Hannover. Blindgänger von Weltkriegsbomben führen immer noch zu großen Einsätzen. Für die aktuell wieder steigende Zahl an Funden, gibt es mehrere Gründe.

In Niedersachsen sind 2019 bereits deutlich mehr Bomben gefunden worden als in den beiden Vorjahren. In den ersten neun Monaten seien 60 Sprengkörper entdeckt worden, teilte der Kampfmittelbeseitigungsdienst auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. 2018 hatte das zuständige Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) 47 Sprengkörper registriert, 2017 waren es 36. In diese Auflistung fielen Spreng- und Brandbomben sowie Seekampfmittel, die schwerer als 50 Kilogramm sind, erläuterte der Leiter des Dienstes, Thomas Bleicher.

Munitionsfunde: In 178 Fällen waren demnach Sprengungen vor Ort nötig

Der Bombenexperte betonte, dass die Fundzahlen etwa aufgrund von großen Bauvorhaben stark schwanken können. Nach 89 Funden im Jahr 2014 waren es 2015 noch 38. Bis zum 30. September dieses Jahres absolvierte Bleichers Team mehr als 660 Einsätze zu Munitionsfunden. Nach der Statistik kamen dabei insgesamt rund 69 Tonnen Kampfmittel zusammen. Jeder Fund werde auf Transportfähigkeit geprüft und falls notwendig entschärft, um ihn anschließend bewegen zu können, erläuterte Bleicher. In 178 Fällen waren demnach Sprengungen vor Ort nötig.

Teils sind von den Funden Tausende Menschen betroffen. Vor der erfolgreichen Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg im September in Hannover etwa waren rund 15.200 Einwohner in Sicherheit gebrachten worden.

Niedersächsischer Kampfmittelbeseitigungsdienst erhält jährlich 3,3 Millionen Euro vom Land

Für die zuletzt wieder gestiegene Anzahl an Funden gibt es laut dem Kampfmittelexperten mehrere mögliche Gründe. Bei Wetterbedingungen etwa verweist Bleicher auf den Klimawandel, der ganzjähriges Arbeiten ermögliche, da kaum noch länger andauernder Bodenfrost herrsche. „Durch die trockenen und heißen Sommermonate treten vermehrt Kampfmittelfunde bei Niedrigwasser, Wald- und Flächenbränden auf“, berichtete Bleicher.

Der Beseitigungsdienst verzeichnet auch ein gesteigertes Sicherheitsbewusstsein bei Erdeingriffen, durch Vorgaben wie Gefährdungsbeurteilungen und Verpflichtung zur Baugrundsicherheit. Politische Vorgaben, wie der Ausbau von Verkehrswegen, Windparks oder Stromtrassen könnten Einfluss auf die Bombenstatistik haben. Dazu nennen die Experten bessere Sondier- und Ortungstechniken. Der niedersächsische Kampfmittelbeseitigungsdienst beschäftigt nach eigenen Angaben 47 Mitarbeiter und erhält vom Land ein Jahresbudget von 3,3 Millionen Euro. dpa