Hannover. „Die Bekämpfung wird uns eine Menge abverlangen“, räumte die Ministerin aber ein. Der bisher bekannte Fall eine Infektion sei ein Einzelfall.

Nach der Bestätigung der ersten Infektion mit dem neuartigen Coronavirus in Niedersachsen hat Gesundheitsministerin Carola Reimann vor Panik gewarnt. Das Virus sei in Niedersachsen angekommen, sagte die SPD-Politikerin am Sonntag. „Das lässt sich nicht beschönigen, ist aber auch kein Grund zur Panik“, betonte sie. Ziel müsse sein, die Ausbreitung zu verhindern – oder zumindest zu verlangsamen.

Der 68-Jährige aus Uetze in der Region Hannover, bei dem die Infektion nachgewiesen wurde, sei ein Einzelfall. Dem Mann gehe es derweil gut, seine Temperatur sei nicht erhöht, sagte Mustafa Yilmaz, Leiter des Fachbereichs Gesundheit der Region Hannover, am Sonntag. „Es sieht so aus, als ob der erste Fall mild verlaufen wird.“

Weitere bestätigte Fälle gab es in der Region Hannover Stand Sonntagabend zunächst nicht. Einige Untersuchungsergebnisse stünden aber noch aus, teilte die Region Hannover mit. Am Montag sollten zwei Grundschulen und eine Kindertagesstätte in Uetze geschlossen bleiben.

Mann aus Uetze war zuerst bei Hausarzt in Peine

Der 68-Jährige habe seinen Hausarzt in Peine angerufen, dieser habe im Haus des Patienten einen Abstrich gemacht und die Probe an ein privates Labor geschickt. „Die Bekämpfung wird uns eine Menge abverlangen“, räumte die Ministerin ein. Sie rief die Menschen dazu auf, ruhig zu bleiben, die Hygienevorschriften zu beachten und sich bei Anzeichen einer Infektion beim Hausarzt zu melden.

Weitere Verdachtsfälle gemeldet

Insgesamt gebe es neun weitere Verdachtsfälle in Niedersachsen, „überwiegend“ aus dem sozialen Umfeld des 68-Jährigen, sagte Hauke Jagau, Regionspräsident der Region Hannover. Abstriche wurden gemacht, ein Ergebnis sollte am Sonntagabend feststehen.

In 15 Fällen sei häusliche Quarantäne angeordnet worden, darunter der Patient und seine Ehefrau, die keine Symptome zeige. Ein Schützenball in Uetze sei sicherheitshalber abgesagt worden. Wie der Mann sich angesteckt hat, sei unbekannt.

Das Paar habe eine Busreise nach Südtirol gemacht, insgesamt seien 47 Menschen vor allem aus Sachsen dabei gewesen. Auch das Busunternehmen sei aus Sachsen. Als Kontaktpersonen gelten nach Jagaus Worten die Menschen, die in den beiden Sitzreihen vor und hinter dem 68-Jährigen saßen. Die Gruppe sei am Montagabend zurückgekommen, danach habe der Patient leichte Symptome gezeigt.

Am Samstag wurde auch die erste Infektion in Bremen bekannt

In Bremen war ebenfalls am Samstag der erste Fall bekanntgeworden. Dort ist eine Frau betroffen, die sich noch bis Donnerstag im Iran aufgehalten habe, teilte der Senat der Hansestadt mit. Das Land am Persischen Golf ist im internationalen Vergleich relativ stark betroffen. Die 1962 geborene Patientin werde derzeit im Klinikum Bremen-Mitte behandelt, sie zeige nur leichte Symptome.

Alle Informationen zum Coronavirus in unserer Region

In Niedersachsen appellierten Ärzte an Patienten mit möglichen Symptomen der Krankheit Covid-19, sich bei einem Verdacht auf Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus zunächst per Telefon mit ihrem Hausarzt in Verbindung zu setzen. „Bei geringer Krankheitssymptomatik“ sollten Praxen oder Krankenhaus-Ambulanzen nicht sofort persönlich aufgesucht werden, da dies „chronisch kranke Patienten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Praxen“ gefährden könne. Dies erklärte die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) am Samstag nach Beratungen in Hannover.

Patienten mit möglichen Symptomen des Coronavirus sollen bei einem Verdacht auf Ansteckung zunächst den Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 anzurufen. Ab Sonntag, 13 Uhr, soll außerdem ein Bürgertelefon unter der Nummer 0800 7313131 eingerichtet sein.

Kirchen empfehlen, beim Abendmahl nicht den Kelch zu teilen

Die Veranstalter der Hannover Messe haben noch nicht über eine mögliche Verschiebung der für Ende April geplanten weltgrößten Industrieschau entschieden. Man sei im Gespräch mit dem Gesundheitsamt, sagte ein Sprecher der Deutschen Messe AG. Vor einigen Tagen gab die Messegesellschaft bekannt, die Lage Mitte März erneut bewerten zu wollen.

Die Kirchen mahnten Gottesdienstbesucher zu erhöhter Vorsicht wegen des neuartigen Coronavirus. Angesichts der weiteren Ausbreitung des Erregers empfahl die Evangelische Kirche ihren Gemeindemitgliedern, beim Abendmahl nicht aus ein- und demselben Kelch zu trinken. Die EKD betonte, dass es keinen Grund zu übertriebener Sorge gebe, man müsse die Bedenken vieler Menschen jedoch ernst nehmen.