Zu „,Aufstehen mit Sahra’“ vom 6. August:

„Aufstehen“ hat nichts mit Bob Dylan zu tun. Es gab eine Musik-Gruppe aus Holland Anfang der 1980er Jahre. Sie war unter den Linken sehr populär, und eines ihrer erfolgreichstes Lieder war „Aufstehen“. Es gibt keine Partei im Bundestag, die eine

tolerantere Flüchtlingspolitik fordert, als die Linke. Aber eine tolerante Flüchtlingspolitik ist in Deutschland alles andere als populär, und in Ost-Deutschland ist sie das erst recht nicht. Viele linke Protestwähler sind nun bei der AfD gelandet. Lafontaine und Wagenknecht haben dies wahrgenommen und versuchen zu handeln. Aber, was die beiden machen, ist brandgefährlich. „Aufstehen“ wird nicht zu einem Sammelbecken der Linken führen, sondern zu einer Spaltung der linken Bewegung.

Glen Mapp, Weddel

Wir brauchen Streit um Gesellschaftsmodelle

Auch zu dem Thema:

Wir brauchen wieder eine Interessenvertretung der Arbeitnehmer, die uns zum Ausgleich von Wirtschaftsinteressen vertritt. Wir brauchen eine Interessenvertretung mit so viel Intellekt, dass tragfähige Lösungen erarbeitet werden können. Wir brauchen eine Neudefinition gesellschaftlicher Werte, zum Beispiel Rücksicht auf den Mitbürger, kein Nehmen ohne Geben, Unterstützung in der Not, keine Toleranz für Gewalt, Bedrohung, Ausnutzung. Wir brauchen eine Bewegung, die unsere großen Zukunftsherausforderungen offen und ehrlich anspricht, keine Angst vor dem Verlust bei der nächsten Wahl hat, sich tragfähiger Lösungen für die nächsten Generationen widmet. Ja, und wir brauchen wieder einen Wettbewerb um alternative Gesellschafts- und Wirtschaftsmodelle, weil wir unser Gesellschaftsmodell seit dem weltweiten Verfall von Kommunismus und Sozialismus im Gegensatz zu anderen Herausforderungen nicht weiterentwickelt haben. Lasst es uns versuchen!

Lars Ritter, Tiddische

Soziale Agenda gegen Rechts

Ebenfalls dazu:

Die Wählerinitiative von Sahra Wagenknecht als außerparlamentarische Bewegung ist geprägt durch die Rahmenbedingungen eines entfesselten Kapitalismus und einer marktkonformen Demokratie, in der vielen die Chancen auf planbare Lebensabschnitte durch Sozialabbau, Arbeitsmarktkonkurrenzdruck, Zeitarbeitsverträge, Mietexplosionen und Pflegenotstand genommen wird, mit denen sich die Mehrheit der Gesellschaft konfrontiert sieht.

Wagenknecht und ihre Mitstreiter beabsichtigen zu handeln, nicht abzuwarten, auch deshalb, weil das Bedürfnis nach tiefgreifenden Veränderungen in unserer Gesellschaft riesig ist, und dem Kulturkampf von rechts mit einer sozialen Agenda wirksam entgegenzutreten.

Klaus Kunz, Rühen

Klimaforscher können nur mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten

Zum Kommentar „Politik machen mit der Klimakatastrophe“ und zu „Klimaforscher warnen vor Katastrophe“ vom 8. August:

Sicherlich und nicht nur möglicherweise hat der demokratische Prozess beim Klimawandel versagt. Wie ist es sonst zu erklären, dass schon seit acht Jahren deutlich ist, dass Deutschland sein 40 Prozent-Ziel für die Reduktion der CO2-Emissionen bis 2020 nicht erreicht, und die Regierung verharrt im Verdrängen und Nichtstun. Und haben die Parteien gemäß ihrem Auftrag an diesem Punkt ausreichend politische Willensbildung betrieben? Wohl eher nicht.

Die Kritik an Wissenschaftlern des PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) und anderen, sie würden mit Konjunktiven argumentieren, ist unberechtigt. Was sollen sie denn anderes machen? Bei der Einschätzung von klimatischen Veränderungen, sofern sie sich auf die Zukunft beziehen, können aus sachlichen Gründen nur Wahrscheinlichkeiten genannt werden, auch wenn der Wunsch nach 100 Prozent-Aussagen verständlicherweise noch so groß ist. Die Aufgabe der wissenschaftlichen Institute ist es insbesondere, auch die Extremvarianten klar aufzuzeigen, bei denen die Möglichkeit des Eintretens unter beispielsweise 20 Prozent liegt. Denn an diesen müssen sich die politischen Entscheider orientieren. Würden Eltern ihr Kind über die Straße rennen lassen, wenn sie wüssten, dass die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls „nur“ bei 10 Prozent liegt? Natürlich nicht. Ebenso müssen Politiker zukunftsgemäß handeln, auch wenn das Zukunftsszenario nur mit Unsicherheiten prognostiziert werden kann. Und wenn die Politiker bei dem Problem die Augen verschließen, müssen Leute wie Schellnhuber die Maximalvariante ins Felde führen und auch adäquate Konsequenzen wie den sofortigen Kohleausstieg fordern. Alles andere wäre unverantwortlich.

Bernhard Piest, Braunschweig

Nicht mehr fliegen, weniger konsumieren

Auch dazu:

Alles klar beim Klimawandel: „reißerische Pressemitteilungen offenbaren die politische Stoßrichtung“ (gemeint wohl zugunsten der Grünen), „das Ausmaß ist heftig umstritten“, „über unseren Anteil gibt es eine lebhafte wissenschaftliche Kontroverse“ schreibt und verharmlost der Autor mal wieder die schreckliche Realität unserer Zerstörung des Planeten. Also, weiter so, Leute: Klimawandel leugnen (Trump), Klimawandel wird überbewertet (diese Zeitung), Klimaziele reißen (Deutschland). Mein Vorschlag: (fast) kein Fleisch mehr essen, stattdessen regionale Bio-Produkte, weniger konsumieren, Energie und Wasser sparen, nicht mehr Fliegen!

Bernd Barnstorf-Brandes, Evessen