Braunschweig. Das Thema des Tages ist „Arbeit 4.0“. In sieben Vorträgen berichten Redner aus Unternehmen der Region über die Digitalisierung in ihrem Betrieb.

Die Braunschweiger Zeitung hat zum „Digital Day“ geladen – und rund 50 Auszubildende und Ausbilder kamen ins BZV-Medienhaus. Das Thema des Tages war „Arbeit 4.0“, also die Zukunft der Arbeit im Zeitalter von Vernetzung und Digitalisierung.

In sieben Vorträgen berichteten Redner aus verschiedenen Unternehmen der Region über die Digitalisierung in ihren Betrieben. Projektredakteurin Nadine Zimmer begrüßte die Zuhörer und erklärt die Idee hinter dem Projekt: „Wir wollen den Unternehmen, die bei uns dabei sind, eine Gelegenheit bieten, sich über Digitalisierung auszutauschen.“

Anna Waiblinger, Assistentin der Chefredaktion, erklärte den überwiegend jungen Zuhörern, wie die Braunschweiger Zeitung online arbeitet. Wie Zahnräder eines Uhrwerks, zeigte Waiblinger anhand eines Schaubildes, arbeiten die Braunschweiger Online-Redaktion, die Berliner Zentralredaktion und jeder einzelne Redakteur zusammen. Am Beispiel der sich ständig aktualisierenden Berichterstattung zur jüngsten Bombenentschärfung in Braunschweig zeigte sie sich zuversichtlich: „Der digitale Wandel ist auch gut für uns, weil wir noch schneller werden können.“

Über „Medien 4.0“ sprach Holger Isermann. Mit Blick auf die Krise der gedruckten Zeitungen sagte er: „Wir wissen alle, was mit den Dinosauriern passiert ist. Nun hoffen wir, dass es uns anders ergeht.“ Der Redaktionsleiter des Braunschweiger JHM-Verlags, der Zeitschriften mit einer jährlichen Druckauflage von 2,1 Millionen herausgibt, ist sich sicher: „Vertrauen und Glaubwürdigkeit werden am Ende des Tages zur Lebensversicherung des Journalismus“.

„Aber wie kann es dann sein, dass die Bild-Zeitung sich so hartnäckig hält? Die ist ja nicht gerade vertrauenswürdig“, wollte Zuhörer Sven Teske (18), Azubi der Braunschweigischen Landessparkasse, von Isermann wissen. „Bei der Bild-Zeitung ist wohl die Unterhaltsamkeit der entscheidende Faktor“, antwortete Isermann: „Da mag es auch eine Art von Vertrauen geben. Nur informieren sollte man sich als Leser dann doch woanders“

Für die Braunschweigische Landessparkasse schilderten die Auszubildenden Lena Bartosch und Victoria Jama, wie die Bank sich der Digitalisierung stellt. Besonders hoben sie das Projekt „Digital Buddys“, eine Initiative von Nachwuchskräften, hervor: Jede Filiale und Abteilung der Bank – von Helmstedt bis nach Holzminden – erhalte einmal jährlich Besuch von einem „Digital Buddy“, einem jungen, digital versierten Mitarbeiter, der Fragen beantwortet und die Mitarbeiter vor Ort in Sachen Digitalisierung voranbringt.

Der „Digital Day“ im BZV Medienhaus

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Dass die Pflegebranche noch immer in relativ geringem Grad digital arbeitet, darauf wies Moira Wagner (Evangelische Stiftung Neuerkerode und Diakoniestationen Harz-Heide) hin. Trotzdem könne die Digitalisierung auch im Pflegebereich die Arbeit effizienter und günstiger gestalten. „Allerdings brauchen wir noch die Geldquellen, um das entscheidend voranzubringen“, so Wagner. Applaus erntete sie für ihre Forderung: „Technologien und digitale Lösungen dürfen den Menschen aber nicht ersetzen, sondern sie müssen mehr Zeit „Mensch zu Mensch“ ermöglichen.“

Andreas Sommer, Abteilungsleiter System Environment bei BS Energy, widmete sich den Veränderungen im Stromsektor. Die dezentrale Stromerzeugung, neue Geschäftsmodelle, die heutigen intelligenten Mess- und Ablese-Systeme: All das, so Sommer, seien „Marktwerte“ die ohne Digitalisierung undenkbar seien – „datenschutztechnisch manchmal problematisch, aber ‘ne Bank“. Innovation heiße auch, Fehler machen zu dürfen: „Dann haben Sie eine Lernphase, und danach machen Sie‘s richtig.“ Das Tempo dieser digitalen „Revolution“ werden in den nächsten Jahren eher noch zu- als abnehmen, prognostizierte er.

Seit Jahren ist es Tradition bei MAN, dass jeder technische Auszubildende einen ferngesteuerten Modell-Truck baut. Jörn Tulke, Ausbildungsmeister bei MAN Truck & Bus, erklärte, wie in diese Aufgabe das neue Thema „Industrie 4.0“ integriert wurde. Mit einer App auf dem Tablet erfassen die Azubis die in den Mini-Trucks verbauten Teile. Eine Software bestellt die fehlenden Teile dann automatisch fürs Material-Lager nach. Seit knapp zwei Jahren werde das Projekt nun im großen Maßstab für die gesamte Firma umgesetzt, berichtet Tulke. Auch die Nutzung des 3D-Druckers und das Programmieren von Roboter-Anlagen seien heute Bestandteil der Ausbildung.

Über „Künstliche Intelligenz und virtuelle Assistenten“ sprach Dominik Siemon. Der Anstieg der Rechenleistung von Computern habe das Thema „KI“ zum einem „Megatrend“ gemacht und ihr ein stetig wachsendes Einsatzgebiet erschlossen, so der Wirtschaftsinformatiker von der TU Braunschweig. Neben zahlreichen Beispielen, darunter die in Braunschweig entwickelte Shopping-App „Einkaufshelden“, erklärt er, wie die Spracherkennung bei Computern funktioniert, selbst bei kruden Sätzen wie: „Hallo I bims und wünsch 1 guten Abend.“

Siemon rief dazu auf, auch „negative Aspekte“ von künstlicher Intelligenz kritisch zu diskutieren – etwa militärische Nutzungen oder die Frage: „Wie sieht die Zusammenarbeit in einem Team aus, in dem die Kollegen künstliche Intelligenzen sind?“ Für Zuschauer Tobias Zimmer (Ausbilder bei der Neuland Wohnungsbau WOB) sind das eher beängstigende Vorstellungen. „Rennen wir alle irgendwann nur noch mit Computerbrillen herum und leben in fiktiven Welten?“, fragt er. „Und wo sollte die Grenze des Einsatzes von künstlicher Intelligenz sein?“ Siemon antwortet: „Virtuelle Realität funktioniert schon heute. Die Technik ist da. Irgendwann werden wir da einen kritischen Punkt erreichen. Aber wer dann eingreifen sollte – Staat, Gesellschaft oder Wissenschaft – das kann ich nicht entscheiden.“