Zur Karikatur auf der Debattenseite vom 5. Dezember:

Schon sehr makaber Ihre Karikatur! Ich glaube kaum, dass sich der Deutsche (Michel) diese Gewalttätigen „Gelbwesten“ hier wünscht! Demonstrieren ja, Gewalt wie in Frankreich nein!

Alfred Schubert, Braunschweig

Als Deutscher sehe ich das als irrationales Theater

Zu „Rebellieren ,Gelbwesten’ auch bald bei uns?“ vom 4. Dezember:

Der Polit-Teufel tanzt auf den Straßen der französischen Städte und auch in den Dörfern der Provinz. Was vor über zwei Wochen eher als harmloser Protest der „Gelben Westen“ gegen die ökologisch begründete Kraftstoffsteuer begann, hat sich zu einer gewaltigen innenpolitischen Krise ausgeweitet. Der französische Präsident kam deswegen früher als geplant vom G20-Gipfel aus Argentinien zurück, um das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben. Ähnlich wie bei dem G20-Gipfel letztes Jahr in Hamburg (schwarzer Block) beherrschen inzwischen radikale Kräfte die Bewegung der Gelbwesten und haben deren ursprüngliche Zielsetzung durch ihre Gewaltexzesse komplett verdrängt. Schon werden irrwitzige Forderungen wie die Absenkung anderer Steuern oder die Anhebung des Mindestlohns gefordert – vorbei am Parlament und den anderen oppositionellen Parteien – und mit dem Druck der Straße gedroht. Der Vorsitzende der Republikaner hat sich in opportunistischer Anbiederung an die Protestler zu der Forderung hinreißen lassen, Steuersenkungen per Referendum zu fordern. Als ob die Franzosen nicht eine demokratisch legitimierte Regierung hätten, die bisher mit Erfolg versucht hat, eine planvolle Steuer- und Wirtschaftspolitik mit wichtigen Reformansätzen durchzusetzen. Aber Frankreich ist nicht ohne diesen anarchistischen Impuls seiner Bürger zu verstehen, ihren Regierungen, egal welcher Couleur, (Pflaster-)Steine auf den Weg zu legen. Man versteht das als Deutscher kaum noch, wenn man das total irrationale Theater und Chaos in diesem Land im Fernsehen und vor der eigenen Haustür sieht, da man bisher fest an das vernunftverliebte Volk der Franzosen glaubte.

Klaus Reisdorf, St. Paulet de Caisson (Frankreich)

Neue Form des Bürgerprotests

Auch zu dem Thema:

Frankreich erlebt eine ganz neue Form des bürgerlichen Protestes. Dieser ist nicht kontrollierbar und beeinflussbar, weil er keine direkten Ansprechpartner hat. Die „Gelbwesten“ sind eine Versammlung von Menschen, die sich nur über die sozialen Medien im Internet organisieren. Doch diese Art des Bürgerprotestes scheint der der Zukunft zu sein, weil alle, die teilnehmen wollen, auch erreicht werden! Dadurch wird die Teilnehmerschar immer größer werden! Leider warten die Radikalen aller Couleur natürlich nur auf diese Internetaufrufe und können sich ohne weiteres dort dranhängen, um ihr eigenes Spiel zu spielen! Wenn diese Rebellion Schule macht, können wir uns auch in Deutschland auf eine ganz neue Form von nachhaltigen Protestbewegungen einstellen!

Jochen Eckolt, Braunschweig

Hype um Macron ist vergangen

Ebenfalls dazu:

Die Gallier sind doch ein ganz eigenes Völkchen. Sie fürchten sich vor nichts – außer dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Als Schröder 2.0 in Frankreich als Staatspräsident an die Macht kam, war nicht nur bei den Franzosen die Begeisterung groß. Endlich ein Präsident mit Visionen nicht nur für Frankreich, sondern für ganz Europa. Dieser Hype um Macron hat sich in Luft aufgelöst. Die Franzosen hätten es besser wissen können, ja, müssen, wenn sie den Blick über den „Zaun“ nach Osten gerichtet hätten. Allerdings sind die Gallier (siehe oben) ein ganz anderes Völkchen als die angeblich so furchterregenden Germanen. Wenn die Deutschen eine Revolution machen wollen, fragen sie erst nach, bei welcher Behörde es denn den Antrag auf Revolution gebe, während die Gallier Manager, Politiker usw. gleich (selbstverständlich im übertragenen Sinne) auf den Scheiterhaufen setzten oder unter Madame Guillotine legen – heutzutage. Als eine der Töchter der Habsburger Kaiserin Maria-Theresia damals sagte „Was schreit das Volk nach Brot? Soll es doch Kuchen essen!“, ist ihr das nicht gut bekommen. Wenn Macron heute meint, das Volk habe die Prasserei der Reichen zu bezahlen, wird ihm das auch nicht gut bekommen. Es muss ja nicht gleich die Guillotine sein. Also, Herr Macron: Wo bleibt der Kuchen für das Volk?

Werner Knurr, Hornburg

Theater wird besucht, wenn die richtigen Stücke gespielt werden

Zu „Besucherzahlen erstmals unter 200.000“ vom 5. Dezember:

Die Frage nach den sinkenden Besucherzahlen ist einfach zu erklären: Das Theater sollte die „richtigen“ Stücke (speziell bei der Oper) auswählen und vor allem vernünftig und werkgetreu inszenieren lassen und nicht merkwürdig-befremdlich auf die Bühne bringen.

Horst-Henning Albrecht, Braunschweig

Joker-Vorstellungen wieder einführen

Ebenfalls dazu:

Sehr geehrte Frau Schlingmann, bitte führen Sie die Joker- Vorstellungen einmal im Monat wieder ein. Sie werden sehen, dass das Haus dann voll ist. Die Schauspieler spielen auch lieber vor großem Publikum als vor fast leeren Rängen. Und dann spricht sich auch herum, dass diese oder jene Vorstellung gut war und die Braunschweiger kommen wieder in ihr Theater. Sabine Bluhm, Braunschweig

Nicht alle haben Geld für Theaterbesuch

Zu demselben Thema:

„Ich kann eigentlich gar nicht verstehen, wieso man nicht ins Theater geht“. Die Aussage der Generalintendantin kann der Theaterinteressierte verstehen. Eine mögliche Antwort darauf dürfte sein: Es gibt durchaus Kulturinteressierte, die sich aufgrund ihres Einkommens häufige Theaterbesuche schlicht nicht leisten können. Eine der Möglichkeiten, für die Vielfalt der Veranstaltungen des Staatstheaters zu werben, wurde von Frau Schlingmann zu Beginn ihrer Intendanz abgeschafft. Es handelte sich um die bewährten monatlichen „Joker-Vorstellungen“ (für 7 Euro pro Karte), welche viele Interessierte ins Theater lockten. Diese Abende wurden in großer Breite angenommen, auch von denen, die sich reguläre Karten nicht leisten können oder einfach nur mal „schnuppern“ wollten. Die aktuell geplante Einführung von Unternehmensangeboten auf der einen und die bereits erfolgte Abschaffung der „Joker-Vorstellungen“ auf der anderen Seite sind, auch wenn es um die Besucherzahlen geht, hoffentlich Anlass zur Überprüfung der Prioritäten. Vielleicht muss die Intendanz über eine Neuauflage der oben genannten monatlichen günstigen Sondervorstellungen nachdenken, um wieder Zuschauer breiterer Einkommensschichten und Interessen zu gewinnen und an das Theater als gesellschaftlichen Ort zu binden. Nicht zuletzt die Co-Finanzierung durch öffentliche Mittel verpflichtet die Verantwortlichen zu diesem besonderen Augenmerk. Das wäre sicherlich ein wichtiger gesellschaftspolitischer Beitrag und ein Weg zur Erhöhung künftiger Besucherzahlen.

Klemens und Ursula Schürholz, Braunschweig