Wolfsburg.

Alle Leserbriefe beziehen sich auf den Kommentar „Ende einer Ära bei VW“ und die weiteren Berichte zum Rückzug Ferdinand Piëchs vom 18. März:

Nimmt Piëch endlich endgültig seinen Hut bei VW? Dass Professor Ferdinand Karl Piëch ein Machtmensch ist, der „undurchschaubar“ und „unberechenbar“ geworden sei, ist eine allgemeine Behauptung. Es ist geschickter, aber auch durchschaubar, eine Persönlichkeit wie Piëch wegen seiner Aussagen im Zuge des Abgasskandals gegenüber der Braunschweiger Staatsanwaltschaft als den „Alten“ zu desavouieren, als sich mit der Angelegenheit selbst auseinanderzusetzen.

Wer im Aufsichtsrat nur sein eigenes Süppchen kocht, vergisst schnell die Folgen seiner Verantwortung beispielsweise bei dem Vertrag mit dem Compliance-Vorstand („Millionen fürs Nichtstun“). Warum schickt die Politik keine unabhängigen Vertreter in den Aufsichtsrat, die keine „eigenen“ Interessen haben, aber vom unternehmerischen Ganzen die einzelnen Herausforderungen verantwortungsbewusst und ohne Realitätsferne in den Blick nehmen können?

Sehr viel steht auf dem Spiel: Die vielen Mitarbeiter, die langsam die Nase voll haben, weil sie wegen des Skandals alle betroffen, jedoch nicht beteiligt (gewesen) sind. Die Kunden, die sich nicht ernst genommen und über den Tisch gezogen fühlen. Die Öffentlichkeit, die wegen der Interesselosigkeit einzelner Aufsichtsratsmitglieder nur den Kopf schütteln kann. Die Politik, die für den schlimmsten Fall der Fälle für staatliche Hilfe sorgen soll.

Bei vielen ist der Vertrauensverlust schmerzlicher als der Unmut über die Umweltproblematik. Solange jedoch eine Unternehmenskultur der ständigen Angst herrscht, Vorgaben nicht erfüllen zu können, kann kein neues Vertrauen wachsen. Werden jedoch Menschen im Unternehmen und außerhalb des Unternehmens auf den Weg einer umfassenden Erneuerung mitgenommen, können zugleich Maulkörbe, Fußfesseln und Zwickmühlen, Desinteresse, Angst, Erfolg um jeden Preis überwunden werden.

Aus jeder Ära kann man lernen. Einen Kulturwandel anzukündigen, reicht nicht.

Dr. Burkhard Budde, Bad Harzburg

Wer aufbaut, kann auch zerstören

Warum sich Herr Piëch von seinem Aktienpaket trennt? Das ist doch sonnenklar, Sie geben ja selbst die Antwort: „Piëch steht vor dem vollständigen Bruch mit VW“. Vor diesem Hintergrund kann ich die Sorglosigkeit einiger Herrschaften nicht nachvollziehen. Herr Piëch hat VW aus den roten Zahlen geholt, zum größten Autobauer der Welt gemacht. Aber wer aufbaut, kann auch zerstören! Bevor Piëch nun seine Anschuldigungen mit Fakten unterlegt, verkauft er sein Aktienpaket. Wenn ihm schon keine nachhaltige Ehre zuteilwird, dann wenigstens die finanzielle! Und allen, die ihn aus dem Konzern gemobbt haben, wird er zu seinem 80. Geburtstag noch gehörig einheizen. Ein Piëch gibt doch nicht klein bei! Wenn die Verwandtschaft nicht die Mittel zur Aktienübernahme aufbringt, verliert der Clan die 51 Prozent Majorität. Im Zusammenhang mit weiteren Offenlegungen im Abgasskandal wird es noch einmal so richtig rund gehen. Der Drops ist noch lange nicht gelutscht!

Michael Drewitz, Braunschweig

VW wankt, und Piëch begeht Betriebsflucht

Wie kann es sein, das gerade zu einer Zeit, in der aufgrund des Abgasskandals die Marke VW wankt, ein Mitinhaber durch den Verkauf seiner Anteile eine Betriebsflucht suggeriert?

Des weiteren stellt sich mir die Frage, warum ein Großteil der Beteiligten immer erst über die Medien erfährt, was in ihrem Umfeld passiert.

Jürgen Kröhl, Bechtsbüttel