Klassenarbeit. „Alle schalten das Handy aus und schauen nur auf ihr eigenes Blatt!“, hieß es bereits vor zehn Jahren während meiner Schulzeit. Die ganz misstrauischen Lehrer haben die Handys sogar eingesammelt, damit sie nicht störten und wir mit ihrer Hilfe schummeln konnten. Diese Zeiten sind doch wohl vorbei, möchte man meinen. Die Digitalisierung hat unsere Welt doch bereits soweit verändert, dass Smartphones ein fester Bestandteil unseres Alltags sind. Die Skepsis gegenüber Smartphones scheint jedoch seit dem noch größer geworden zu sein. Nicht mehr nur in Prüfungen, sondern aus dem gesamten Schulleben werden Smartphones, Tablets und Smartwatches in Frankreich verbannt.

Auch in Deutschland hat diese Regelung viele Befürworter. Ist unser Bildungssystem denn noch nicht weiter? Hat sich in den vergangenen zehn Jahren, in denen sich die Digitalisierung in rasendem Tempo entwickelt hat, an Deutschlands Schulen so wenig getan? Doch die Angst vor dem Werk des Teufels scheint groß. Sie sollen die Schüler zu sehr vom Unterricht ablenken und Cybermobbing verstärken. Wir haben uns auch schon ohne Smartphone wunderbar ablenken können. Damals ging es noch mit Zettelchen unter den Tischen statt mit Whatsapp und kreativen Zeichnungen statt einer Instagramstory. Und nur weil man das Instrument verbietet, werden die Schüler nicht plötzlich aufhören zu mobben – das werden sie auch ohne Smartphone tun.

Es kann nicht die richtige Antwort sein, das Instrument zu verbieten. Für Kinder und Jugendliche gehört das Smartphone zu ihrem Leben dazu. Es ist Spielzeug, Kommunikationsgerät, Ratgeber, Kummerkasten, Unterhalter und Navigationsgerät. Diese Tatsache kann man nicht ignorieren und schon gar nicht verbieten. Die Schulen sollten vielmehr versuchen, den Schülern beizubringen, richtig damit umzugehen. Ein Fach zum Thema Datenschutz und Fallen im Internet anzubieten – und das nicht erst in der Oberstufe, wenn sie schlechte Erfahrungen vielleicht schon machen mussten. Doch oft kennen sich die Schüler besser mit der Technik aus als ihre Lehrer, die bisweilen gar keine Lust haben, daran etwas zu ändern.

Stattdessen könnten die eigenen Geräte der Schüler die Schulen aus der Bredouille helfen und die miserable technische Ausrüstung ausgleichen. Das Smartphone komplett zu verbannen, statt das technische Know-How der Schüler zu fördern, ist eher ein Rückschritt als ein Fortschritt.

Die Schulen sollten die Angst vor der Digitalisierung ablegen und die Chance nutzen, Medien gezielter einzusetzen, um Schüler für Lerninhalte zu begeistern.