Berlin.

Zu „Jeder Fünfte liest schlecht“ vom 6. Dezember:

Mindestens jeder fünfte Viertklässler liest schlecht, und leider muss man wohl die Zahl in Zukunft noch nach oben hin korrigieren. Einer der Hauptgründe hierfür dürfte der unkontrollierte Umgang der Kinder mit dem Smart- phone sein. Die Eltern lassen ihren Nachwuchs jeweils mehrere Stunden am Tag mit diesem „Spielzeug“ sorgenfrei hantieren.

Kein Wunder also, dass hierbei das Interesse am Lesen einer Tageszeitung (geschweige denn eines Buches) zu kurz kommt.

Früher wurde etwas vorgelesen, oder man hat sich gegenseitig das Lesen erarbeitet. Doch es ist natürlich viel einfacher und bequemer, wenn sich das Kind mit dem Smartphone beschäftigt und die Eltern ihre Ruhe haben, anstatt sich um die Erziehung ausreichend zu kümmern.

Die Hauptschuld für die kläglichen Leseleistungen finden sich meines Erachtens in den Händen der Erziehungsberechtigten und sind nicht in den Grundschulen und deren stark überarbeiteten

Lehrern (meine ich sehr ernst!) verankert. Die Eltern haben es in der Hand, die schleichende, hausgemachte Katastrophe (vielleicht) noch zu verhindern.

Frederik Rabovsky, Königslutter

Mehr Geld für Bildung käme Müttern zugute

Zu dem selben Thema und zu „Rentensystem benachteiligt Frauen“ vom 6. Dezember:

Die Schlagzeilen „Rentensystem benachteiligt Frauen“ und „Jedes fünfte Grundschulkind liest schlecht“ hängen unmittelbar miteinander zusammen. Warum?

Die gleichberechtigte Position vieler Frauen in Deutschland gerät mit der Geburt des ersten Kindes ins Wanken. Mehrheitlich wird beruflich pausiert und danach stundenreduziert weiter gearbeitet oder auch gar nicht mehr.

Dafür gibt es mehrere Gründe:

Erstens sind Kinder im Gegensatz zu anderen Ländern Europas hierzulande immer noch eine „Privatangelegenheit“. Dass Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder zukunftsbezogen Arbeit für die ganze Gesellschaft leisten, wird entweder nicht gesehen und/oder als mit dem Kindergeld für erledigt erklärt. Rententechnisch schlägt es sich in Form von Almosen nieder (Stichwort: Mütterrente).

Zweitens wird das antiquierte Elternideal munter weiter gelebt: Der Vater als Haupternährer und die Mutter als Haupterzieherin und Zuverdienerin. Es ist unter anderem ein Erbe der konservativen Nachkriegszeit, hat aber auch qualitative Gründe:

Denn drittens sind die Bildungs- und Betreuungsangebote im Vergleich mit vielen europäischen Ländern als unzureichend einzustufen. Um Hortplätze wird vielerorts hart gerungen. Kindergartengruppen und Klassen sind viel zu groß. Eltern übernehmen daher in ihrer Freizeit die Rolle von Nachhilfelehrkräften oder investieren, wenn sie es sich leisten können, in Profis. Auf diesem Wege wird die soziale Ungleichheit ebenfalls zementiert!

Fazit: Im Interesse aller Beteiligten sollte deutschlandweit einheitlich mehr in menschengerechtere Bildungseinrichtungen von der Krippe aufwärts investiert werden!

Dr. Claudia Bei der Wieden, Wolfenbüttel