Eimke. Trotz Sondermaschinen fehlen den Spargelbauern in Niedersachsen Arbeitskräfte. Studierende nutzen die Chance auf ein zusätzliches Einkommen.

Spargelbauern müssen in der Corona-Krise auf viele Erntehelfer aus Osteuropa verzichten. Stattdessen setzen sie auch auf Studierende. Wie hart das zusätzliche Geld auf den Feldern verdient wird, berichten die jungen Helfer Lena Lemmermann und Jonas Gehrke im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Wie anstrengend ist die Spargelernte?

Lemmermann: Anstrengend (lacht).

Gehrke: Man denkt, man weiß, worauf man sich im Voraus eingelassen hat. Dann bekommt man aber ein körperliches Gebrechen nach dem anderen (lacht). Nein, so schlimm ist es nicht. Aber es ist schon sehr anstrengend. Wir machen auch nicht nur das Spargelstechen an sich. Wir müssen auch viele Kisten schleppen und schwere Akkus für die Geräte tragen. Das macht es körperlich anstrengend.

Frage: Wie lange tut Ihr Euch das an?

Lemmermann: Seit dem 6. April bis zum 31. Mai.

Frage: Und warum?

Lemmermann: Dadurch, dass unser geplanter Urlaub und unsere Prüfungen weggefallen sind und dann auch der Uni-Start verschoben wurde, hatten wir sehr viel Leerlaufzeit. Als wir dann von dem Engpass gehört haben, haben wir uns gedacht: Warum machen wir das nicht? Aus dieser Schnapsidee ist dann Wirklichkeit geworden.

Frage: Ihr profitiert also von den vielen fehlenden Erntehelfern?

Lemmermann: Ja, wir haben einfach viel Zeit und konnten uns irgendwie auch nicht mehr zu Hause beschäftigen. Ich muss auch gestehen: Ohne Druck kann ich nicht für die Uni vorlernen. So können wir ein bisschen Geld verdienen.

Frage: Wie ist die Bezahlung?

Lemmermann: Es gibt Mindestlohn pro Stunde, also 9,35 Euro. Pro Kilo Spargel kommen zehn Cent Bonus oben drauf. Durch zusätzliche Transportarbeit bekommen wir jetzt zehn Euro pro Stunde. Das ist für uns als Studenten schon viel Geld.

Frage: Wie viele Stunden seid ihr denn auf dem Feld?

Lemmermann: Wir haben eine Sechs-Tage-Woche.

Gehrke: Für uns ist das Teilzeit, weil wir sechs Stunden am Tag arbeiten. Die osteuropäischen Erntehelfer übernehmen oft eine Vollzeitstelle mit zehn bis elf Stunden am Tag.

Frage: Wie ist denn in Zeiten von Corona die Stimmung auf dem Feld?

Lemmermann: Wir sind bei einem relativ kleinen, sehr familiären Betrieb. Es sind doch viele Polen, Bulgaren und ich glaube auch Rumänen da, die schon früh gekommen sind, schon vor den Grenzkontrollen. Daher denke ich, dass das zu schaffen ist. Bei Ausfällen muss aber von Tag zu Tag spontan umdisponiert werden. Das ist dann schon stressiger. Aber wir können einfach nicht mehr schaffen als an einem Tag möglich ist. Da gibt es einfach ein Limit und niemand wirft uns da etwas vor.

Frage: Ist die besondere Situation spürbar?

Gehrke: Es sind genügend Leute da. Weil es aber viele ungelernte Spargelstecher sind, passieren auch dumme Fehler. Da wir schon länger da sind, leiten wir auch andere an und organisieren viel auf dem Feld. Der Spargelbauer muss sich schon mit viel Kram nebenher rumschlagen. Das ist bestimmt anstrengend. Aber er erklärte uns, dass etwa 25 Prozent der Ernte normalerweise an die Gastronomie gehen. Das fällt weg. Dadurch ist es nicht problematisch, dass die Ernte wegen der weniger schnellen Helfer nicht ganz so gut ausfällt.

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Lemmermann: Für uns ist es eine gute Möglichkeit, uns beide als Team auszuprobieren. Wir haben das erste Mal Verantwortung. Wir lernen auch ein wenig Führung, worauf einen das Studium gar nicht vorbereitet. Es ist super anstrengend und oft hat man einfach keine Lust mehr, aber irgendwie macht man trotzdem weiter. Wir wollen uns das jetzt beweisen.

Zu den Personen:

Lena Lemmermann ist 25 Jahre alt, kommt aus Buxtehude und studiert Tiermedizin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Jonas Gehrke ist 22 und kommt aus Uelzen. Auch er studiert Tiermedizin der hessischen Stadt. Die beiden helfen auf dem Spargelhof Niemann in Eimke im Landkreis Uelzen.