Hannover. . 54 Automaten gingen Kriminelle an, 37 Mal dabei erfolglos ohne Beute. Die Ermittler verdächtigen eine 300-köpfige Szene aus den Niederlanden.

Die Zahl der von Geldautomatensprengern in Niedersachsen angegangenen Automaten ist 2018 in die Höhe geschnellt, öfter als früher blieb es dabei aber bei einem Versuch ohne Beute. Wie das Landeskriminalamt am Dienstag in Hannover mitteilte, machten Kriminelle sich an 54 Automaten zu schaffen, 37 Mal dabei erfolglos. Unter anderem schlugen sie auch in Gifhorn zu. 2017 wurden 23 Automaten angegangen, 12 Mal erfolglos. 2016 gab es 34 Fälle, 20 ohne Beute. Im von Automatensprengungen ebenfalls besonders betroffenen Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl im vergangenen Jahr ebenfalls weiter auf 108 an nach 92 Fällen im Jahr 2017. Bundesweit wurden 2017 insgesamt 268 Fälle registriert.

Ermittler verdächtigen 300-köpfige Szene aus den Niederlanden

Hinter den Taten vermuten die Landeskriminalämter in Düsseldorf und Hannover eine über 300-köpfige Szene marokkanischer Einwanderer aus Utrecht in den Niederlanden, eine Gruppe aus Polen sowie Nachahmungstäter. Die Gruppe aus den Niederlanden firmiert wegen ihrer Vorliebe für entsprechende PS-starke Wagen auch als Audi-Bande. Sie türmen mit hochmotorisierten Autos und extrem rücksichtslosem Fahrverhalten. Bei der Jagd nach den Tätern arbeiten Niedersachsen und NRW mit den Niederlanden zusammen.

Auch bei einem aktuellen Fahndungsaufruf des LKA geht es um mutmaßliche Täter aus den Niederlanden. Die mussten Ende November in Uelsen im Emsland mit einer Limousine mit niederländischen Kennzeichen fliehen, als sie von der Polizei überrascht wurden. Eine Zeugin, so berichtete das LKA am Dienstag, hatte am Vorabend zwei verdächtige Personen beobachtet, die anscheinend den Tatortauskundschafteten. Einer der beiden sprach niederländisch.

Video-Überwachung und Nebel sollen helfen

Die Automatensprenger haben in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro erbeutet und Millionenschäden angerichtet. Die Ermittler haben Hinweise, dass ein Teil der Beute nach Marokko geflossen ist. Inzwischen stehe man auch mit marokkanischen Behörden in Kontakt, weil es Hinweise gebe, dass ein Teil der Beute nach Marokko transferiert wird, berichtete der Düsseldorfer LKA-Chef Frank Hoever kürzlich der Deutschen Presse-Agentur.

Dass eine steigende Zahl von Sprengversuchen erfolglos bleibt, dürfte an den immer besser gesicherten Geldautomaten liegen, sagte Hoever. "Am wirksamsten ist die Video-Überwachung in Verbindung mit einer Nebelanlage", sagte Hoever. Sobald nachts verdächtige Gestalten bemerkt und die Geldautomaten vernebelt werden, zögen die Täter mit leeren Händen ab. "Sie sehen dann einfach nichts mehr."

Polizei darf nicht zu früh zuschlagen

Die Ermittler betrieben einen immensen Aufwand: Teilweise seien verdächtige Wagen mit Ortungssendern präpariert worden und könnten so auch von Hubschraubern aus beobachtet werden. Die Polizei müsse dabei abwägen, nicht zu früh zuzuschlagen und ohne Beweise dazustehen, aber andererseits bei einer Sprengung oder rücksichtlosen Flucht der Gangster keine Unbeteiligten zu gefährden. Ein neuer gefährlicher Trend komme ebenfalls aus den Niederlanden, wo die Täter inzwischen nicht mehr Gas in die Automaten einleiteten und zündeten, sondern bei besser gesicherten Geldautomaten zu Sprengstoff griffen, um an das Geld zu kommen. Geldautomaten der neuen Generation verfügen zum Beispiel über eine Technik zur Gas-Neutralisierung und färben das Geld bei einer Sprengung ein. In Deutschland seien noch viele ältere Automaten im Einsatz. "Die Banken unternehmen Einiges dagegen, könnten aber noch mehr tun", sagte Hoever.