„Was wir aus Liebe tun, tun wir im höchsten Grade freiwillig.“ (Thomas von Aquin)

Amerika hört auf, sich totzurüsten. Angela Merkel und Nicolas Sarkozy treiben die EU-Länder beim Kampf gegen unkontrollierte Spekulation vor sich her, die FDP-Spitze beginnt hierzulande einen aussichtslosen Kampf dagegen. Und ein Teil der deutschen Öffentlichkeit fährt fort, Christian Wulff zu sezieren, wundert sich, dass dieser dabei immer weniger staatsmännisch aussieht, und macht sich wenig Gedanken über die Frage, was dieses von Wulff mitverschuldete Spektakel für die Chance bedeutet, herausragende Persönlichkeiten für öffentliche Ämter zu gewinnen.

All dies sind wichtige Themen. Und doch sollte es erlaubt sein, den Blick auf ein anderes Politikfeld zu richten, das wir allzu leicht übersehen. Den Pionieren auf der Suche nach neuen Wegen bei der Organspende geht es um die Sache, nicht um den Effekt. Ihre Arbeit zu beobachten ist eine Wohltat, die einem den Verdruss über Demoskopie-Junkies und Quasselokraten aus dem Gemüt nehmen kann.

Wenig hat sich an der traurigen Tatsache geändert, dass menschliches Leid in unserem Land fortbesteht, obwohl es durch die Übertragung lebenswichtiger Organe gelindert oder beseitigt werden könnte. Nachdem Frank Walter Steinmeier seiner Frau eine Niere gespendet hatte, war eine Welle der Anteilnahme durchs Land gerollt. Ein schönerer Beweis der Liebe ist selten offenbar geworden, und viele Menschen begannen darüber nachzudenken, was Steinmeiers Beispiel für sie selbst bedeuten könnte. Dennoch sinkt die Zahl der Organspenden. Fachleute führen das auf die Rechtslage zurück, die es Angehörigen wie Ärzten schwermacht.

Auf dem Tisch liegt nun eine Regelung, die sicherstellen würde, dass jede Bürgerin und jeder Bürger die Frage beantwortet, ob er oder sie im Todesfall Organspender sein möchte. Keine Transplantation müsste mehr unterbleiben, nur weil nirgendwo dokumentiert ist, wie sich der Verstorbene entschieden hätte.

Am 1. Februar kommt Steinmeier auf Einladung der Abgeordneten Carola Reimann nach Braunschweig, um bei einer Podiumsdiskussion und mit Lesern unserer Zeitung über die Organspende zu sprechen. Der Ertrag dürfte die laufenden Skandaldebatten mit Leichtigkeit in den Schatten stellen.