Zu „A39-Gegner vor Gericht: Ausbau wäre ein Angriff auf das Klima“ vom 26. Juni:

Die negativen Auswirkungen der A39 auf die Klimabilanz lassen sich relativ einfach mit den Erkenntnissen der Verkehrsforschung begründen. Es gilt das Prinzip des „konstanten Reisezeitbudgets“: Über die Jahre verbringen wir – trotz immer schnellerer Verkehrsmittel – durchschnittlich nahezu konstant viel Zeit im Verkehr. Das bedeutet: Die Menschen werden aufgrund der schnelleren Fahrt auf der Autobahn (im Verglich zu bestehenden Bundesstraßen) ganz automatisch mit der Zeit über größere Distanzen pendeln oder andere (Tages-)Fahrten unternehmen, die erst durch die Autobahn überhaupt möglich werden. Es wird also nicht nur Verkehr von anderen Straßen verlagert, sondern ganz klar neuer Verkehr induziert und dadurch logischerweise auch das Klima stärker geschädigt. Gravierend kommt hinzu, dass noch mehr Verkehr etwa von der umweltfreundlichen Bahn auf das Auto verlagert wird, weil sich der Zeitvorteil des Autos gegenüber der Bahn deutlich vergrößert. Würde man die Verkehrswende ernst nehmen und die Milliarde etwa in den Ausbau der Bahnverbindung stecken, ließe sich der Effekt dagegen umdrehen: Wer will da noch mit dem Auto über die Dörfer zuckeln, wenn der Expresszug mit 160 Stundenkilometern Braunschweig und Wolfsburg mit Uelzen, Lüneburg und Hamburg verbindet?

Dr. Martin Schwerter,
Braunschweig

Die Planer sollten auf die Schiene setzen

Ebenfalls dazu:

Dass sich der aberwitzige Irrglaube, mehr Autobahnen und Straßen würden für eine flüssigere Fährt sorgen, noch immer so hartnäckig hält, ist nicht zu glauben. Denn erwiesenermaßen erhöht sich das Verkehrsaufkommen nur noch, ist ja eine neue Straße da. Instandhaltung bestehender Straßen inklusive Brücken und absoluter Vorrang des Ausbaus, der Instandhaltung des Schienennetzes und Neueröffnung von Bahnhöfen ist das Gebot der Stunde.

Johanna Weber, Braunschweig

Dann müsst ihr drinnen bleiben

Zu den Leserbriefen zum Thema „Bäume an Straßenrändern“:

Das Leben ist nun einmal lebensgefährlich. Wer das nicht will, muss drinnen bleiben. Mein Rat lautet: Alles aus dem Weg räumen, damit die modernen Lemminge ungehindert ihr Ziel erreichen.

Jürgen Mück, Gifhorn

Die Zeche zahlt der Wald

Zu „Kahlschlag soll Borkenkäfer stoppen“ vom 28. Juni:

Ausgerechnet die Kernzone des Harzes zu einem höchst zweifelhaften Experiment des Naturschutzes zu machen, war ein großes Risiko. Den Borkenkäfer als Chance zu begreifen, empfinde ich als Zynismus. Das Katastrophenjahr 2018 hat den Fichtenbeständen den Rest gegeben. Die Sache hat aber noch eine andere, gravierende Seite, auf die ich nachfolgend eingehen möchte. Ein Drittel der Landesfläche ist Wald. Etwa die Hälfte davon ist Privatwald, der insgesamt etwa zwei Millionen Eigentümern gehört. Unsere Hauptbaumart ist die Fichte, die durch den Klimawandel am meisten gefährdet ist, gefolgt von der Buche, bei der sich schon jetzt gravierende Schäden abzeichnen. Der Gesamtschaden in der Forstwirtschaft wird schon bis jetzt auf mehr als 10 Milliarden Euro geschätzt. Die Existenz zahlreicher Forstbetriebe ist ruiniert oder bedroht. Schätzungen zufolge sind 110.000 Hektar Wald verschwunden. Diskutiert wird ausschließlich über 50 Hektar im Hambacher Forst. Die Bundesregierung hat für dieses Jahr für ganz Deutschland eine finanzielle Hilfe von 5 Millionen Euro bereitgestellt. Der Klimawandel ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Die Zeche zahlt zum großen Teil der Wald. Der braucht endlich die ernsthafte Hilfe von Politik und Gesellschaft.

Harald Binroth, Königslutter