Zu „Forscher aus der Region kooperierten mit Raubverlagen“ vom 6. September:

Ich wundere mich schon etwas über den Begriff „Raubverlage“. Ist der Begriff nicht scheinheilig? Wir Forscher werden doch nicht auf unserem Institutsserver gehackt, und man stiehlt uns unsere beste Publikation kurz vor der Einreichung zu einem internationalen Top-Journal trotz Firewall und Gegenwehr? Nein, so ist es nicht gelaufen. In diesem Falle liegt es anders. Ja, als Forscher erhält man täglich Dutzende unseriöser Anfragen zur Einreichung wissenschaftlicher Arbeiten, Keynotes, etc. Genauso wie man eine Zeit lang diverse Pharmazeutika angeboten bekam, die mittlerweile jedoch zuverlässig vom Spamfilter zurückgehalten wurden. Nein, in den nun diskutierten Fällen hat die Oma das Handtäschchen freiwillig übergeben, es war kein Raub.

Es stellt sich somit die Frage: Wie kommen Wissenschaftler dazu, ihre besten Arbeiten unseriösen Verlagen zu übergeben? Meine Meinung dazu lautet: Sie tun es nicht. Ihre besten Arbeiten übergeben sie den ihnen sehr wohl bekannten (weil viel selbst gelesenen) Journalen. Anfängerfehler seien verziehen. Wer hingegen eine Weile im Wissenschaftsgeschäft ist, weiß vielleicht zwar immer noch nicht, welcher Verlag ein „Raubverlag“ ist, er oder sie weiß jedoch sehr genau, welches die im jeweiligen Feld führenden A-Journale und -Konferenzen sind, dasselbe gilt für B-Journale und -Konferenzen (alle genannten mit Reviewprozessen nach wissenschaftlichen Standards). Warum wissen alte Hasen das? Weil sie von diesen Tagungen und Journalen die Papiere lesen (hoffentlich). Weil sie die Reviews der eigenen dort eingereichten Arbeiten lesen (hoffentlich), und deren Qualität kann niemand besser beurteilen als der Autor selbst. Wir reden also über wissenschaftliche Arbeiten, die C-Niveau haben, oder über „Tagungen“ an schönen Stränden, oder über unzureichende Betreuung von Doktoranden, die ohne aktives Mitgestalten ihres Betreuers den Namen mit auf das Paper setzen (müssen), und ansonsten allein auf sich gestellt sind. Wir reden sicher auch über die Angst vor Ablehnung des Manuskripts und infolgedessen über verlorene Mühe. Verloren? Nein, ich erinnere mich an unzählige Reviews, die einfach gut und wichtig waren, und meine eigene Forschung weitergebracht haben. In manchen Fällen reden wir sicherlich auch über Fälle, in denen nur noch (unzureichendes) Wissenschaftsmanagement betrieben wird, und die Professorin/der Professor zu großen Abstand zu den konkreten Forschungsfragestellungen und deren Publikation hat. Ich nehme mich selbst mit hinein, wenn ich sage: Es ist ein täglicher Kampf. Wissenschaft, ernst genommen, ist anstrengend, aber wunderschön. Liebe Wissenschaftskolleginnen und -kollegen, lasst uns alle darauf achten, wem wir unser Handtäschchen anvertrauen. Und: Wir sollten nicht mehr scheinheilig von Raub reden.

Tim Fingscheidt, Braunschweig

Linke Sammelbewegung, um dem Rechtsruck die Stirn zu bieten

Zu „Wer hat Angst vor Sahra Wagenknecht“ vom 5. September:

Was spricht eigentlich gegen oder für eine linke Sammelbewegung? Fakt ist, mit Pegida gibt es eine rechte Sammelbewegung, die zum Beispiel in Dresden stark vertreten ist und mit der AfD als Partei einen Vertreter in den Parlamenten hat! Darum klingt eine linke Sammelbewegung erst einmal nicht schlecht, aber diese ist noch in den Kinderschuhen und mehr im Internet vertreten. Erst wenn sie das erste Mal auf der Straße zu sehen ist, kann man sehen, wie stark „Aufstehen“ wirklich ist! Es braucht eine starke Bewegung, um dem Rechtsruck die Stirn zu bieten, aber diese Bewegung darf sich nicht zum Gegenteil entwickeln und eventuell eine Partei wie Die Linke schwächen! Sahra Wagenknecht hat doch meines Wissens immer betont, dass „Aufstehen“ eine außerparlamentarische Bewegung sein soll! Wenn man so eventuell die Menschen hinter dem Ofen hervorlocken kann, sollte man das doch zumindest probieren!

René Osselmann, Magdeburg

Weimar lässt grüßen

Auch dazu:

Während Herr Gauland von einer friedlichen Revolution spricht, wünscht sich Frau Wagenknecht Aktionen auf der Straße. Man trifft sich also dort, um zukünftig Probleme zu lösen. Weimar lässt grüßen! Die Regierung und das Parlament aber befinden sich, wie es scheint, auf einem anderen Planeten, auf dem die Sorgen und Nöte der Bürger keine Rolle zu spielen scheinen.

Hermann Hartmann, Braunschweig