Debatte des Tages. In Deutschland leben weniger Menschen als angenommen. Dieses Bild spiegelt sich auch in unserer Region wieder. Salzgitter etwa fällt unter die 100.000er-Marke.

In Deutschland leben weniger Menschen als vermutet: Statt der bislang angenommenen Zahl von knapp 81,8 Millionen hat die Bundesrepublik derzeit nur rund 80,2 Millionen Einwohner. Das geht aus dem Zensus 2011 hervor, den das Statistische Bundesamt gestern präsentierte. Für Länder und Kommunen sind die neuen Daten von Bedeutung: Finanzielle Zuwendungen richten sich oft nach der Einwohnerzahl.

Die Stadt Braunschweig rechnet wegen des Aderlasses bereits mit Millionenverlusten und will die Zensus-Daten prüfen. Sie erwägt eine Anfechtungsklage.

Das lässt Eckart Methner, Vorstandsmitglied im Landesbetrieb für Statistik Niedersachsen, kalt. Er erklärt, dass es gerade in Großstädten wie Braunschweig eine hohe Fluktuation gebe. Die Menschen vergessen oder versäumen es bei einem Umzug schlicht, sich abzumelden. Methner: „Da hatten sich Fehler eingeschlichen.“

In Niedersachsen werden die neuen Einwohnerzahlen ab 2014 im kommunalen Finanzausgleich berechnet, sagt Vera Wucherpfennig, Sprecherin des Innenministeriums. Da der Zensus aber nicht nur Folgen für die Finanzen hat, empfiehlt Wucherpfennig den Städten und Gemeinden einen genauen Blick auf ihre jeweiligen Zahlen. „Jede Kommune sollte überprüfen, ob sich Konsequenzen ergeben.“ Die Verleihung der Bezeichnung „Stadt“ werde nicht einkassiert. Städte wie Salzgitter und Hildesheim, die plötzlich keine Großstädte mehr sind, müssten ebenso wenig fürchten, den Posten des Oberbürgermeisters zu verlieren. Jedoch verlieren Städte, Gemeinden und Landkreise Abgeordnetensitze in Vertretungen und Räten – je nach neuer Einwohnerzahl. Das geschieht aber erst nach der Kommunalwahl 2016. Bei Beamten auf Zeit könnten die neuen Zahlen negative Konsequenzen bei Beförderungen oder Einstufungen haben. Diese richten sich nach der Größe der Kommune.

Auffallend ist beim Zensus-Ergebnis, dass vor allem die Zahl der Ausländer bundesweit deutlich niedriger ist als angenommen. Bei der Einwohnerzahl-Korrektur in Niedersachsen etwa entfielen gerade 0,4 Prozent auf Deutsche, der Rest der insgesamt 1,8 Prozent auf Ausländer.

Nach EU-Vorgaben gibt es 2021 die nächste Volkszählung in Deutschland. Datenschützer fordern, dann in Gemeinschaftsunterkünften wie Gefängnissen und Krankenhäusern anonym zu befragen. Außerdem sollten die Daten nicht mehr bis zu vier Jahre gespeichert werden.

Zahlen für unsere Region:

Stadt/Kreis

Einwohnerzahl 2011

Braunschweig

242 537

Stadt Gifhorn

41 152

Kreis Gifhorn

171 333

Stadt Helmstedt

23 235

Kreis Helmstedt

91 410

Stadt Peine

48 582

Kreis Peine

130 398

Salzgitter

98 895

Stadt Wolfenbüttel

51 756

Kreis Wolfenbüttel

120 774

Wolfsburg

119 984

Der Text wurde aktualisiert.