Zu „Turbulenzen nach Namikas Konzertabsage“ vom 30. Juli:

Verständlicherweise ist man enttäuscht, wenn man die mit Freude erwartete Künstlerin nicht sehen kann. Nun kann man diskutieren, ob und wie das Management der Autostadt in diesem Fall hätte reagieren können. Vermutlich ist das an diesem Sonntagabend für die anwesenden Mitarbeiter nicht so schnell zu regeln gewesen.

Nun titelt der Kommentar „Ungeschickte Autostadt“ und moniert einen Imageschaden für den Veranstalter. Angesichts der im Artikel beschriebenen „unschönen Szenen“ möchte ich allerdings zu bedenken geben: Als Gast eines Events, egal wie enttäuscht, hat niemand das Recht, den anwesenden Service-Kräften gegenüber handgreiflich, beleidigend oder sonst wie übergriffig zu werden. Ich stelle mir den Mitarbeiter der Autostadt vor, der, vom Geschehen selbst überrascht, bespuckt wird und mit diesem Gefühl am Sonntag nach Hause gehen muss.

Der größere „Imageschaden“ liegt in diesem Fall bei den Personen, die aus Ärger heraus in einer solchen inakzeptablen Art und Weise handeln. Diesem Verhalten ganz klar zu widersprechen, hätte im Kommentar der Schwerpunkt sein müssen. Denn nicht nur Frustrationstoleranz will trainiert sein, der respektvolle Umgang mit anderen sollte immer Priorität haben.

Jessica Fiebig, Braunschweig

Ökonomisch unsinnige Privatisierung

Zum Leserbrief „Verstaatlichung klappt nicht“ vom 30. Juli:

Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen, Entsorgungs/-Entwässerungsbetriebe, selbst VW – alle sind teils staatlich. Und fast niemand hat ein Interesse daran, dass der Staat diese Anteile aufgibt. Was aus staatlichen Betrieben wird, nachdem diese privatisiert worden sind, kann man bei Post und Telekom sehen.

Die Bahn wird aktuell auf die Privatisierung vorbereitet und seitdem geht es bergab. Ehemals staatliche Entsorgungsbetriebe werden rekommunalisiert, weil die Gebühren überproportional gestiegen sind. Nun ist aber auch ein deutlicher Anstieg von Hartz-IV-Aufstockern zu verzeichnen, weil die privaten Entsorgungsbetriebe beschissene Löhne zahlen.

Gerade Betriebe, die Dienstleistungen für die Allgemeinheit leisten, sind in staatlicher Hand besser aufgehoben. Der staatliche Betrieb darf keine Gewinne erwirtschaften, diese müssen wieder an die Gebührenzahler zurückgezahlt werden. Ein privates Unternehmen muss Gewinn erwirtschaften, sonst kann es auf Dauer nicht überleben.

Das perfekte Beispiel, wie ökonomisch und ökologisch unsinnig die Privatisierung in einem Dienstleistungssektor ist, ist die Post: Wir haben jetzt mehr als fünf unterschiedliche Paketdienstleister, die alle dieselbe Straße entlangfahren um die Post zum jeweiligen Empfänger zu bringen. Das hat vorher ein Paketzusteller geleistet, der auch noch einen guten Lohn und Zeit für seine Familie mit nach Hause bringen konnte.

Benedikt Röhl, Wolfsburg

Verkehrswende statt A 39-Ausbau

Zu „Umweltminister Lies: Jetzt lasst uns die A39 endlich ausbauen!“ vom 29. Juli:

Ausgerechnet am „Erdüberlastungstag“ fordert Niedersachsens Minister für Umwelt und Klimaschutz vehement den „Ausbau“ (gemeint ist der Neubau) der A39 von Wolfsburg nach Lüneburg. Ein Verkehrsprojekt, das vom Bundesumweltamt in den letzten Jahren auf die Liste der umweltschädlichsten Verkehrsprojekte gesetzt wurde!

Da spricht wohl eher der Verkehrsminister, der die Zeichen der Zeit mit Klimakrise und Artensterben noch nicht gehört hat, wenn er meint, dass die A39 „für diese Region elementar wichtig“ ist. Eine kanadische Studie bestätigt dagegen die Erkenntnis von Verkehrswissenschaftlern, dass „neue Straßen kein Mittel gegen Stau sind, weil sie zusätzlichen Verkehr hervorrufen“.

In Zeiten der Klimakrise brauchen wir endlich eine Verkehrswende. Also: Statt A39-Neubau die B4 mit dreistreifigem Ausbau und längst überfälligen Ortsumfahrungen ertüchtigen, die eingesparte Milliarde in die kaputtgesparte Bahn stecken.

Wirtschaftsaufschwung durch eine neue Autobahn? Schon längst nicht mehr aktuell – zu besichtigen am Beispiel des wirtschaftlich schwachen Helmstedter Raums, der sich wirklich nicht über mangelnde Autobahnanbindung beklagen kann.

Reinhard Schrader, Gifhorn

Schizophrene Regisseurs-Fantasien

Zu „Tannhäuser mit den Outlaws on the road“ vom 27. Juli:

Tannhäuser in Bayreuth, in dieser Zeitung gleich zwei mal kommentiert. Für mich ist irritierend, wie selbstverständlich es heute hingenommen wird, dass sich eine Inszenierung so eklatant gegen die Gesamtästhetik von Thema, Sprache und Musik aus der Intention des Komponisten stellt.

Es ist noch kein Zeitraum einer Generation her, da hätte man von schizophrenen Fantasien des Regisseurs gesprochen. Heute ist es modern und zeitkritisch, szenische Stilbrüche und Verfremdungseffekte sind selbstverständlich, sie sollen das Publikum wohl vor genießerischer Langeweile schützen.

Und für mich erstaunlich: Das Publikum zahlt dafür hohe Eintrittspreise, jubelt und erwartet gar keine Aufführungen in ,historischer’ Praxis mehr. Nur die Musik muss noch partiturtreu und perfekt sein, als ob man im Zuschauerraum die Augen schließt.

Wolfgang Reding, Braunschweig