Braunschweig.

Wer anerkennt, dass die Ressourcen der Erde endlich sind, muss entsprechend handeln. Auch hier vor Ort. Mit Blick auf das geplante Gewerbegebiet bei Scheppau bedeutet das ganz einfach: Man lässt es. Die altbekannten Argumente von Arbeitsplätzen, Wachstum und Wohlstand führen in ein zerstörerisches Immer-mehr. Man kann das solange weitertreiben, bis alles ausgebeutet und zubetoniert ist. Und dann? Klüger wär’s, vorher aufzuhören. Der Flächenverbrauch ist dabei eine von vielen Stellschrauben. Jetzt sofort. Nach etlichen Weltklimakonferenzen kann man doch mittlerweile nicht mehr sagen, man finde Klimaschutz ja ganz wichtig, aber… Nein, der Schutz dieser Erde ist existenziell. Also muss er endlich auch Vorrang haben.

Braunschweigs Wirtschaftsdezernent hat in der Ratsdebatte darauf hingewiesen, dass es unsere Art des Wohnens und Konsumierens, unsere Mobilität und Güterproduktion seien, die den Verbrauch von immer mehr Flächen verlangten. Stimmt. Aber dann ist es falsch, dem ständig nachzugeben und jetzt ein großes Gewerbegebiet mitten in die Landschaft zu setzen. Im Regionalen Raumordnungsprogramm von 2008 sind die Flächen des potenziellen Gewerbegebietes als Bereich für Erholung, Natur und Landschaft ausgewiesen und eben nicht für Gewerbe. Rund um die Flächen bei Scheppau befinden sich mehrere Flora-Fauna-Schutzgebiete, zum Beispiel der Naturwald Rieseberg, der Sundern bei Boimstorf mit Eichen-Buchenwald sowie Tümpeln und Gräben, die Pfeifengraswiese Wohld und die Wälder und Wiesen „Roter Berg“. Sie alle dienen dem Schutz gefährdeter Lebensräume sowie gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Ganz entscheidend ist dabei die Vernetzung der Schutzgebiete. Erst dann kann Vielfalt gewährleistet werden.

Die Region braucht dieses Gewerbegebiet nicht. Man kann sich diesbezüglich nur dem Urteil der regionalen Ortsgruppen von „Fridays for Future“ anschließen. In einem offenen Brief schrieben sie: „Das ist die bisher krasseste Ausprägung autofokussierter, klimaschädlicher und auch anderweitig nicht nachhaltiger Planung in der Region.“ Stattdessen muss alle Kraft aufgebracht werden, andere Wege zu finden. Da geht es etwa um ein regionales Miteinander, damit auch der Kreis Helmstedt seinen Bürgern die Daseinsvorsorge garantieren kann. Da geht es um Ideen und Appelle an Land und Bund, um die Abhängigkeit der Kommunen von der Gewerbesteuer zu verringern. Da geht es um nachhaltiges Bauen mittels Nachverdichtung und Nachnutzung. Und da geht es um viele Beispiele für ein Leben, das mit weniger auskommt. Einer Wissenschaftsregion wie dieser sollte dazu eigentlich viel einfallen.