Alle Leserbriefe beziehen sich auf „AfD will Lehrer verschärft beobachten“ vom 18. Dezember:

Alle Beamten dieses Landes, also auch Polizisten und Lehrer, verpflichten sich nicht auf irgendeine abstrakte Neutralität, sondern darauf, „das Grundgesetz zu wahren und zu verteidigen“. Das bedeutet eine Verpflichtung auf seine Werte als Grundlage eines gedeihlichen Zusammenlebens. Wie etwa den auf Wahrung der Würde und Unversehrtheit aller Menschen. Wenn jemand zum Beispiel den Artikel 1 verletzt, indem er eine bestimmte Gruppe von Menschen ausgrenzt, verteufelt oder verächtlich macht, dann ist solchen Bestrebungen entgegen zu treten. Schließlich erwachsen aus solchen Handlungen immer wieder Gewalt und Störung des friedlichen Zusammenlebens bis hin zu Krieg. Die schlimmen Kriegs- und Nachkriegserfahrungen sind den nachwachsenden Generationen nicht mehr präsent, obwohl diese Zusammenhänge nach wie vor bestehen. Das macht das Lebendighalten der Lehren aus der Vergangenheit so wichtig. Gerade der Lehren aus Weimarer Republik und Nazizeit. Demokratie braucht Diskussion. Wenn im Schulunterricht grundgesetzwidrige Äußerungen und Handlungen thematisiert werden, dann ist das die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Lehrenden. Wer anonyme Anschwärzungsportale von solchem Handeln zum Wahren und Verteidigen unserer Grundwerte einrichtet, versucht Menschen die das tun einzuschüchtern. Auch wenn öffentlich keine Namen genannt werden, denn eine verborgene Datensammlung ist schon für sich Drohung. Zugleich entlarven sich die Macher solcher Portale durch die Zielrichtung ihrer Aktion selbst.

Dr. Richard Goedeke, Braunschweig

Denunzianten hatten wir zur Genüge

Denunzianten hatten wir in unserer jüngsten Geschichte zu genüge. 1933 bis 1945 im sogenanntem Dritten Reich sowie 1949 bis 1990 in der DDR. Die Folgen und Auswüchse sind hinlänglich bekannt.

Wolfgang Jäckel, Braunschweig

Eigentlich müsste die AfD beobachtet werden

Genau anders herum ist es richtig und notwendig! Lehrer, aber auch Eltern und Schüler sollten Aktivitäten und Äußerungen der AfD und der im Umfeld dieser Partei agierenden Gruppierungen (zum Beispiel Identitäre, rechte Burschenschaften, nationalistische Kameradschaften) genau beobachten und im Unterricht thematisieren. Schule soll und muss ein Bewusstsein dafür schaffen, dass bestimmte Verhaltensweisen und Äußerungen von AfD-Mitgliedern und Sympathisanten nicht in Ordnung sind. Zu nennen wären zum Beispiel Antiliberalismus, Islamophobie, Fremdenfeindlichkeit, Antifeminismus, reaktionäres Gesellschaftsbild. Ich möchte kein Zurück zu einem autoritär-ständestaatlichen Deutschland wie vor 1933. Oder welches Deutschland meint Gauland, wenn er sagt: „Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen“?

Ulrich Groberg, Braunschweig

Der größte Schuft ist der Denunziant

Dazu fällt mir nur der alte Spruch ein: Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!

Doris Schmidt, Braunschweig

Und schon ist die AfD wieder das Opfer

Da ist sie wieder, die Opferrolle: Mit der AfD werde schlecht umgegangen und man „wolle ein Bewusstsein dafür schaffen, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht in Ordnung sind“. Und das von einer Partei, die in ihrer Wortwahl und in ihrem Verhalten gegenüber Andersdenkenden eine große Aggressivität an den Tag legt und die Wahrheit schon einmal verbiegt, damit sie in das eigene Weltbild passt. Was kommt als nächstes? Ein Meldeportal, um Kritiker der AfD zu denunzieren, damit diese mit Unterlassungsklagen überzogen werden können? Ich erlaube mir, das Zitat von Herrn Rykena etwas zu verändern: „Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass bestimmte Verhaltensweisen der AfD nicht in Ordnung sind“.

Klaus Grübl, Braunschweig

Schüler als inoffizielle AfD-Mitarbeiter

Mit der AfD werde „schlecht umgegangen“, sagt also deren Landesvorsitzende. Ausgerechnet der Partei, die eine SPD-Politikerin „nach Anatolien entsorgen“ möchte und anders mehr - das nenne ich mal eine wirkliche Doppelmoral. Ich meine, die AfD hat Angst davor, dass beim Namen genannt wird, wenn ihre Mitglieder rechtsradikale Positionen vertreten wie die Jugendorganisation der Partei oder Nazi-Sprache und Gedankengut verwenden wie nicht wenige ihrer Politiker. Diesen kritischen Diskurs möchte die AfD verhindern, indem sie Lehrerinnen und Lehrer bespitzeln lässt, wie das in der DDR die inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi getan haben.

Prof. Dr. Matthias Hahn, Berlin