Berlin.

Zu dem Leserbrief „Kind hat Recht auf heterosexuelles Vorbild“ vom 1. Juli:

Über die Auslassungen und Unterstellungen in diesem Leserbrief bin ich entsetzt. Homosexuelle Menschen haben sich ihre Homosexualität nicht ausgesucht, genauso wenig wie heterosexuelle Menschen sich aktiv irgendwann mal für ihre Heterosexualität entschieden haben. Gleichwohl gibt es Menschen, deren sexuelle Orientierung sich erst spät Bahn bricht, meist aufgrund der Angst vor gesellschaftlicher oder familiärer Ausgrenzung. Nach der Logik des Schreibers müssten die Kinder dieser Menschen bis zum Beweis der eigenen Homosexualität in fremde (heterosexuelle) Familien gegeben werden.

Wenn Kindern ein „Recht auf heterosexuelles Vorbild“ zugesprochen werden soll, ist wohl die Angst, dass Kinder von homosexuellen Paaren ebenfalls homosexuell werden, größer als die Sorge um das Kindeswohl oder eventuelle Diskriminierung.

Solange es heterosexuellen Menschen erlaubt ist, ohne irgendwelche staatliche Aufsicht Kinder in die Welt zu setzen, um diese dann nach eigenem Gutdünken zu erziehen, habe ich keine Angst vor homosexuellen Paaren, die Kinder adoptieren. Denn bei einer Adoption wird durchaus darauf geachtet, ob die Adoptiveltern „geordnete Verhältnisse“ nachweisen können. Mir ist ein homosexuelles Paar, dass einem Kind ihre Liebe und Aufmerksamkeit schenkt (auch wenn es, wie unterstellt wird, den Adoptiveltern vorrangig nur um „ihr eigenes Wohlbefinden geht“) wesentlich lieber als ein heterosexuelles Paar, das sich um ihre eigenen Kinder nicht kümmert. Nicht das Motiv ist entscheidend, sondern die Tat!

Jürgen Bruns, Grassel

Homosexualität ist keine Krankheit

Ebenfalls dazu und zum Leserbrief „Gleichgeschlechtliche Ehe ist nicht natürlich“ vom 1. Juli:

Diskriminierung fängt bei der Sprache an! Das haben offensichtlich die Verfasser dieser beiden Leserbriefe noch nicht begriffen! Was die Natur hervorgebracht hat – eben auch die sexuelle Neigung und Liebe zum gleichen Geschlecht – als widernatürlich zu bezeichnen, ist ein Widerspruch an sich! Homosexualität ist weder eine Krankheit noch abartig! Lange Zeit aber sah man das anders, so dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht allein einer permanenten Diskriminierung ausgesetzt, sondern unter gesetzliche Strafe gestellt waren. Ein langes beschämendes Kapitel der Menschheitsgeschichte, dass zumindest bei uns endlich mit der „Ehe für alle“ sein Ende gefunden haben sollte!

Rüdiger Reupke, Isenbüttel

Bei der „Ehe für alle“ gibt es keine Verlierer

Ebenfalls zu dem Thema:

Bei der „Ehe für alle“ kann keiner verlieren: Die heterosexuellen Ehen laufen so weiter wie bisher und können wie bisher geschlossen werden. Kinder, die bei heterosexuellen Paaren aufwachsen, bleiben dort, es sei denn, die Umstände erfordern eine Trennung der Familien vom Kind.

Doch Gewinner gibt es gewiss: Homosexuelle Paare können sich ein richtiges Ja-Wort geben anstelle der ,,Pseudo-Ehe“ durch die eingetragene Partnerschaft. Homosexuelle sind nun endlich berechtigt, Kindern ein richtiges Zuhause bieten, was sie sonst nicht hätten. Die Akzeptanz und Toleranz in der Gesellschaft dürften nun ebenfalls weiter steigen.

Warum heterosexuelle Kinder bei heterosexuellen Eltern aufwachsen sollten, wie es ein Leserbriefschreiber fordert, kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin selbst homosexuell, aufgewachsen bin ich jedoch bei meinen heterosexuellen Eltern. Ist das jetzt falsch gewesen? Haben meine Eltern etwas falsch gemacht? Dass Kinder homosexueller Eltern in der Schule diskriminiert werden könnten, das möchte ich nicht zurückweisen, die Frage ist aber, wer daran schuld ist. Die Schwulen und Lesben oder die intoleranten heterosexuellen Menschen?

Ich frage die betreffenden Leserbriefschreiber nun direkt: Bin ich als 19-Jähriger homosexueller Mann nun ebenfalls widernatürlich? Denken Sie darüber nach...

Luka Meskat, Wolfenbüttel

Der Wertegemeinschaft wurde Schaden zugefügt

Auch dazu:

Die Befürworter der „Ehe für alle“ haben der Wertegemeinschaft großen Schaden zugefügt.

Großer Sieger ist die AfD, sie lehnt bekanntlich eine gleichgeschlechtliche Ehe ab. Das Tor zum Einzug in den Bundestag hat sich somit für die AfD weiter geöffnet. Die Quittung werden die etablierten Parteien nach der Bundestagswahl im September bekommen.

Eine Ehe zwischen Mann und Frau wird hoffentlich auch in Zukunft an erster Stelle stehen.

Walter Knigge, Braunschweig