Hannover. Der Anwalt des mutmaßlichen Clan-Mitglieds in der Medizinischen Hochschule Hannover spricht von einer Verwechslung: Der Mann sei kein Clan-Mitglied.

Im Fall der aufsehenerregenden Behandlung eines mutmaßlichen Clan-Mitglieds an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), spricht der Anwalt des Patienten von einer Verwechslung. Sein Mandant Igor K. sei nicht vorbestraft und habe nichts mit der Mafia in Montenegro zu tun, sagte Rechtsanwalt Harald Lemke-Küch am Montag.

Verwechslung des mutmaßlichen Clan-Mitglieds durch gleichen Namen?

Schon bei dem Anschlag in Montenegro, bei dem der Mann verletzt wurde, habe eine Verwechslung vorgelegen. Er war mit Schusswunden in die MHH gekommen. Zuerst hatte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ darüber berichtet. Demnach gab die Frau des Patienten an, dass es in Montenegro einen anderen Mann gleichen Namens gebe, dem Kontakte zur Mafia nachgesagt würden.

Anwalt Lemke-Küch sagte, seiner Auffassung nach seien die aufwendigen Schutzmaßnahmen der Polizei nicht notwendig. Er prüfe zudem mögliche Schritte wegen falscher Verdächtigung. Sein Mandant sei wegen der Qualität der medizinischen Behandlung nach Hannover gekommen. Zum Zustand des Mannes machte er keine Angaben.

Polizei: Sicherheitsmaßnahmen „weiterhin unbedingt erforderlich“

Die Polizei Hannover teilte dazu auf Anfrage mit, es sei zusammen mit anderen Sicherheitsbehörden eine Gefährdungsbewertung durchgeführt worden. Demnach würden die Sicherheitsmaßnahmen „weiterhin für unbedingt erforderlich gehalten“. Zu der angeblichen Verwechslung äußerte sich ein Polizeisprecher nicht.

In der Politik wächst die Kritik an der Behandlung und dem damit verbundenen großen Polizeieinsatz. CDU-Fraktionschef Dirk Toepffer sagte, der Montenegriner hätte niemals in der landeseigenen Universitätsklinik behandelt werden dürfen.

Montenegriner seit Donnerstag in der MHH

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass sich Igor K. hatte einfliegen lassen, um seine Schussverletzungen in der MHH behandeln zu lassen.

Nach Angaben von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) trägt das Land die Kosten für den Polizeischutz des Patienten, der in Deutschland nicht wegen Straftaten gesucht werde. Die Maßnahmen dienten auch der Sicherheit Unbeteiligter. Die MHH äußerte sich nicht zu dem Patienten und verwies an die Polizei.

In Montenegro liefern sich zwei Mafia-Clans seit mehreren Jahren eine blutige Fehde, bei der es um Drogengeschäfte geht. Eine Bande soll der anderen in Spanien 200 Kilogramm Kokain gestohlen haben. Mindestens 23 Menschen sollen seitdem getötet worden sein.

dpa