organisationen zu helfen, die in existenzielle Schwierigkeiten geraten sind.“ Die neugebaute Jugendherberge in Oldenburg ist 2019 eröffnet worden.

Öffnungen unter Corona-Auflagen sind für die Häuser kaum besser als Schließung

Bis auf Bad Bentheim und Esens hätten alle Jugendherbergen im Nordwesten wieder geöffnet, sagte Geschäftsführer Richter. Die Jugendherberge Bremen werde bis Mitte Dezember für die Unterbringung Geflüchteter genutzt. Auch in den jetzigen Sommerferien gebe es in einigen Jugendherbergen noch freie Plätze, Interessierte könnten dies online abfragen. Wegen der Corona-Regeln dürfen jedoch nicht alle Zimmer belegt werden. Daher sind einige Häuser gerade an der Nordseeküste schon für die gesamten Sommerferien ausgebucht.

Weil Schulkassen und Gruppen ausbleiben, fehle „der Großteil unserer Umsätze, und das wird sich auch in diesem Jahr nicht mehr ändern“, sagte Richter. Die Öffnung unter Corona-Auflagen sei wirtschaftlich kaum besser als eine Schließung. Zwar gebe es viele Gäste im Juli und August an beliebten touristischen Hotspots. Aber auch an diesen Standorten fehlten Schulklassen und Gruppen über das gesamte Jahr.

Bisher haben Jugendherbergen keine Unterstützung vom Bund bekommen

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus hatte Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) angeordnet, alle Klassenfahrten, Austauschprogramme und Schulausflüge bis zum Schuljahresende abzusagen. Die Herbergen hoffen darauf, diese Einnahmeverluste mit Hilfe von Bund und Land „zumindest teilweise“ abfedern zu können. Bisher hätten die Häuser keine Corona-Hilfen erhalten. Es gebe Kurzarbeit, Investitionen würden gestoppt, um Standortschließungen und Entlassungen zu vermeiden.

Direkt nach den Sommerferien sollen die Jugendherbergen zum großen Teil geöffnet bleiben. Die Nachfrage vor allem von Gruppen und Klassen sei aber gering, teilten die Einrichtungen im Nordwesten mit. Für die Herbstferien stiegen hingegen die Buchungszahlen von Familien.

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