In Herbst und Winter kann das Leben in Deutschland ganz schön finster sein. Im Dunkeln quält man sich aus dem Bette, im Dunkeln fährt man zur Arbeit, und wenn man Feierabend macht, dann ist es bereits wieder – dunkel.

Da neigt man dazu, sich zu verkriechen und das Glück in künstlichen Lichtquellen zu suchen: dem Fernseher, dem Computer oder dem Kühlschrank. Jetzt nochmal raus, zum Joggen, zum Kicken, zum Flanieren, auf ein Getränk? Och nö, muss nicht sein.

Und so herrscht in der dunklen Jahreszeit oft Friedhofsruhe in Stadt und Land. Da wirken Braunschweig,Wolfsburg und Salzgitter nach Geschäftsschluss so lebendig wie Murmansk oder Krasnojarsk.

Wie anders ist das jetzt zur und in der Sommerzeit. Leben allerorten, bis weit in den Abend hinein. Auf den Plätzen klönen die Leute, in den Fußgängerzonen flanieren sie, im Park joggen sie einem entgegen oder grillen, auf Oker und Aller wird gepaddelt, auf Feld- und Waldwegen geradelt und Gassi gegangen.

Licht macht glücklich, ganz offensichtlich und auch wissenschaftlich belegt, weil Helligkeit Endorphine freisetzt. Und wer gut gelaunt ist, bewegt sich mehr. Das macht ihn fitter, und das steigert die Laune weiter. Übrigens auch die der Gastronomen: Schon mal bemerkt, wie geradezu südländisch es brummt in unseren Straßencafés dieser Tage?

Wie kann man auch kein Glück empfinden, wenn man gegen 17, 18 oder 20 Uhr das Büro verlässt – und immer noch fünf, vier oder auch zwei helle Abendstunden vor sich hat! Und wie kann man auf die komplett Idee kommen, freiwillig allsommerabendlich auf eine dieser wunderbar lichten Stunden zu verzichten? Absurd!

Okay, dass die Menschen sich dank Sommerzeit mehr im Freien aufhalten, sich mehr bewegen, also glücklicher, gesünder, entspannter und kommunikativer sind, ist natürlich nur ein weicher Fakt, quasi unerheblich. Entscheidend sei, nörgeln die Gegner der Sommerzeit, dass sie nicht die erwartete Energieeinsparung gebracht habe: nur knapp 0,2 Prozent sollen es laut einer EU-Erhebung von 2007 sein. Läppisch!

Nun, die Deutschen verbrauchen übers Jahr rund 500 Terawattstunden Strom. 0,2 Prozent entsprechen einer Terawattstunde. Das sind eine Milliarde Kilowattstunden. Die kann man natürlich auch für Beleuchtung verheizen. Wir ham’s ja.

Mal im Ernst: Wenn es tatsächlich so viele Zeitgenossen so enorm belastet, zweimal im Jahr Uhr und Biorhythmus um ein Stündchen umzustellen, dann lassen wir das eben – und halten unbedingt an der Sommerzeit fest. Für immer!