Zu „Empörung über Postengeschacher“ vom 1. Juli:

Empörung – worüber? Empörung über die mögliche Ernennung Timmermans zum Kommissionspräsidenten? Mich empört vielmehr, dass die Chefs der Visigrad-Staaten, allen voran ausgerechnet Viktor Orban, sich empören und dessen Ernennung als Demütigung empfänden. Nicht Timmermans, der das unsolidarische Verhalten dieser Gruppe mit Klartext kritisiert, sondern Orban und seine Sympathisanten sind eine Gefahr für die Spaltung Europas. Empörung über Macron? Weil er frühzeitig darauf hingewiesen hat, dass der nette, integere Manfred Weber ohne Regierungserfahrung und dem Anschein nach auch ohne Durchsetzungskraft für das Amt des Kommissionspräsidenten in dieser sehr kritischen Phase Europas überfordert sein dürfte? Er könnte der ideale Parlamentspräsident sein, aber darüber haben nur die Parlamentsabgeordneten zu bestimmen, nicht die Staatschefs! Ich wäre eher misstrauisch, wenn die wichtigsten europäischen Ämter im Handstreich bestimmt werden würden anstatt in Verhandlungen, bei denen die Interessen von 27 Mitgliedsstaaten gehört werden müssen. Das ist kein Geschacher, das ist das notwendige politische Geschäft.

Volker Mewes, Braunschweig

Das ist Europa aus dem Mittelalter

Ebenfalls dazu:

Was hat doch auch Ihre Zeitung in flammenden Artikeln vor der letzten EU-Wahl die Bürger zur Wahlurne gerufen. Endlich würde die EU demokratischer werden. Der Posten des Kommissionspräsidenten würde nun nicht wieder im Hinterzimmer ausgekungelt werden. Das impliziert allerdings, dass die EU bisher kein demokratisches Gebilde war. Und nun? Wieder wird der Posten im Hinterzimmer ausgekungelt. Ergo: Die EU ist auch weiterhin keine demokratische Institution. Die Meinung des zu den Urnen gerufenen Wählers? Na klar: Da setzen sich die Eurokraten wieder mit ihrem Allerwertesten drauf – same procedure as every year. Die Idee eines vereinigten Europas bis hin zu den Vereinigten Staaten von Europa war eine großartige Idee, allerdings voll an die Wand gefahren, von Machtgier geleitet und ohne Rücksicht auf die Bürger. Wenn ich sehe, dass zum Beispiel die Kapitänin eines Schiffes, die doch nur (?) Menschenleben vor dem Ertrinken retten wollte, deswegen mit empfindlicher Strafe bedroht wird, ergreift mich das eiskalte Grauen. Das ist nicht das Europa der christlich-abendländischen Leitkultur, sondern das Europa aus dem tiefsten Mittelalter.

Werner Knurr, Hornburg

Es geht in Europa nicht um Staatsinteressen

Zum selben Thema:

Ihr Bericht vom 1. Juli zeigt mal wieder sehr deutlich, wie es um ein vereinigtes Europa steht. Es geht doch schon seit langem nur noch um die Interessen einzelner Staaten und die damit verbundenen unangenehmen Folgen. Es wird nicht der Politiker die Spitze übernehmen, der auch die Ideale von einem Europa vertritt, sondern der Politiker, der die meisten Stimmen um sich scharen kann. Ja und dann gibt es noch Politiker, die plötzlich als Notnagel einspringen sollen, wie zum Beispiel Frau von der Leyen. Sie hat in den letzten fünf Jahren in ihrem jetzigen Amt genug Schaden angerichtet. Somit wird sie weggelobt und entzieht sich auch noch ihrer Verantwortung für die angerichteten Schäden, obwohl sie in ihrem Amtseid etwas anders geschworen hat. Das alles zeigt uns doch, dass all diese Personen ungeachtet ihrer Qualifikation diese wichtigen Spitzenposten besetzen, wenn sie denn genug Stimmen um sich gesammelt haben. Wenn das die Politik zum Wohle des Volkes sein soll, habe ich bisher immer falsche Wertvorstellungen gehabt.

Karl Kurz, Salzgitter

Europa gleicht einem Komödiantenstadt

Ebenfalls dazu:

Was momentan, nach der Europawahl, in der EU passiert, ist nicht nur peinlich, sondern auch lächerlich. Wo bleibt die viel geliebte und gelobte Einigkeit von Macron und Merkel, diese ist auch nur Makulatur. Herr Macron diktiert und Frau Merkel pariert. Das Verhalten der beiden ist aber symptomatisch. Was in Europa zur Zeit passiert, gleicht einem Komödiantenstadl, einem Postengeschachere ohne Gleichen. Man muss sich über das Verhalten der Politiker schämen. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich zur Wahl gegangen bin, und ich hoffe, dass Anderen auch die Augen aufgegangen sind, obwohl sich nichts mehr ändern lässt. Der Bürger als Wähler wurde wieder einmal als Stimmvieh benutzt.

Uwe Dahms, Salzgitter

Was ist mit der Gesellschaft los?

Zu „Hitzekoller – Tumulte an Seen und Bädern“ vom 1. Juli:

Dass es nicht nur an nötigem Respekt gegenüber Polizisten und anderen Hilfs- und Sicherheitspersonal mangelt, sondern sich auch eine zunehmende Undankbarkeit in Form eines erbärmlichen Vandalismus besonders an Orten wie eben Badeseen, Freibädern und Landschaftsparks zeigt, wirft immer mehr die Frage auf, was mit unserer Gesellschaft eigentlich los ist! Offensichtlich wird in vielen Elternhäusern, Kindergärten und Schulen nicht mehr im rechten Maß vermittelt, was es mit triftigen Gründen zu wertschätzen und zu erhalten gilt, und wie sinnvoll und wichtig es ist, seinen Mitmenschen mit gebotenem Respekt zu begegnen. Und gerade Hitze und Alkohol fördern dieses Manko deutlich zutage. Diese Schattenseite unseres Wohlstands sollte niemand billigen.

Rüdiger Reupke, Isenbüttel

Politiker sollten keine Nebenjobs haben

Zu „Abgeordnete sollen mehr Geld bekommen“ vom 24. Juni und den Leserbriefen vom 24. Juni:

Ich kann dem Leserbrief von Herrn M. Kubitza voll zustimmen. Wie kann man es in einer Demokratie zulassen, dass Abgeordnete in Aufsitzräten der Wirtschaft sitzen und von dort erhebliche Nebeneinnahmen erhalten? Sie machen sich dadurch zu Handlangern und müssen die Erwartungen der Wirtschaft durch entsprechende Gesetze erfüllen, die nicht immer zum Wohle des Volkes sind. Sie sind dadurch nicht mehr neutral und für mich unglaubwürdig. Korruption und falsches Profitdenken sind die Hauptprobleme in allen Ländern.

Gerda Buchfelder, Wolfsburg