Alle Leserbriefe beziehen sich auf „Umzug wider Willen“ vom 14. September:

Der Hambacher Forst wird nun geräumt, damit das große Ungeheuer Schaufelradbagger ein neues Loch in einen unserer Wälder hineinfressen kann. Wie ein Krebsgeschwür in eine grüne Lunge. Nicht genug, dass dort danach nicht nur kein Sauerstoff mehr freigesetzt wird, sondern im Gegenteil zusätzlich noch CO2 im Umfang von Millionen Tonnen aus den Kohlekraftwerken in die Atmosphäre geblasen wird. Doppelter Schaden! Es hat nach Fukushima nur ein Wort der Kanzlerin und einen Bundestagsbeschluss gebraucht, um in einer Art Schrecksekunde innerhalb von wenigen Tagen die besten Kernkraftwerke der Welt abzuschalten. Aber warum braucht es Jahrzehnte, um die größten Dreckschleudern Kohlekraftwerke stillzulegen? Wenn wir schon für ein angenehmes Leben und für die Industrie unbedingt immer mehr Strom haben müssen und wir nicht genug alternative Quellen haben, würde mir Strom aus Atom weniger den Atem rauben als der aus Kohle. Aber leider geht es halt immer nur um Kohle...

Franz Albert, Wolfenbüttel

Wer bestimmt eigentlich unsere Rechtsordnung?

Das Verhalten der Umweltschützer im Hambacher Forst spricht eine wichtige Frage an: Wer bestimmt eigentlich, was Rechtsordnung sein soll?

Die der Umweltaktivisten oder die vom Volk gewählten Abgeordneten in den Parlamenten? Wessen Vorstellung gilt für unser Zusammenleben als Recht und Ordnung? Meinen selbst ernannte Umweltschützer nach ihrer Glaubensvorstellung bestimmen zu dürfen, was zu beachten ist, ohne dazu wie Abgeordnete vom Volk autorisiert worden zu sein, können wir uns doch den kostspieligen Luxus der Parlamente ersparen. Trifft das nicht zu, fragt sich aber, ob, wie in einer Diktatur, rücksichtslos Anmaßung durchgesetzt werden soll. Und das ist dann zu respektierende Demokratie?

Jürgen Westensee, Braunschweig

Mit Kohle erreichen wir die Klimaziele nicht

Das Pariser Klimaschutzabkommen ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde. Herr Gabriel hat gesagt: „Aus wirtschaftlichen Gründen brauchen wir die Kohlekraftwerke.“ Damit ist kein Pariser Klimaabkommen umzusetzen.

Kohlekraftwerke, durch ihren enormen CO2-Ausstoß Hauptverursacher der Erderhitzung, werden kaum angerührt. Nicht nur ein Plan zu einem sozial verträglichen Kohleausstieg fehlt im Klimaschutzplan. Auch eine klare Aussage, bis wann die Kohlenutzung enden muss, um die Klimaschutzziele noch einhalten zu können, sucht man vergebens.

Seit sechs Jahren wird im Hambacher Forst auf Baumhäusern demonstriert. Es liegen angeblich schwerwiegende Verstöße gegen das Bauordnungsrecht vor. Wenn die Verstöße erst jetzt festgestellt wurden, können bei dieser Gefahr die Baumhäuser noch nicht lange bestanden haben. Hier kommt klar zum Ausdruck, der Klimaschutz ist sekundär, die Großunternehmen haben das Sagen. Nur, wenn die Atomenergie abgeschaltet wird, muss es mehr alternative Energie geben, als vermehrt Kohle.

Eckart Sander, Salzgitter