Berlin.

Zu den Leserbriefen zu Ali B. vom 12. Juni:

Wäre der Täter ein „Biodeutscher“, kein überregionales Medium würde wahrscheinlich darüber berichten. Es ging nie um das Opfer, die Anteilnahme war heuchlerisch, sondern der Antrieb ist der Rassismus, der in den Köpfen der Menschen steckt. Nicht die Tat, nicht das Opfer und auch nicht die Motive des mutmaßlichen Mörders, sondern die Herkunft des Täters spielt die Hauptrolle. Aufgrund dessen werden alle Flüchtlinge über einem Kamm geschoren und kollektiv in Haftung genommen. Sie werden auch bald die Konsequenzen spüren, obwohl sie die Tat genauso verabscheuen. Ihr einziger Fehler besteht darin, dass sie keine Deutschen sind und es auch nicht werden sollen. Genau da liegt die Motivation der Empörungswelle der „besorgten Bürger“ und nicht in dem Verbrechen.

Tatsache ist, dass die Kriminalität zurückgeht. Die rechtspopulistischen Parteien (dazu gehört mittlerweile auch die CSU) spielen mit der Angst der Bevölkerung, obwohl die Statistiken zeigen, dass Deutschland schon lange nicht mehr so sicher war wie jetzt, auch mit dem Zuzug von Flüchtlingen.

Der Autor des Leserbriefes ist der Redaktion bekannt. Da er schon Hassbriefe erhalten hat, verzichten wir auf eine Namensnennung.

Gewalt gegen Kinder ist ein riesiges Problem

Auch dazu:

Ja, es ist eine Tragödie, dass ein junges Mädchen auf grausame Weise sein Leben verloren hat – durch einen Flüchtling! Ist es aber weniger grausam, wenn jede Woche hier in Deutschland zwei Kinder getötet werden? Nein, nicht von Flüchtlingen, sondern ihren Eltern, oft Vätern. Tausende Kinder und Jugendliche werden Jahr für Jahr missbraucht – durch Väter, Onkel, Brüder, Bekannte, Deutsche wohlgemerkt. Mütter wissen manchmal davon, ohne ihren Kindern zu helfen. Das ist ein riesiges Problem, das die ganze Gesellschaft nicht nur entsetzen sollte, sondern zum Fragen nach den Ursachen solcher Verbrechen bringen sollte, anstatt Flüchtlinge als Sündenbock zu benutzen.

Dass Frau Merkel 2015 die Grenzen geöffnet hat, war eine humane Entscheidung einer christlichen Politikerin, für die sie sich nicht entschuldigen muss. Das als Begründung für das Erstarken einer rassistischen, nationalistischen, geschichtsvergessenen Partei anzuführen, ist hanebüchener Unsinn. Jetzt müssen allerdings endlich Lösungen für gelingende Integration auf den Tisch.

Antje Meyer, Braunschweig