Zu den Leserbriefen zum Thema „Verlagerung des Bestandes des Helmstedter Stadtarchivs nach Braunschweig“:.

In der BZ wurden zwei Leserbriefe veröffentlicht, die sich mit der kürzlich vom Helmstedter Rat beschlossenen Verlagerung des alten Schriftgutes aus dem Helmstedter Stadtarchiv in das Landesarchiv nach Wolfenbüttel befassen. Die von den beiden Verfassern angeführten Argumente, die gegen eine Verlagerung sprechen, scheinen überzeugend und berechtigt. Auch ich als ehemalige Stadtarchivarin bedaure es sehr, dass die Stadt einen Teil ihres geistigen Eigentums in andere Hände geben muss. Trotzdem hat der Rat eine gute Entscheidung getroffen, weil er damit das alte Schriftgut vor dem unausweichlichen Verfall gerettet hat.

Der alte Bestand, das heißt, dass alte städtische Schriftgut und die etwa 600 Urkunden – die älteste aus dem Jahr 1228 – von Fachleuten als besonders wertvoll eingeschätzt werden. Leider war die Unterbringung des Archivs von jeher mangelhaft, und leider wurde das wertvolle Material niemals von einem hauptamtlichen Archivar verwaltet.

Bestandserhaltung hat im Archivwesen oberste Priorität. Soweit ich die Geschichte des Helmstedter Stadtarchivs zurückverfolgen kann, war Bestandserhaltung hier niemals ein Thema, und auch meine beiden ehrenamtlichen Vorgänger haben sich kaum damit befassen können. Durch die Aufarbeitung der Stadtgeschichte haben Robert Schaper und Hans-Ehrhard Müller Großes geleistet. Geeignete Lagerungsbedingungen konnten sie nicht schaffen, Konservierungsmaßnahmen fanden nicht statt.

Das alte Helmstedter Schriftgut ist schon seit langer Zeit durch Tintenfraß stark beschädigt. Durch die Verpackung in säurehaltige Kartons kam der Säurefraß hinzu, und durch Feuchtigkeitseinwirkungen kam es schließlich zu Schimmelbefall. Diverse Umzüge taten ein Übriges.

Der frühere Helmstedter Pastor Kleinert nannte das Stadtarchiv deshalb einen Wanderzirkus. Zunächst war das Archiv im Rathaus untergebracht, in Kriegszeiten im feuchten Keller, später auf dem Dachboden, wo die Archivalien im Winter unter einer Schneedecke lagen. In den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgte der Umzug in Räumlichkeiten unter dem Hallenbad. Der damalige Stadtarchivar Hans-Ehrhard Müller bemerkte damals, dass Wassereimer und Wischlappen seine wichtigsten Utensilien seien, weil es ständig irgendwo tropfte. 20 Jahre später zog das Archiv in den ersten Stock der alten Post, wo das bereits stark geschädigte Material weiterhin erheblichen Temperaturschwankungen und unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist. Im Jahr 2007 haben wir mit Unterstützung der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Alma- und August Müller-Stiftung mit bestandserhaltenden Maßnahmen begonnen (Umverpackung in säurefreie Kartons) und damit eine Art Schadensbegrenzung bewirkt. Der alte Bestand kann allerdings nur gerettet werden, wenn eine optimale Lagerung gewährleistet ist und wenn entsprechende Maßnahmen zur Erhaltung erfolgen, die hier vor Ort weder personell noch finanziell geleistet werden können.

Der größte Teil des Stadtarchivs bleibt den Besuchern weiterhin erhalten.

Rückblickend kann man feststellen, dass sich die meisten an das Archiv gerichteten Anfragen auf den Teil des Bestandes beziehen, der in Helmstedt verbleibt. Dazu gehören unter anderem Zeitungen, Meldeunterlagen, Fotos, Adressbücher, Haus-und Bürgerbücher, Kirchenbücher, städtisches Schriftgut ab etwa 1918, Kreisbücher, Braunschweigisches Jahrbuch, Deposita, die gesamte Bibliothek. Durch eine fundierte wissenschaftliche Betreuung des alten Helmstedter Schriftgutes im Landesarchiv wird die Nutzung in Zukunft dort auch wesentlich effektiver sein, als sie hier im Stadtarchiv möglich war.

Aus Respekt vor denen, die das Archivgut im Laufe von Jahrhunderten gesammelt und gehütet haben und aus Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen hat der Rat den bereits erwähnten Beschluss gefasst, und dafür sollten wir ihm danken.

Melsene Bittó, ehemalige ehrenamtliche Stadtarchivarin.

Busverbindungen sind Entscheidung der WVG

Zu „Quantensprung für die Anbindung Lehres“ vom 13. Dezember sowie zu den Leserbriefen zu diesem Thema:

Frau Wagner hat in ihrem Leserbrief Recht. Sie und andere Bürger werden jetzt verfolgen können, wie die Antwort auf ihren Brief durch unsere Kommunalpolitiker aussehen wird: Es werden wieder hübsche Bilder erscheinen und es wird wieder vorgebracht, warum

der Busverkehr seit 40 Jahren überfällig ist. Dazu gäbe es noch zu sagen, dass die neuen Busverbindungen eine alleinige Entscheidung der WVG waren. Das ändern auch die alten und neuen hübschen Bilder unserer Politiker nicht! Und warum das Internet verschlafen wurde? Liebe Mitbürger, da wird es auch Gründe geben. Noch ein, zwei Leserbriefe – dann wissen wir wieder, warum es nicht geklappt hat. Vielleicht lag es am langsamen Internet.

Olaf Dombrowski, Groß Brunsrode