Lüneburg. Die Waldbrandzentrale des Landes Niedersachsen hatte bis Ende Juni bereits 139 Einsätze. Das sind sieben mehr als im selben Vorjahreszeitraum.

Wegen des zunächst trockenen Wetters hat die Waldbrandzentrale in Lüneburg in diesem Jahr deutlich mehr Einsatztage als in den beiden Vorjahren gehabt. Seit Mitte März ist die Zentrale an Tagen mit mindestens Waldbrandstufe 3 besetzt, wie ein Sprecher der niedersächsischen Landesforsten sagte.

Waldbrandgefahrenstelle seit Jahren immer häufiger im Einsatz

„Da der Hochsommer erst noch kommt, dürften uns in diesem Jahr besonders viele Einsätze bevorstehen“, meinte Sprecher Knut Sierk von den Landesforsten, denen die Waldbrandgefahrenstelle untersteht. „Mehrere Hundert Brände haben wir so schon in einer frühen Phase erkennen können. Allein in diesem Jahr hatten wir bis Ende Juni 139 Meldungen", sagte er. „Im Vorjahr waren es bis Ende Juni 132, im Jahr 2018 hatten wir 224 Meldungen.“ Vom Start 2011 bis 2017 seien es im Jahresdurchschnitt 129 Meldungen bei 50 Einsatztagen gewesen. Meist seien es keine Waldbrände, die entdeckt würden, sondern andere Feuer.

In Lüneburg laufen die Daten der 20 Überwachungskameras zusammen. Diese machen drei Bilder hintereinander und vergleichen dann die Grauwerte. Bei Veränderungen schlägt das System automatisch Alarm, die Experten beurteilen dann die Bilder. Das Automatisierte Waldbrandfrüherkennungssystem (AWFS) soll eine Katastrophe wie die vom August 1975 verhindern. Damals starben in der Lüneburger Heide bei einer gewaltigen Feuersbrunst sieben Menschen. 8000 Hektar Wald verbrannten, 5000 Hektar Moor und Heide wurden zerstört.

Deutscher Wetterdienst gibt für weite Teile Niedersachsens die niedrigste Warnstufe

Derzeit sei die Gefahr von Waldbränden aber gering, sagte Sierk. Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes zeige für große Bereiche Niedersachsens die niedrigste Warnstufe 1 an. Besonders hoch ist die Gefahr sonst meist in den lichten Kiefernwäldern im Wendland.

Waldbrandzentrale beklagt fehlende Kooperation ostdeutscher Länder

Derweil beklagt die Waldbrandüberwachungszentrale der Landesforsten in Niedersachsen eine mangelhafte Kooperation der ostdeutschen Bundesländer beim Melden von Waldbränden. Während die niedersächsische Zentrale in Lüneburg den ostdeutschen Nachbarn jährlich Dutzende möglicher Waldbrände melde, die sie mit ihrer Technik jenseits der Grenze entdecke, kämen von den östlichen Ländern keinerlei Hinweise, sagte der Projektleiter der Waldbrandzentrale, Helmut Beuke, am Mittwoch in Lüneburg. Dabei sei das zeitige Entdecken ausschlaggebend, um Waldbrände erfolgreich zu bekämpfen.

Beuke äußerte seine Kritik bei einem Besuch von Ministerpräsident Stephan Weil und Innenminister Boris Pistorius (beide SPD). Weil erwiderte, er werde die Problematik mit den angrenzenden Bundesländern, die wie das östliche Niedersachsen besonders von Waldbränden betroffen sind, ansprechen. Beuke sagte, den östlichen Ländern seien 2018 mehr als 50 mögliche Waldbrände gemeldet worden, 2019 seien es rund 20 gewesen.

Ministerpräsident Weil betonte, dass die Waldbrandproblematik in den beiden vergangenen trockenen und heißen Jahren enorm zugenommen habe. Auch der Harz und Südniedersachsen seien nun anders als früher stark davon betroffen. Forst- und Brandschutzexperte Beuke sagte, die automatisierte Überwachung der Wälder, wie sie von Lüneburg aus für Ostniedersachsen geschehe, sei für den Harz wegen der vielen Täler kaum geeignet. Allerdings seien die Überwachungsflieger von der Heide aus in diesem Jahr bereits öfter Richtung Harz geflogen.

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