“Kein Zweifel besteht an der Tatsache, dass wir Menschen reichlich beschissen mit der Erde umgehen – und das ist die harmlose Wortwahl.“

Solange die Früchte der Schülerproteste nicht mehr sind als onkelig-abwinkendes Schulterklopfen aus der Politik, sollten sie weitergehen. Und wenn nicht in der Schulzeit, wann denn dann?

Schüler werden oftmals nicht ernstgenommen. Das beginnt an der sonntäglichen Kaffeetafel, wo die Minderjährigen andächtig schweigen dürfen, wenn sich die Erwachsenen unterhalten, und es hört auf bei einem Wahlrecht, das erst ab 18 Jahren gilt.

Besonders bigott ist, dass man sich dann über eine politisch desinteressierte Smartphonedaddel-Generation aufregt, die der Welt angeblich in Desinteresse gegenübersteht. Man hat die Herablassung noch im Ohr, mit der über die junge Generation gesprochen wurde. Dabei sind Schüler vielfältig interessiert und aktiv. Umwelt, Tierwohl, gegen Rechts, soziale Gerechtigkeit. Wer die eigene Jugend noch nicht erfolgreich verdrängt hat, erinnert sich vielleicht an den naiven Idealismus, den er selbst mal hatte.

Die Themen haben die jungen Menschen. Nun aber haben sie zudem einen Katalysator, eine Ikone: Greta Thunberg. Die sieht ein bisschen altklug aus und passt nicht ins Klischee des strebsamen, angepassten Vorzeigemädchens. Wohl genau deshalb hat sie dieses Moment geschaffen, dank dessen Schüler sich vereinen und europaweit auf die Straße gehen.

Es bestehen Zweifel daran, ob es den Klimawandel gibt und ob er menschgemacht ist. Kein Zweifel hingegen besteht an der Tatsache, dass wir Menschen reichlich beschissen mit der Erde umgehen – und das ist die harmlose Wortwahl.

Millionen Tonnen Plastik im Meer, kahle Landstriche, Monokulturen, Fracking, Ölverschmutzungen. Manchen Älteren mag es egal sein, sie werden die Konsequenzen wohl nicht mehr zu spüren kriegen. Die Jungen hingegen spüren, dass sie viel ausbaden werden. Dagegen auf die Straße zu gehen, ist konsequent – und es muss in der Schulzeit sein. Demonstrieren die Schüler brav am Wochenende, werden sie noch weniger wahr- und ernstgenommen. Protest aber muss unbequem sein, das ist bei den Streiks der „Großen“ ja nicht anders. Die Demos sollten weitergehen – und zwar immer am Freitagvormittag.