Zum Leserbrief „Lehrer entfernen sich“ vom 22. Juni:

Ich bin Lehrerin an einer Hauptschule und habe während des Corona-Lockdowns mehr gearbeitet als schon vorher. Ab dem ersten Schließungstag musste ich meinem Schulleiter einen Plan vorlegen, was ich erledigen würde, solange der Präsenzunterricht nicht stattfindet. Also habe ich mich ins Homeoffice gesetzt und längst fällige Arbeitspläne überarbeitet, Förderpläne geschrieben, Noten berechnet, Klassenarbeiten und Hefte von Schülerinnen kontrolliert. Selbst in den Osterferien saß ich täglich – bis an den Ostertagen – am Schreibtisch. Danach habe ich Schülerinnen und Schüler per Email und Whatsapp mit Aufgaben versorgt, täglich Fotos von Schülerlösungen erhalten, ausgedruckt, korrigiert und als neues Foto zurückgeschickt, denn die Kontaktaufnahme über Whatsapp war der einfachste Weg, an die Schüler heranzutreten – für mich war es aber der stressigste Weg.

Als dann „itslearning“ an unserer Schule etabliert war, mussten mit Attest daheimgebliebene Schüler mit Prüfungsvorbereitungsaufgaben versorgt und Erklärvideos recherchiert werden, während die anderen Neunt- und Zehntklässler in den Präsenzunterricht zurückkehrten. Nebenbei liefen etliche Webinare zur Fortbildung mit dem neuen Medium „itslearning“. Wie können Sie es also wagen, alle Lehrer über einen Kamm zu scheren und davon zu sprechen, dass man sich „zurückzieht“?

Agnes Simon, Wolfsburg

Stigmatisierung von Lehrern wirkt nach

Zum selben Thema:

Wenn man glaubte, die Zeit der Stigmatisierung von Lehrern sei überwunden und würde einem sachlichen Umgang weichen, so wird man durch den Leserbrief eines Schlechteren belehrt: Ex-Kanzler Gerhard Schröder lässt auch nach Jahrzehnten mit seinem berühmten Satz von den „faulen Säcken“ grüßen und wirkt bei vielen Menschen nach.

Stefanie Grasmann, Braunschweig

Billiges Fleisch sollte man nicht essen

Zu „Corona-Ausbruch in Fleischfabrik: Schon mehr als 1300 Infizierte“ vom 22. Juni:

Ich kann die Vegetarier und Veganer immer besser verstehen. Dieses billige, unter furchtbaren Bedingungen entstandene Fleisch sollte man nicht essen. Die Zustände in den Schlachthöfen und die Tierhaltung machen mich unendlich traurig. Da müsste viel mehr aufgeklärt werden. Ich versuche nun, nicht mehr Haltungsform 1 zu kaufen. Aber das ist schwer. In allen Discountern wird zumindest beim Schweinefleisch überwiegend Haltungsform 1 angeboten. Beim Geflügel 2, was aber auch nicht viel heißt. Informationen sind hier überaus wichtig. Bei eigenverpackter Ware von real, Kaufland, Edeka usw. finde ich gar keine Hinweise. Es sollte mehr mit der Haltung, den Haltungsformen geworben werden. Dann greifen die Menschen bestimmt auch tiefer in die Tasche.

Barbara Heinz, Salzgitter

Wir müssen uns grundlegend ändern

Zum selben Thema:

Die Meldungen aus den Schlachthöfen sind nur ein Symptom der Krankheit – nicht die Krankheit selbst. Viele Probleme haben ihre tiefere Ursache in unserem grenzenlosen Konsum. Immer mehr und immer billiger gibt es nur für uns, solange andere den Preis bezahlen: Natur, Klima, Tiere, Menschen. Das Problem hat einen Namen: Egoismus. Empörte Betroffenheit ist wichtig, aber nicht genug. Es bedarf einer grundlegenden, nachhaltigen Änderung unseres Handelns. Das bedeutet für uns Westeuropäer größtenteils Verzicht und ist deshalb (vermutlich) in Europa nicht mehrheitsfähig.

Matthias Dege, Salzgitter

Die Quote grünen Stroms stagniert

Zum Artikel „Niedersachsen will Wasserstoffzentrum werden“ vom 11. Juni:

Für die Umsetzung der verkündeten Strategie braucht es viel elektrische Energie. Die Quote grünen Stroms am verfügbaren Strom-Mix in Deutschland aber stagniert. Angesichts der „verzettelten“ Verfahren zur Genehmigung von Windradtechnik sind kräftige positive Beiträge kaum in Sicht. Will man ein „neues Pferd“ als „Luftnummer“ reiten, ohne es am Boden solide aufgezäumt zu haben?

Bernd-O. Miehe, Gifhorn