Zu „Wendeburger Gemeinderat beschließt Kompromiss für Baugebiet Schmiedestraße Nord II“ vom 16. Juli:

Politologen haben vorausgesagt, dass das amerikanische Präsidentenverhalten Einflüsse auch auf deutsche Politik zeigen wird. Die durften wir in der Gemeinderatssitzung erneut erleben. Politik wird zunehmend zu einem rechtsfreien Raum, in dem der Bürger als Zuschauer geduldet, seine Mitsprache aber nicht gewünscht und schon gar nicht berücksichtigt wird.

Die Kritiker wehren sich nicht gegen ein neues Baugebiet. Sie wollen lediglich, dass dieses ins Bortfelder Bild passt. Und deshalb ist auch die Frage eines Zuhörers nach dem Mehrwert dieser Großhäuser im Vergleich zu den bestehenden gerechtfertigt. Wo liegt der Zusatzgewinn für die Gemeinschaft und für Bortfeld, wenn gegen die ausdrückliche Empfehlung des Ortsrates und gegen den Willen der Bortfelder auf immer kleiner werdenden Grundstücken immer größere und vor allem höhere Häuser gebaut werden? Der Rat hat nicht einmal versucht, eine Antwort zu geben. Der Versammlungsleiter ist zum nächsten Punkt übergegangen. Fertig!

An anderer Stelle sagt der dabei lächelnde Bauausschussvorsitzende geradezu höhnisch: „Das ist der Trend. Den können Sie nicht aufhalten.“ Nein, nicht, wenn man nicht will. In Lengede will man, und in Lengede kann man. Hinter der Trommel her gibt es dagegen keinen Gestaltungswillen. Wo bleibt die Stimme des Bürgermeisters, der in verschiedenen Publikationen und Gesprächen der letzten 18 Monate mehrmals betont hat, dass es mit ihm kein Wahle geben werde? Es werde maßvoll geplant, und die beliebten dörflichen Strukturen sollten geachtet werden. Davon ist nicht nur keine Spur mehr zu sehen. Im Gegenteil: Die Tradition Bortfelds mit ihrer dörflichen Dachlandschaft und Verdichtung vor allem im Ortskern wird nachhaltig zerstört. Georgsgarten war nur der Anfang. Aus den Fehlern der letzten Jahre hat man in Wendeburg nichts gelernt. Dass er die Arbeit des Ortsrates würdigt, behauptet der Bürgermeister. Beweisen tut er das Gegenteil.

Allein diese Sichtweisen zeigen, dass die meisten Kommunalpolitiker nicht verstanden haben, worum es wirklich geht. Die Fehler aus Wahle glaubt man in Bortfeld mit Bepflanzung kaschieren zu können. Es geht den Kritikern aber nicht um eine Häkel-Topflappenidylle und Dekortapeten, sondern um eine ortsgerechte Bebauung. Die Politik hat sich aber fast durchgängig geweigert, Angebote zu Erläuterungen anzunehmen.

Bürger ohne Rechte, Unruhe in den Dörfern und Politikverdrossenheit sind die Folgen dieses ignoranten Handelns schon in der Kommunalpolitik. In Gesprächen im Dorf hört man mehr Grollen, als in den Sitzungen ankommt. Vielleicht wird daraus ja doch noch ein Sturm.

Ludger Tolksdorf, Bortfeld