Hannover. Laut einer Studie des Forsa-Instituts sorgen sich immer mehr Eltern über das Ausmaß des Handygebrauchs ihrer Kinder. Gesundheitliche Risiken lauern.

Während der Schulschließungen in der Corona-Krise hat mehr als die Hälfte der Heranwachsenden (54 Prozent) einer Studie zufolge das Smartphone häufiger benutzt als üblich. In der Ausnahmesituation fanden das 64 Prozent der Eltern auch in Ordnung, wie aus der am Donnerstag in Hannover vorgestellten Umfrage der Krankenkasse KKH hervorgeht.

Dem Meinungsforschungsinstitut Forsa zufolge sorgen sich immer mehr Eltern um den Smartphonegebrauch ihrer Kinder

Nach allmählicher Normalisierung aber komme wieder Skepsis gegenüber dem Umgang mit den digitalen Geräten auf. So befürchte die Hälfte der Eltern, ihr Kind könne süchtig werden, hieß es. 44 Prozent bekundeten die Sorge, der Nachwuchs könne mit nicht altersgerechten Inhalten in Kontakt kommen oder durch Cyber-Mobbing Schaden nehmen.

Ebenfalls 44 Prozent halten negative Auswirkungen auf die Konzentration für wahrscheinlich. 38 Prozent befürchten Gesundheitsrisiken wegen eines Mangels an Bewegung. Für die Studie unter dem Titel „Wenn Kinder liken und Eltern streiken“ hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa den Angaben zufolge 1.004 Eltern von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 18 Jahren sowie in einer ergänzenden Studie während der akuten Corona-Krise 502 Eltern von 6- bis 18-Jährigen befragt.

Exzessiver Smartphonegebraucht kann die körperliche und geistige Entwicklung beeinträchtigen

Die Befürchtungen der Eltern korrespondierten zum Teil mit den Krankendaten der Kasse, hieß es. So habe extremes Übergewicht unter Kindern und Jugendlichen von 2008 bis 2018 um 27 Prozent zugenommen, motorische Entwicklungsstörungen um 52 Prozent sowie Sprach- und Sprechstörungen um 57 Prozent. Anstiege seien bei Schlafstörungen (32 Prozent) sowie der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung ADHS (12 Prozent) zu verzeichnen.

Zwar seien nicht alle Erkrankungen allein auf das Smartphone zurückzuführen, sagte KKH-Psychologin Franziska Klemm. „Doch mit intensiver Nutzung und dem Kontakt mit nicht altersgerechten Inhalten steigt nicht nur das Risiko für Übergewicht oder motorische Beeinträchtigungen, sondern auch für psychische Erkrankungen wie Depressionen oder eine Internetsucht.“ Sie warnte zudem davor, dass Kinder durch intensiven Medienkonsum Entwicklungschancen verpassen könnten, die ihnen die analoge Welt biete. Dazu zählten auch Fußballspielen und Bewegung in der Natur.

Die Dosis macht das Gift: Angemessene Handynutzung fördert die Gehirnentwicklung

Doch auch Abstinenz sei keine Lösung, so der Braunschweiger Hirnforscher Martin Korte. Gewissenhafte Handynutzung fördere die Gehirnentwicklung, etwa wenn Heranwachsende Wissensfragen nachschlügen oder sich Dinge über Videos erklären ließen. „Das ist pures Gehirnjogging.“

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