London. Die Bäume auf dem kleinen Friedhof an der St.-Mary-Kirche biegen sich im stürmischen Wind, der Himmel über dem Örtchen Thame in Oxfordshire ist mit grauen Wolken verhangen.

Die Szenerie könnte dramatischer kaum sein, als der weiße Sarg mit einem der Großen der Popmusik in die Tiefe gelassen wird: Robin Gibb, Sänger der Bee Gees und Schöpfer unzähliger Welthits, hat am Freitag seine letzte Ruhe gefunden. Die Asche seines Zwillingsbruders Maurice, der schon 2003 als erster Bee Gee gestorben ist, wurde ihm mit auf seine letzte Reise gegeben.

Robin Gibb, der große Komponist und Songschreiber, hat auch das Drehbuch für seine eigene Beerdigung entworfen. «Er wollte seiner Stadt und seinen Fans ein letztes Lebewohl sagen», hieß es von der Familie. In der Kirche wurde der Bee-Gees-Song «I Started A Joke» gespielt. Auch Titel aus einem Requiem, das der 62-Jährige noch kurz vor seinem Tod zum 100. Jahrestag des «Titanic»-Untergangs geschrieben hatte, wurden bei dem Gottesdienst unter Ausschluss der Öffentlichkeit intoniert - unter anderem der Titel «Don't Cry Alone».

Zuvor hatten vier mit Trauerflor geschmückte Friesen-Rappen die gläserne Kutsche mit Gibbs Sarg von seinem Wohnhaus durch die Straßen des Ortes zur Kirche gezogen. Auch seine beiden Wolfshunde «Ollie» und «Missy» liefen im Trauerzug mit. Hunderte Fans säumten die Straßen, um dem Superstar der Disco-Ära die letzte Ehre zu erweisen, darunter viele Altersgenossen. «Seine Musik hat mich ein Leben lang begleitet», sagte ein Fan. Gibb hatte monatelang gegen eine schwere Krebserkrankung gekämpft. Schließlich starb er an Nierenversagen.

Robin Gibb war in seiner Heimatstadt, in der er seit 19 Jahren mit seiner Frau Dwina gelebt hatte, als angesehener und beliebter Bürger. «Im vergangenen Jahr hat er noch feierlich die Weihnachtsbeleuchtung angeschaltet», sagte Bürgermeister Nigel Champken-Woods der BBC. Den Trauerzug am Freitag führten sein Bruder und Bee-Gee-Mitglied Barry (65) sowie Ehefrau Dwina und die Kinder Melissa, Spencer und RJ an. Auch der Magier Uri Geller wurde auf der Trauerfeier gesehen.

Mit Robin Gibb starb am 20. Mai einer der ganz Großen der Popmusik. Zusammen mit seinen Brüdern Maurice und Barry zu den Bee Gees vereint, schuf er mehr als 30 Alben und verkaufte mehr als 200 Millionen Platten.

Hits wie «Night Fever» oder «Stayin' Alive» prägten in den 70er Jahren eine ganze Ära. Darüber hinaus schuf er als Songschreiber eine große Zahl von Welthits, etwa für Diana Ross. Die Country-Ballade «Islands in the Stream» für Kenny Rogers und Dolly Parton stammt ebenfalls aus der Feder von Robin Gibb. Mit «Massachusetts» hatte er schon im Alter von 17 Jahren seinen ersten Hit gelandet. (dpa)