Zu „Agnes Miegel oder Heinrich Böll?“ vom 8 Januar:.

Ein Foto der Schriftstellerin Agnes Miegel, das in Bad Nenndorf in der Ausstellung im Agnes-Miegel-Haus zu sehen ist. Wegen Miegels zweifelhafter Rolle in der Nazi-Zeit wurden nach der ostpreußischen Dichterin benannte Schulen und Straßen vielerorts bereits umgewidmet.
Ein Foto der Schriftstellerin Agnes Miegel, das in Bad Nenndorf in der Ausstellung im Agnes-Miegel-Haus zu sehen ist. Wegen Miegels zweifelhafter Rolle in der Nazi-Zeit wurden nach der ostpreußischen Dichterin benannte Schulen und Straßen vielerorts bereits umgewidmet. © Caroline Seidel/dpa

Einen bemerkenswerten Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Agnes-Miegel-Straße gibt der englische Schriftsteller und Biograph Max Egremont (eigentlich Max Wyndham, 7th Baron Leconfield, 2nd Baron Egremont) in seinem 2011 erschienenen Buch „Forgotten Land. Journeys among the Ghosts of East Prussia“. Man erfährt, dass in Kaliningrad, das Königsberg hieß, als Agnes Miegel 1879 dort geboren wurde, eine Schule nach der Dichterin benannt wurde, man erfährt weiter, dass es in Kaliningrad einen russischen Zweig der Agnes-Miegel-

Gesellschaft gibt. In Egremonts Gespräch mit Professor Wladimir Gilmanov, der an der Kaliningrader Immanuel-Kant-Universität Philosophie und Literaturwissenschaft lehrt, kommt die Gedenktafel am letzten Wohnhaus Agnes Miegels in Königsberg zur Sprache.

Gilmanov bekennt, er freue sich über die zahlreichen deutschen Besucher an jenem Ort, wo die „Dichterin Ostpreußens“ lebte und er wisse, „… dass ihr Werk getröstet habe im Exil“. Auf Egremonts Frage, ob es denn keine Rolle spiele, dass sie Hitler in einem Gedicht verherrlicht hat, antwortet Professor Gilmanov lapidar, auch Stalin sei von manchen bedeutenden Dichtern verherrlicht worden.

Selbst wenn der Name Agnes Miegel aus dem Braunschweiger Straßenverzeichnis getilgt werden sollte, die Erinnerung an die Dichterin Ostpreußens, Trägerin namhafter Literaturpreise, wird nicht nur bei den Vertriebenen weiterleben, sondern auch in Agnes Miegels Heimat, die russisch geworden ist.

Dagmar Weigert, Braunschweig

Hobby-Forschung oder seriöse Ergebnisse?

Zu „Marie und Maximilian ganz vorn“ vom 9. Januar:

Ich finde es gut, dass Sie ausführlich über die beliebtesten Vornamen des Jahres 2013 berichtet haben, denn das Thema findet ja – nicht nur bei werdenden Eltern – stets großes Interesse. Als Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), der seit 40 Jahren in Braunschweig ansässig ist, muss ich Ihnen aber vorhalten, dass Sie nicht recherchiert haben und – wie andere Medien auch – auf den Presserummel von Knud Bielefeld hereingefallen sind, der in Ihrem Artikel mit Recht als „Hobby-Namenforscher“ bezeichnet wird.

Zwar gibt es in Deutschland keine amtliche Vornamenstatistik, aber es gibt die vom Bund und den Ländern geförderte GfdS mit Sitz in Wiesbaden, die schon seit Jahrzehnten Vornamenstatistiken führt und jährlich bekannt gibt.

Bielefeld, von Haus aus Wirtschaftsinformatiker, ist nur auf einen schon lange fahrenden Zug aufgesprungen und versucht, mit seinen „Ergebnissen“ Geld zu verdienen. In enger Zusammenarbeit mit den Standesämtern hat die GfdS inzwischen auf der Basis von etwa 80 Prozent aller in Deutschland vergebenen Vornamen eine Datenbank erarbeitet, die fortwährend aktualisiert wird. Am 19. Dezember 2013 hat sie die Ergebnisse einer Trenduntersuchung zu den deutschen Großstädten bekannt gegeben; die Sieger der Namenstatistik waren – welch Überraschung! – „Marie“ und „Maximilian“. Braunschweig „widersetzt“ sich damit also nicht dem Bundestrend, sondern nur den von Bielefeld veröffentlichen „Ergebnissen“. Einzelheiten dazu findet man auf der Webseite der GfdS: www.gfds.de

Am 17. März 2014 wird in Wiesbaden die wissenschaftlich seriöse Statistik, die dann – anders als bei Bielefeld – auf den Standesamtsdaten des gesamten Jahres 2013 beruht, bekannt gegeben. Auch die Ergebnisse der größten deutschen Umfrage zu den Motiven der Eltern bei der Vornamenwahl, die zusammen mit dem Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt wurde, werden dann veröffentlicht.

Professor Armin Burkhardt, Braunschweig