Zum Leserbrief „Bahnstreik trifft die Falschen“ vom 13. Dezember:

Die Wut der Leserin über den Streik ist richtig, aber die sollte sich an den Bahnvorstand richten, nicht an die Beschäftigten. Welche Möglichkeiten haben Arbeitnehmer außer einem Streik, ihre Forderungen durchzusetzen? Warum sollte ein Unternehmen seinen Angestellten freiwillig mehr Geld zahlen, wenn dieser es nicht muss? Man muss sich nur den Niedriglohnsektor angucken, der so gut wie nie bestreikt wird. Beschissener Lohn, schlechte Arbeitsbedingungen. Aber schaut man in die Unternehmen, die eher streikfreudig sind, werden gute Löhne gezahlt, es herrschen gute Arbeitsbedingungen. Nicht weil der Arbeitgeber sein Herz für die Beschäftigten entdeckt hat, sondern weil die Arbeitnehmer es erkämpfen mussten. In der Reallohnentwicklung steht Deutschland international ziemlich abgeschlagen da, weil Arbeitskämpfe in Deutschland eher eine Ausnahme als die Regel sind.

Benedikt Röhl, Wolfsburg

Eisenbahnergewerkschaft verhält sich rücksichtslos

Zu demselben Thema:

Zur Durchsetzung ihrer Ziele ist es den Eisenbahngewerkschaften wohl völlig egal, ob sie Kollegen anderer Berufsgruppen um ihr sauer gespartes Geld bringen, welches sie für eine Flugreise ausgegeben haben! Bei den Warnstreiks am Montag wurden Flughafenzüge bestreikt. Zum Beispiel hat man den von uns gebuchten ICE 642 von Berlin (Abfahrt 09:49) nach Düsseldorf nur bis Duisburg fahren lassen. Die Strecke Hannover – Düsseldorf Flughafen wurde also auf der DB Internet-Fahrplanseite als „Fahrt findet nicht statt“ gekennzeichnet. Auch die nächsten Züge ein und zwei Stunden später waren so gekennzeichnet. Da die Gewerkschaften der Bahn nicht mitteilten, welche Züge bestreikt würden, konnte man Montag gegen 9 Uhr überhaupt nicht absehen, ob zu einem späteren Zeitpunkt noch ein Zug zum Flughafen Düsseldorf fahren würde. Wir entschieden uns deshalb für die Nutzung unseres privaten PKW, um den um 15 Uhr geplanten Abflug doch noch zu erreichen. Leider standen wir dann auf der A2 bei Bad Nenndorf für vier Stunden im Stau wegen komplett gesperrter Autobahn. Als wir dann nach acht Stunden Fahrt am Flughafen Düsseldorf ankamen, war das Flugzeug weg. Mit diesem Artikel möchte ich die Eisenbahngewerkschaften für ihr rücksichtsloses Verhalten scharf kritisieren!

Ulrich Wolf, Braunschweig

Wenn Theater gespielt wird, kommen auch die Besucher

Zu „Besucherzahlen im Staatstheater sinken“ und dem Kommentar „Bewegt euch“ vom 5. Dezember:

Im Kommentar zu den Besucherzahlen des Theaters wird auch die Erwartungshaltung der Zuschauer angesprochen. Die Kritik des Autors greift da zu kurz. Sicher gibt es Zuschauer, die Inszenierungen wie „anno 1950“ sehen wollen. Deren Zahl dürfte jedoch verschwindend gering sein. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit modernes, zeitgemäßes Theater will, aber eben Theater. Statt sich des Fundus’ von Hunderten von Stücken zu bedienen, die für das Theater geschrieben wurden und die uns auch heute noch viel zu sagen haben, werden Bücher und Filme dramatisiert und Programme mit aktuellen Themen neu erarbeitet. Meist ging das mehr oder weniger schief. Das Interessante und Auf- und Anregende am Theater ist die Interaktion von Menschen auf der Bühne. Die kommt aber in Programmen wie „Moby Dick”, „Transit” oder auch „Glauben“ aus der Klement-Zeit zu kurz. Die Schauspielerinnen und Schauspieler agieren so vor sich hin und treten nur selten in Kontakt miteinander. Wenn dann, wie in „Transit”, die Regie auch noch vorsieht, dass der arme Herr Kienast die ganze Zeit auf einer Stelle stehen muss, wird’s schnell langweilig. Diejenigen, die schon lange ins Theater kommen, bindet man so nicht, Neulinge gewinnt man nicht. Dass das hinsichtlich der Zuschauerresonanz erfolgreichste Stück der vergangenen Spielzeit ein Klassiker war, in dem Theater gespielt wurde, ist sicher kein Zufall. Frau Schlingmann müsste diesen Weg nur weiter gehen, statt auf „Imperium“, „Iran-Konferenz“ und „Autoland“ zu setzen. So schlimm sind die Zuschauer nämlich gar nicht...

Klaus Poppe, Wolfsburg